Drogen: Vorsicht, Sucht!
Welche Drogen es gibt, wie sie wirken und wie schnell sie abhängig machen
Wer Drogen konsumiert, erwartet davon eine Leistungssteigerung, einen Wachmacherkick oder eine Stimmungsverbesserung. Verdrängt werden dabei aber die Gefahren wie die gesundheitlichen Risiken und das Suchtpotenzial.
»Wie genau eine Droge wirkt und wie schnell sich eine Abhängigkeit entwickeln kann, ist von vielen Faktoren abhängig«, sagt Thomas Reuter, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin an den DRK-Kliniken Berlin Mitte und Vorstandsmitglied der Berliner Landesstelle für Suchtfragen. »Drogen stimulieren das Belohnungszentrum im menschlichen Zwischenhirn.« Dort werden unter anderem lebens- und arterhaltende Erfahrungen wie Essen, Trinken oder Sex positiv bewertet und gespeichert. »Drogen allgemein lösen in diesem Belohnungszentrum in verschiedenem Ausmaß und auf verschiedenen Wegen Impulse aus.« Das ist ein Reiz dafür, diese Handlung zu wiederholen. Deshalb spielt das Belohnungszentrum auch eine besondere Rolle für die Entwicklung einer Abhängigkeit. Grundsätzlich begünstigen mehrere Risikofaktoren eine Sucht: »die Art und Wirkung des Stoffs, das soziale Umfeld, emotionale Vernachlässigung oder eine Abhängigkeit in der Familie.«
Eine Abhängigkeit kann psychisch oder körperlich sein. Wer körperlich abhängig ist, verspürt beim Weglassen der Substanz Entzugserscheinungen, die durch erneuten Konsum beseitigt werden können. Wichtiger und dem in aller Regel vorausgehend sei die psychische Abhängigkeit. »Sie ist gekennzeichnet durch immer wieder auftretendes und nicht stillbares Verlangen, die Substanz zu konsumieren«, sagt Reuter. »Bei einer Sucht überlagern sich häufig die körperliche und psychische Abhängigkeit.«
Unser Experte Thomas Reuter ist Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin der DRK-Kliniken Berlin Mitte und Spezialist für Abhängigkeitserkrankungen.
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Weitere Themen der Ausgabe: Faktencheck. Spannende Infos über Geist und Seele; Du hast doch `ne Meise. Ab wann ist die Psyche wirklich krank?; Hirnforschung. Was die Neurowissenschaft kann und was nicht; Psychosomatik. Körper und Geist sind eine untrennbare Einheit; Der Weg zur Heilung. Ambulant, stationär, Reha? Der Navigator weist den Behandlungsweg; Hilfe in der Lebenskrise. Berliner Adressen für den Notfall. Medikamente. Wirkung, Nutzen und Risiken von Psychopharmaka; DEPRESSIONEN: Raus aus der Blase. Der Rückweg ins Leben kann gelingen; Trotzdem gut leben! Eine Betroffene berichtet aus ihrem Alltag; Winterdepression. Wie künstliches Licht gegen saisonale Stimmungstiefs hilft; BURNOUT: Krankheit mit chic? Warum Burnout für manche nur eine Modeerscheinung ist; Abgeschaltet. Eine Skisprunglegende spricht über Sport und Krankheit; Ausgebrannt. Ein Comedian erzählt über die dunkle Seiten des Erfolgs; SUCHT: Leben ohne Drogen. Eine Entwöhnung ist harte Arbeit; Kinder von Süchtigen. Ein Bilderbuch thematisiert die Wirkung der Alkoholsucht auf die Familie; SCHIZOPHRENIE: Reizflut. Wenn der Dopaminhaushalt im Hirn aus den Fugen ist; Familienangelegenheit. Autorin Janine Berg-Peer über das Leben mit einer schizophrenen Tochter; PSYCHISCHE STÖRUNGEN: Angstfrei leben. Eine krankhafte Furcht ist heilbar; Arztbrief. Wie Zwangsstörungen therapiert werden; Essstörungen. Wenn der Genuss verloren geht; SCHLAFSTÖRUNGEN: Selbstversuch. Schlummern im Labor; Traumforschung. Was unser nächtliches Kopfkino verrät; SERVICE: Kliniken und Ärzte im Vergleich; Kolumne. Helmut Schümann rät, die Psyche ernst zu nehmen
Gwendolin Gurr