Gefäße: Zeitbombe im Blut
Gerinnt das Blut in den Venen, droht eine Thrombose - ein lebensgefährlicher Gefäßverschluss. Dann ist Eile geboten.
Manchmal reicht schon ein dünnes Blatt Papier und schon ist es passiert - ein Schnitt und das Blut tropft. Aber keine Panik, unser Körper schüttet Gerinnungsstoffe aus, die sich in die offene Wunde setzen, Schorf bilden und die Blutung stoppen.
Doch manchmal gerinnt das Blut auch ohne eine Verletzung - mitten in unseren Blutgefäßen. Das Blutgerinnsel, das uns eigentlich vor Blutverlust schützen sollte, wird dann zu einer tickenden Zeitbombe, die uns sogar das Leben kosten kann. Löst sich der Blutpfropf, wird er vom Blutstrom mitgerissen und kann an anderer Stelle ein Gefäß verstopfen. Mediziner nennen das Thrombose. Am häufigsten sind von solchen Gefäßverschlüssen die Bein- und Beckenvenen betroffen. Oft spannt dann das Bein und fühlt sich schwer an. Die Haut des betroffenen Beines kann glänzen, sich rötlich oder bläulich verfärben und sich wärmer als beim anderen, gesunden Bein anfühlen. Ziehende Schmerzen wie beim Muskelkater sind nicht selten.
Aber wie kommt es zu so einem Gefäßverschluss? Drei Faktoren sind entscheidend. Kann das Blut nur langsam fließen oder gerät es sogar ins Stocken, können sich leichter kleine Klümpchen bilden und zu großen Blutgerinnseln heranwachsen. Das passiert besonders bei längerer Inaktivität, beispielsweise wenn das Bein in einem Gips ruhig gestellt ist oder wenn Flugpassagiere lange in einen beengten Sitz eingequetscht sind. Auch an verletzten, entzündeten oder verkalkten Gefäßwänden können sich Gerinnsel bilden, die später ein Gefäß blockieren. Nicht zuletzt spielt auch die Blutzusammensetzung eine wichtige Rolle - sind zuviel Gerinnungsstoffe im Blut, steigt das Risiko einer Thrombose.
Dabei macht es einen großen Unterschied, ob sich das Thrombus genannte Gerinnsel in den oberflächlichen, also nahe der Haut verlaufenden Venen festsetzt oder ob es die tiefen, weiter im Körperinneren gelegenen Venen betrifft. »Die tiefen Venen transportieren 80 Prozent des Blutes zurück zum Herzen«, sagt Guido Bruning, Chefarzt im Zentrum für Venen- und Dermatochirurgie an der Havelklinik Berlin. Bei diesem auch Phlebothrombose genannten Verschluss ist eine schnelle Therapie entscheidend, um zu vermeiden, dass sich der Blutpfropf löst und in der Lunge Gefäße verschließt (Lungenembolie).
Bei einer tiefen Venen-Thrombose versuchen Mediziner mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten, sogenannten Antikoagulanzien, das Anwachsen des Gerinnsels zu verhindern. Dazu spritzen sie Heparin unter die Haut oder verabreichen es als Infusion. Neuere Gerinnungshemmer können auch als Tablette geschluckt werden.
Um eine erneute Thrombose zu verhindern, wird die medikamentöse Therapie prophylaktisch rund sechs Monate lang fortgesetzt. Besteht jedoch eine erbliche Veranlagung zu Thrombosen - gab es also schon weitere Fälle in der Familie - müssen die Gerinnungshemmer lebenslang eingenommen werden.
Neben der medikamentösen Behandlung wird dem Patienten ein Kompressionsverband angelegt oder ein Kompressionsstrumpf gemaßschneidert. Sie drücken auf Muskeln und Venen, unterstützen den Blutfluss und verhindern Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe - der Schmerz schwindet.
Von oberflächlichen Venenthrombosen sind häufig Krampfadern (siehe Text Seite 76) betroffen. Kleinere Entzündungen können schon mit kühlenden Umschlägen oder Verbänden mit Heparinsalbe gelindert werden. Größere Verschlüsse müssen dagegen operiert werden. »Dabei bietet es sich an, gleich die befallene Krampfader zu entfernen«, sagt Bruning. Ob große oder kleine Thrombose - meist kann der Patient nach einer kurzen Behandlung das Krankenhaus wieder verlassen. »Wer zuhause allein ist oder sich unwohl fühlt, dem zahlt die Krankenkasse bei einer Thrombose auch einen stationären Aufenthalt«, sagt Chefarzt Bruning.
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Weitere Themen der Ausgabe: Sport. Welches Training tut ihrem Herz gut?; Stress kann krank machen - und trifft oft die Armen der Gesellschaft; Cholesterin. Über die guten und schlechten Seiten des Blutfetts; Navigator. Routenplaner zum gesunden Herzen; Bypass-OP. Eine Reportage aus dem Operationssaal; Herztransplantation. Das lange Warten auf den Spender; Lebensrettung. Wie ein Patient einen Herzanfall überlebte; Herzklappen, die man per Katheter durch die Adern schiebt; Herzkatheter. Ein Stent wird eingesetzt; Metabolisches Syndrom. Jugendliche lernen in der Adipositas-Ambulanz, nein zu sagen; Herzreha. Lernziel: Lebensstil radikal ändern; Telemedizin. Wenn der Arzt virtuell zum Hausbesuch kommt; Beininfarkt. Gefäßverschlüsse können gefährlich sein; Krampfadern. Erfolgreich therapieren; und außerdem in übersichtlichen Tabellen: Kliniken und Ärzte im Vergleich