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"Tatort" in Freiburg. Harald Schmidt (rechts) verkörpert Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer, Eva Löbau spielt Hauptkommissarin Franziska Tobler und Hans-Jochen Wagner den Hauptkommissar Friedemann Berg.
© SWR

Neue Rolle im "Tatort" aus Freiburg: Harald Schmidt nimmt Thomas de Maizière zum Vorbild

Der "Tatort" bekommt ein berühmtes Ensemble-Mitglied: Harald Schmidt spielt mit im neuen Krimi aus dem Schwarzwald den Chef der Kommissare.

Harald Schmidt spielt künftig mit im neuen Schwarzwald-„Tatort“. Als Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer wird er den Vorgesetzten der Ermittler darstellen - und damit vermutlich für eine überdurchschnittlich hohe Einschaltquote beim ARD-Krimi sorgen. Klamaukig soll der neue "Tatort" aber nicht werden.

„Ich habe mich vom Lustigen verabschiedet“

„Ich habe mich vom Lustigen verabschiedet“, versicherte Schmidt am Dienstag, als das neue Team vorgestellt wurde. Er habe dem SWR für die Rolle "sofort zugesagt“, denn das Engagement sei in seiner Karriere ein "logischer" Schritt: „,Tatort' ist das Einzige, das ich noch nicht gespielt habe.“ Den Namen für Kriminaloberrat Gernot Schöllhammer habe er sich selber ausgedacht - und ein berühmtes Rollenvorbild habe er auch: "Thomas de Maizière". Wahrscheinlich wegen der berühmt gewordenen Aussage des Bundesinnenministers: "Ein Teil der Antworten würde die Bevölkerung verunsichern."

Zum Rollennamen "Gernot Schöllhammer" sagte Schmidt noch: "Es hätte auch Gottlieb sein können. Ich kann mir vorstellen, dass jemand in diesem Alter und dieser Position so heißen könnte.“ Das weitere Rollenprofil des von ihm dargestellten Charakters umschrieb der Entertainer mit den Worten, es handle sich um einen „heterosexuellen, katholischen Familienvater“.

An Schlagfertigkeit hat der 58-Jährige offensichtlich nicht eingebüßt, seit er sich im März 2014 als Late-Night-Talker - zuletzt bei Sky - von seinem Publikum verabschiedet hat. Schon früher hatte Schmidt TV-Rollen angenommen, etwa beim „Traumschiff“, bei „Soko Stuttgart“ und „Wilsberg“. Im "Tatort" soll er aber nicht nur einen Gastauftritt haben, sondern regelmäßig zu sehen sein.

Nachfolger vom Bodensee-"Tatort"

So berühmt der neue Kriminaloberrat, so wenig bekannt sind die beiden neuen Ermittler: Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner werden als Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg auf Verbrecherjagd gehen, wie der Südwestrundfunk (SWR) mitteilte. Sie werden das Nachfolger-Team von Eva Mattes und Sebastian Bezzel, die bislang am Bodensee ermittelt haben.

Die österreichische Schauspielerin Löbau wurde 1972 in Waiblingen geboren und wirkte bereits in Nebenrollen an mehreren Tatorten mit. In der satirischen ZDF-Sitcom Lerchenberg spielte sie die Hauptrolle der Sybille Zarg. Der 1968 in Tübingen geborene Wagner war ebenfalls bereits in mehreren Tatort-Folgen sowie in der Krimireihe „Kommissarin Heller“ zu sehen. Zudem spielte er auf Bühnen in Wien, Freiburg, Berlin und Düsseldorf.

Die ARD lässt den „Tatort“ in Konstanz auslaufen, um die Nachfolge hatten sich mehrere Städte bemüht, darunter Karlsruhe und Ulm sowie Heidelberg und Mannheim. Mehr als 100 Bürgermeister aus Städten und Gemeinden im Schwarzwald hatten mit ihrer Unterschrift Unterstützung für einen „Tatort“ im gesamten Mittelgebirge signalisiert. Man habe einen Kontrast zu den beiden Teams in Stuttgart und Ludwigshafen gesucht, sagte SWR-Intendant Peter Boudgoust. Den Zuschlag bekommen hat nun Freiburg.

Überraschung, Coup - und eine Gefahr?

SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser schwärmte von der "weltweit bekannten Region, die für Mythen und Sagen genauso steht wie für atemberaubende Natur". Der "Tatort" führe "in die Abgründe dieser Region, die spannungsreiche Sujets bietet von bäuerlichem Leben und Religiosität bis zu Massentourismus, Ökologiebewusstsein und Strukturwandel." Die Dreharbeiten sollen 2016 beginnen.

Dem SWR ist mit dem Engagement von Schmidt ein Coup gelungen - der aber womöglich eine Gefahr birgt. Denn der 58-jährige Entertainer und Schauspieler tummelt sich ungern in der zweiten Reihe. Erinnert sei nur an die Drängelei, als Harald Schmidt just Sky Du Mont den Blaublut-Sektor im deutschen Fernsehen streitig gemacht hat. Schmidt hält sich selbst für den führenden Adels-Darsteller in Deutschland und mehr als das. „Ich sehe im gesamten Markt niemanden, der mir in die Quere kommen könnte - außer vielleicht Armin Mueller-Stahl“, hatte Schmidt seine Führungsrolle unterstrichen. Aber selbst Mueller-Stahl hätte seine Probleme, denn Schmidt habe von Kameraleuten über den Konkurrenten gehört, "dass seine Augen zu blau sind".

Der Schauspieler und Kabarettist, der lange Jahre als Late-Night-Intellektueller die Nachdenklichen im Land begeistern wollte, hat dem Showgeschäft den Rücken gekehrt. Jetzt macht er Schmonzes-TV, entweder als Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle im ZDF-"Traumschiff", oder als Lord im Rosamunde-Pilcher-Land Cornwall oder wie jetzt gerade als Graf der „Burg Schreckenstein“ in der Verfilmung der gleichnamigen Kinderbuchserie.

„Bislang wurden mir als Rollen fiese Rechtsanwälte angeboten, die bei schwangeren Migrantinnen auf Eigenbedarf klagen. Jetzt bin ich in diesem würdigen Bereich. Ich habe nichts dagegen, wenn es beim Stichwort Adel heißt: Rufen wir den Schmidt an.“ Der aristokratische Hauch sei aber nicht das einzige Kriterium, wenn er sich für eine Rolle entscheide: „Ich liege zu Hause auf meinem Diwan, trinke Mokka und warte, was auf mich zukommt. Wenn ein Filmangebot kommt, ist es immer das gleiche Prinzip: Wer spielt mit und wo wird gedreht?“, sagte er, der auch beim ZDF-„Traumschiff“ mitspielt. „Es müssen eben nur Locations sein, die für andere als Traumreiseziele gelten.“

Schmidt möchte nicht mit sympathischen Kollegen in Berlin rumstehen

Auf die Frage, was wichtiger sei, die Kollegen oder Drehort, sagte Schmidt: "Das ist beides gleich wichtig. Man möchte nicht mit unsympathischen Kollegen an schönen Drehorten rumstehen, man möchte aber auch nicht mit sympathischen Kollegen in Berlin rumstehen." Und schicke Kostüme seien natürlich wichtig - wie in dieser Grafen-Rolle: eine enge, rote Hose, Stiefel eines italienischen Herstellers und eine Langhaar-Perücke aus europäischem Echthaar. Schmidt sagte, das Kapitel Show sei für ihn abgeschlossen. "Ich arbeite jetzt als seriöser Schauspieler, als Charakterdarsteller, der seine Figuren in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge stellen möchte." Gegen das Prädikat "Adel" hat er überhaupt nichts einzuwenden: "Ich bin wahrscheinlich der Einzig, der nicht jammert, weil er in eine Schublade gesteckt wird. Ich bin jetzt auf Adel abonniert und das gefällt mir wahnsinnig gut."

Und jetzt Kriminaloberrat in Freiburg? Der Südwestrundfunk wird es sich gut überlegt haben. Allerdings sieht es so aus, als sollte der Schmidt-Personalie der jetzt noch bescheidene Glanz des Kommissars-Duos Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner aufpoliert werden.

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