Nachfolge von Dagmar Reim: Volker Herres will nun doch nicht RBB-Intendant werden
Überraschende Wende bei der RBB-Intendantensuche. Einer der heißen Kandidaten hat zurückgezogen: ARD-Programmdirektor Volker Herres stellt sich nicht zur Wahl.
ARD-Programmdirektor Volker Herres (58) tritt nicht als Kandidat für den Chefposten beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) an. Damit bestätigten sich am Donnerstag Mittag Informationen aus dem Umfeld des RBB-Rundfunkrats. Herres hat seine Kandidatur für die RBB-Intendanz zurückgezogen. Zur Wahl stehen damit "nur" noch: der Leiter des ZDF-Studios in Paris, Theo Koll, 58, sowie Patricia Schlesinger, 54, die Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim NDR-Fernsehen. Die Findungskommission hat dem Rundfunkrat die Namen der ausgewählten Kandidaten vorgelegt. Dagmar Reim hatte Ende vergangenen Jahres ihren vorzeitigen Rückzug aus privaten Gründen zum 30. Juni angekündigt.
„Als RBB-Intendant in der Hauptstadtregion gefragt zu sein, habe ich als ehrenvoll empfunden“, sagte Herres. „Meine jetzige Aufgabe, mit neun Landesrundfunkanstalten ein Qualitätsfernsehprogramm für ganz Deutschland zu machen, ist indes so spannend und herausfordernd, dass ich diese Arbeit gern mit großer Leidenschaft und mit Spaß fortsetzen will.“ Es wird kolportiert, dass sich Herres einer notwendigen Zweidrittel-Mehrheit im 29-köpfigen Rundfunkrat nicht sicher sein konnte. Eine sichere Wahl hatte er sich, so geht die Legende, zunächst für seine Kandidatur ausbedungen. Das konnte ihm die Findungskommission nicht zusichern, wohl aber das Bemühen darum im Vorfeld der Wahl am 7. April. Das scheint nicht gelungen zu sein. Volker Herres musste eine Niederlage fürchten, anders als für Schlesinger und Koll wäre es für den amtierenden ARD-Programmdirektor tatsächlich eine Niederlage gewesen. Es ist nun wahrscheinlich, dass sich noch ein dritter, vielleicht auch interner Kandidat für die Nachfolge von Dagmar Reim ins Rennen bringt oder gebracht wird.
Aus dem "mehrjährigen Fernseh-Quotentief" herausführen
Zuletzt wurde auch darüber spekuliert, ob es nicht doch geeignete Kandidaten im Hause des RBB gibt, zum Beispiel die Programmdirektorin Claudia Nothelle. Die Zwei-Länder-Anstalt hat alles in allem rund 3000 Mitarbeiter. Diese hatten ihre Sicht der Dinge und Hoffnungen in einem offenen Brief an den Rundfunkrat vor Wochen kund getan. Wichtig sei demnach "eine nachgewiesene öffentlich-rechtliche Kompetenz, gepaart mit der Fähigkeit, alle Mitarbeiter hinter glaubwürdigen Zukunftszielen unseres Senders zu vereinen." Das habe höchste Priorität. Desweiteren heißt es in dem offenen Brief, "wir brauchen eine Intendantin, einen Intendanten, die/der Sozialkompetenz und motivierendes Führungsverhalten bereits vorgelebt hat."
Für den Redakteursausschuss des RBB ist es darüberhinaus wichtig, dass die neue Intendantin, der neue Intendant, ein anerkannte/anerkannter Journalistin/Journalist sein sollte und "nachweislich Strategien für den RBB als zukunftsfähigen multimedialen öffentlichrechtlichen Sender entwickeln kann". Durch kluge Ideen solle der RBB aus dem "mehrjährigen Fernseh-Quotentief" heraus geführt und dabei ineffiziente Managementstrukturen abgebaut werden, um auch jüngere Zuschauergruppen zu gewinnen, heißt es in einer Erklärung.
So der so, es hat sich offenbar eine Menge Reformbedarf beim RBB angestaut, vor allem im Bereich Fernsehen. Strukturen müssten dringend optimiert werden, sagen die Mitarbeiter. Egal, wer das anpackt. Jetzt muss aber erst mal gewählt werden. In einer Woche schon soll es soweit sein. Rundfunkratsvorsitzende Friederike von Kirchbach sagte, sie gehe davon dass, dass die Wahl des neuen Intendanten oder der neuen Intendantin wie geplant am 7. April stattfindet. Von Kirchbach leitete auch die zehnköpfige Findungskommission.