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Lesen und lesen lassen. Bei der Vielzahl der neuen Comics fällt mitunter die Auswahl schwer. Die Tagesspiegel-Kür soll bei der Orientierung helfen.
© Jens Kalaene/dpa

Comic-Bestenliste: Die besten Comics 2015 – Frank Wochatz' Favoriten

Welches sind die besten Comics des zu Ende gehenden Jahres? Das wollen wir von unseren Lesern und von einer Fachjury wissen. Heute: Die Top-5-Titel von Fachhändler Frank Wochatz (Comics & Graphics).

Auch in diesem Jahr fragen wir unsere Leserinnen und Leser wieder, welches für sie die besten Comics der vergangenen zwölf Monate waren. Parallel dazu war wie bereits in den vergangenen Jahren wieder eine Fachjury gefragt worden – die in diesem Jahr allerdings neu zusammengesetzt wurde. Die Jury bestand diesmal, mit Ausnahme des Tagesspiegel-Vertreters, komplett aus Comicschaffenden und Fachhändler/innen:
Sarah Burrini, Comic-Autorin und Zeichnerin ("Das Leben ist kein Ponyhof" u.a.) - ihre Favoriten finden sich unter diesem Link
Gesine Claus, Comic-Fachhändlerin (Strips & Stories, Hamburg) - ihre Favoriten finden sich unter diesem Link
Michel Decomain, Comic/Manga-Autor ("Demon Lord Camio", "Dead Ends" u.a.) - seine Favoriten finden sich unter diesem Link
Mawil, Comic-Autor und Zeichner ("Kinderland" u.a.) - seine Favoriten finden sich unter diesem Link
Daniela Schreiter, Comic-Autorin und Zeichnerin ("Schattenspringer" u.a.) - ihre Favoriten finden sich unter diesem Link
Lars von Törne, Tagesspiegel-Redakteur (www.tagesspiegel.de/comics) - seine Favoriten finden sich unter diesem Link
Micha Wießler, Comic-Fachhändler (Modern Graphics, Berlin) - seine Favoriten finden sich unter diesem Link
Frank Wochatz, Comic-Fachhändler (Comics & Graphics, Berlin) - seine Favoriten finden sich unter diesem diesem Link
Barbara Yelin, Comic-Autorin und Zeichnerin ("Irmina" u.a.) - ihre Favoriten finden sich unter diesem Link

Alle Mitglieder der Jury haben bis Ende November 2015 ihre fünf persönlichen Top-Comics des Jahres gekürt, die in den bis dahin vergangenen zwölf Monaten auf Deutsch erschienen sind. Jeder individuelle Favorit wurde von den Jurymitgliedern mit Punkten von 5 (Favorit) bis 1 (fünftbester Comic) beurteilt. Daraus ergab sich dann die Shortlist, auf der alle Titel mit mindestens fünf Punkten landeten. Diese Shortlist wurde dann abschließend von allen neun Jurymitgliedern erneut mit Punkten bewertet - daraus ergibt sich die Rangfolge der besten Comics des Jahres, die sich hier findet.

Hier dokumentieren wir die Favoriten von Frank Wochatz, Inhaber der Berliner Fachbuchhandlung Comics & Graphics:

Platz 5:
"Drifter 1 - Crash" von Nic Klein und Ivan Brandon (CrossCult)
Der psychedelische Space-Western erscheint in den USA bei Image, dem HBO der Comicszene, und Band 1 liegt nun in der deutschen Fassung bei CrossCult vor. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der irgendwo in der Galaxis auf einem Planeten bruchlandet, und sich auf die Suche nach sich selbst und seiner Identität begibt, und dabei irgendwie überleben möchte. Das alleine klingt jetzt eventuell noch nicht allzu spannend. Interessanter ist, wie der Comic erzählt wird. Als Leser begibt man sich auf die Reise zusammen mit dem Protagonisten und ist im Prinzip immer auf dem gleichen Wissensstand wie die Hauptfigur. Im Verlauf der Handlung wirft der Comic mit jeder erzählten Passage neue Fragen auf, das Künstlerteam baut gerne Cliffhanger ein. Die anfangs einfache Geschichte wird langsam aber sicher immer komplexer und vielschichtiger. "Drifter" ist einer dieser Science-Fiction-Comics, der das Getriebe im Gehirn an wirft, und über die man sich bei uns im Laden mit Begeisterung unterhält, einer der die Leser auch am nächsten Tag noch beschäftigt. Was ist da eigentlich genau passiert, und wie wird es weiter gehen? Erzählt wird zudem in Bildern (Eyecandy!) mit sparsamen Dialogen, dafür gibt es stimmungsvolle Noir-Texte aus dem Off und „was bisher geschah“ Prologe zu jedem neuen Kapitel. Dem Künstlerteam gelingt hier eine moderne, horizontal erzählte und komplexe Geschichte mit zeitgemäßem Artwork, und zugleich eine Reminiszenz an den europäischen Comic aus der "Schwermetall"-Tradition. Nebenbei ist es großartig mitzuerleben, dass hier ein deutscher Zeichner einen Genre-Comic mit internationaler Relevanz erarbeitet. Ein tolles Werk für die Seelen anspruchsvoller Science-Fiction-Fans.

Frank Wochatz.
Frank Wochatz.
© Privat

Platz 4:
"Weltraumkrümel" von Craig Thompson (Reprodukt)
Nach „Mach's gut, Chunky Rice“ ist dies ein weiteres Kinderbuch aus der Feder Craig Thompsons. Höheren Bekanntheitsgrad erreichte der Künstler mit seiner exzellenten Graphic Novel „Blankets“, und mit dem durchaus kontrovers diskutierten Orient-Märchen für Erwachsene „Habibi“. Was mich immer wieder begeistert ist die Selbstverständlichkeit, mit der in den USA Künstler wie Jeff Lemire oder Craig Thompson anspruchsvolle Graphic Novels, aber auch Entertainmentcomics machen können, ohne das da irgendwie abwertend darauf reagiert wird oder der Künstler seine Reputation aufs Spiel setzt. Diese Leichtigkeit würde ich mir noch mehr für die mitunter prätentiöse Comicbetrachtung in Deutschland wünschen. Zurück zum Werk. Das Mädchen Violet wächst in einer Familie auf, die nicht gerade er sozialen Oberschicht angehört. Ihr Vater ist ein Weltraumarbeiter, und als der eines Tages bei einer Weltraummission verschwindet, macht sich Violet sich auf die Suche quer durch das Weltall, trifft dort auf alle möglichen Charaktere und muss Gefahren meistern. Weltraumkrümel ist der Comic, den ich als Kind gerne gehabt hätte. Ein überbordendes, buntes Science-Fiction-Weltraum-Abenteuer, nicht zu albern aber mit einer guten Portion Humor. Und da gibt es etwas zu sehen, viele Seiten oder Panels haben Wimmelbildcharakter, und laden zum mehrfachen Durchblättern ein. Darüber hinaus gibt es tolle Designs, schräge Spezies und abgefahrene Weltraumvehikel. Eine Prise Pädagogik gibt es obendrauf, und wenn man was vermitteln möchte, dann bitte mit soviel Spaß (dann klappt das eventuell sogar). Hier paart sich die akribische Arbeit des Zeichners mit mit einer Liebe zum Comic, die aus jedem Panel spricht. Wie viele gute Kinderbücher kann man dieses Buch als Erwachsener lesen (ich tat es in einer Nacht, nachdem ich das Buch unter dem Vorwand, es meiner Tochter zu schenken mit nach Hause brachte ;)). Für mich steht der Band jetzt schon in einer Reihe mit modernen Klassikern wie Jeff Smiths "Bone" oder den jüngeren „Oz“ Adaptionen von Skottie Young. Awesome, wie wir Terraner gerne sagen.

Platz 3:
"Aslak" von Hub, Weytens, Michalak, Lamirand (Splitter)
Blutüberströmte Recken, die Drachen die Köpfe abschlagen - diese Geschichte möchte wirklich niemand mehr hören. Das muss auch der Geschichtenerzähler des Wikingerdorfes im Auftakt der Serie "Aslak" erfahren. Selbiger wird dann auch nach Monty-Python-Manier lakonisch, aber blutig für seine Langweilerei nach Walhalla befördert. Neue Geschichten müssen her, und der Häuptling der Wikinger erpresst die beiden Söhne des gerade unsanft verstorbenen Geschichtenerzählers, sich auf die Reise und Suche nach neuen Erzählungen zu begeben. Eine fantastische Odyssee beginnt. Wer Heroic Fantasy oder Pathos sucht, liegt bei dieser Serie falsch. "Aslak" ist auf einer Ebene ein Statement gegen 08/15-Fantasygeschichten. Wie eine Persiflage startet der erste Band - mit einem lauten Bruch mit Erzählkonventionen wird kurzerhand die Heroic Fantasy gegen den Strich gebürstet. Aber die Autoren (ein ganzes Team ist an der Produktion der Serie beteiligt) lieben offenkundig auch Fantasy, und drehen den Bierdeckel dann noch ein zweites mal um, und mit unglaublicher Fabulierwut und viel Selbstironie erzählen sie dann eben am Ende doch eine etwas andere Fantasygeschichte, bei der die ein wenig verpeilten Protagonisten auf einer erfolglosen Suche ohne es zu merken selber das Abenteuer ihres Lebens erleben. Das ist quasi post-postmodern, äußerst unterhaltsam und sympathisch mit viel schwarzem Humor gespickt. Ich weiß nicht, ob es DEN perfekten Comic gibt, aber "Aslak" ist verdammt Nahe dran. Dafür sorgen auch die fantastischen zugänglichen Zeichnungen in der Tradition franko-belgischer Comics.

Das hier sind die beiden Top-Titel von Frank Wochatz - plus Bonus

Platz 2:
"Holmes" von Luc Brunschwig und Cécil (Jacoby & Stuart)

In den Romanen von Arthur Conan Doyle stirbt der berühmte Detektiv Sherlock Holmes im Kampf mit seinem Erzfeind Professor Moriarty. Der Comic Holmes setzt genau an diesem Ereignis ein - erzählt wird die Zeit nach dem Absturz des Detektivs in die Reichenbachfälle. Insofern ist der Comic keine Adaption, sondern eine völlig eigenständige Geschichte, eigentlich ist es sogar Holmes ohne Holmes, zumindest ohne Sherlock. Der unsterbliche Mythos wird in diesem Comic aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet, die Geschichte wirft dabei einige Fragen auf: stimmen die Geschichten über Holmes überhaupt, was hat er wirklich in den letzten Jahren getan, gab es Moriarty tatsächlich und wie stand er zu Sherlock, ist Holmes wirklich tot? Später im Verlauf der Serie gewinnt die Geschichte noch einiges an Eigendynamik und geht etwas mehr in die Breite. Die Familie Holmes wird vor dem Hintergrund des Wandels der Gesellschaft kurz vor der Jahrhundertwende weiter beleuchtet. Dabei trifft die Erzählung sehr gut den Tonfall der Romane, und die unglaublich schönen und komplexen, im positiven Sinne altmodischen Zeichnungen vermitteln die Zeit und die Stimmung perfekt. Bewundernswert ist auch die Stringenz, mit der der zeichnerische Level in jedem Panel über alle Bände gehalten wird, und mit welcher Ruhe die Geschichte ausführlich erzählt wird, da gibt es seitenweise Passagen, die einzig der Stimmungsgebung dienen, z.B. mit tollen Stadtansichten oder Szenarios der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. So etwas sah man zuletzt in Shaun Tans „Ein neues Land“ oder bei Yslaires und Balacs „Sambre“, und in einer schnelllebigen Welt ist diese Serie, bei der die Künstler mehrere Jahre an einem Band arbeiten, ein wohltuender Anachronismus, auch wenn man etwas Geduld für die Fortsetzung mitbringen muss. Schöne Making-Ofs mit Skizzenmaterial und entfallenen Sequenzen runden die Bände ab. Der dritte Band der Serie ist in diesem Jahr erschienen, und für mich ist der Band stellvertretend für die ganze Serie einer der Comics des Jahres. Elementar, würde Sherlock Holmes sagen.

Platz 1:
"Wet Moon" von Atsushi Kaneko (Carlsen)
In den 60er Jahren findet der Wettlauf um die erste Mondlandung zwischen den USA und der Sowjetunion statt. Die Leiche eines japanischen Ingenieurs, der als Zulieferer für einen geplanten Mondflug Spezialteile entwickelt und herstellt, wird zerstückelt und über die Stadt verstreut aufgefunden. Der junge Inspektor Sata ermittelt in diesem Mordfall - und bereits zweimal ist ihm die Hauptverdächtige Femme Fatale entkommen. Gleichzeitig plagt Sato ein Splitter in seinem Kopf, den er sich bei einem Unfall eingehandelt hat. Dieser sorgt mitunter für Halluzinationen und Blackouts. Parallel nutzen einige seiner korrupten Kollegen seine schlechte mentale und geistige Verfassung aus, um mit ihm ein böses Spiel zu spielen. Wie man einem dem Comic angehängten Interview entnehmen kann, hat der Künstler Atsushi Kaneko mit Mainstream-Mangas im Allgemeinen nicht viel am Hut, sondern wird in dem Buch auch als 'Freier Radikaler' betitelt.

Beeinflusst ist Kaneko maßgeblich vom Film. Als sein großes Vorbild nennt er Stanley Kubrick. Die erste Assoziation, die ich als Leser beim Lesen von "Wet Moon" ziehe, zielt allerdings eher auf Alfred Hitchcocks Werk - das fängt schon beim Cover an, das geht über spannende Szenen mit angsterfüllten Augen bis zu den seltsamen und schrulligen Bad Guys (ich erinnere hier mal an die Charaktere aus „Der unsichtbare Dritte“), letztere sind in dem Manga auch mit herrlichen Bad-Guy-Visagen ausgestattet. Zudem existieren einige surreale Ausflüge, die an David Lynchs Filme erinnern, dessen Werke der Zeichner auch als Inspirationsquelle nennt. Jedoch arbeitet Kaneko mit Codes, die man als Leser noch deuten kann, während Lynch sich ja in einigen seiner Filme völlig von dem Gedanken einer rationalen Erklärung seiner Bilder getrennt hat. Lynch soll ja einmal gesagt haben, dass man seine Werke zwar interpretieren könne - aber nicht solle. Lynch zielt mit seinen Bildern rein auf Stimmung und ev. persönliche Assoziationen, während bei Kaneko die kleinen seltsamen, phantastisch anmutenden Ausflüge in einigen Bildsequenzen neben der Stimmung auch schon noch sehr gut die Handlung unterstützen, und mit dem Splitter im Gehirn des Hauptprotagonisten sogar noch erklärt werden. Da liegt wohl der große Unterschied zwischen Lynch und Kaneko, der Comickünstler verliert seinen Plot nicht aus dem Auge, und das macht den Manga für mich besser lesbar. "Wet Moon" ist zudem auf eine Verfilmung angelegt, bzw. sollte der Manga eigentlich parallel zu einem Film entstehen. Letzterer steht allerdings aus Budgetgründen noch aus.

Atsushi Kaneko zieht einige Register des grafischen Erzählens. So arbeitet er zwar einerseits mit Mitteln des Film Noir, anderseits hat der Künstler auch ein großes Gespür für Rhythmus im Comic, etwa wenn er einzelnen Sekunden Szenen über mehrere Seiten entschleunigt, oder wenn er mit immer wieder anderen Perspektiven und Bildausschnitten den Leser dazu zwingt, ganz genau und noch ein zweites, drittes oder viertes mal hinzuschauen. "Wet Moon" ist kein Comic, den man mal eben schnell durchliest, und ich würde den Comic auch nicht unbedingt einem Einsteiger empfehlen. Dafür ist die Geschichte m. E. auf den ersten Blick einfach zu sperrig angelegt - auf "Wet Moon" muss man sich einlassen.

Die Handlung wird in einem Gegenwartsstrang und verschiedenen Rückblenden erzählt. Wie in einem Puzzlespiel, das der Leser zu lösen hat ergeben die einzelnen Szenen ein Gesamtbild, das nach Abschluss des ersten Bandes der dreiteiligen Serie natürlich noch jede Menge Fragen offen lässt. Dem Leser wird Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangt, etwa dabei, dass der Leser nur am Vorhandensein einer Narbe am Kopf des Protagonisten erkennt, in welcher Zeitebene er sich gerade befindet. Dafür hinterlässt der Comic - wie ein wirklich gutes Buch oder ein bewegender Film - so etwas wie einen Nachhall. Und so soll das bitte sein.

Auf eine Analyse des Zeichenstils, der sich irgendwo zwischen japanischen Old-School-Mangas, amerikanischen und europäischen Comics bewegt, möchte ich hier an dieser Stelle verzichten. Schaut es Euch bei Interesse einfach mal an. "Wet Moon" entzieht sich wie auch viele andere japanische Comics erzählerisch, sowie zeichnerisch den landläufigen Klischees über stereotype Mangas, und erscheint bei Carlsen in einer sehr schön aufgemachten und nach Angabe des Verlages sehr kleinen Auflage im Graphic-Novel-Format. Ich empfehle zuzuschlagen, solange die Reihe verfügbar ist.

(Anmerkung: Die Besprechung zu "Wet Moon" ist ein leicht gekürzter Artikel, den ich bereits im Oktober in meinem Blog veröffentlicht habe)

Lesen und lesen lassen. Bei der Vielzahl der neuen Comics fällt mitunter die Auswahl schwer. Die Tagesspiegel-Kür soll bei der Orientierung helfen.
Lesen und lesen lassen. Bei der Vielzahl der neuen Comics fällt mitunter die Auswahl schwer. Die Tagesspiegel-Kür soll bei der Orientierung helfen.
© Jens Kalaene/dpa

0. Bonus

Außer der Reihe möchte ich noch auf zwei hervorragende Nachdrucke klassischen Materials hinweisen. Beiden gemeinsam ist, dass sie Ihrer Zeit voraus waren, sowohl was ihr humanistisches Weltbild, als auch die Ambivalenz der Figuren betrifft. Da wir auf unserem kleinen Planeten gerade das Revival der Blödheit erleben, finde ich den Zeitpunkt der Reprints quasi als Kontrapunkt sehr passend zur politischen Lage. Denn ausschließlich postmoderner Zynismus bringt uns auch nicht weiter. Zudem sind beide Klassiker gut gealtert.

Schreiber & Leser hat sich der Aufgabe gestellt, "Corto Maltese" von Hugo Pratt nachzudrucken. Die lyrische Abenteuergeschichte des Weltbürgers und Kapitäns ohne Schiff ist ein Meilenstein des romanartig erzählten Comics, und zugleich ein Beleg dafür, dass es anspruchsvolle Comics auch schon vor der Graphic-Novel-Kampagne gab. Die neue Ausgabe ist wunderschön. Nachgedruckt wurde die Urfassung in Schwarz-Weiß in einer Miniauflage, sowie die reguläre aquarell-kolorierte Ausgabe. Ich empfehle dem geneigten Leser in der Comic- oder Buchhandlung sich nicht von dem etwas schwadronierenden Vorwort des ersten Bandes von Umberto Eco abschrecken zu lassen. Einfach mal in den Comic selber reinlesen.

Ein weiterer Klassiker wird gerade in der Egmont Comic Collection nachgedruckt. Es handelt sich um "Buddy Longway" von Derib, einer Outdoor-Survival-Geschichte in Nordamerika des 19. Jahrhunderts (ich versuche bewusst das Wort "Western" zu vermeiden) zwischen den Fronten der Ureinwohner und Einwanderer, und zugleich die Lebensgeschichte eines Trappers und seiner indianischen Frau. Eine Besonderheit der Comicserie ist, dass die Figuren in der Serie altern. "Buddy Longway" erscheint in einer Gesamtausgabe mit jeweils vier Geschichten und ausführlichem redaktionellen Teil pro Band.

Frank Wochatz

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