zum Hauptinhalt
Queen Elisabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip 2015 auf Staatsbesuch in Berlin.
© imago/Stefan Zeitz

Häufiger Gast in Berlin: Wie Prinz Philip einmal auf der Museumsinsel verschwand

Er war geschätzt als amüsanter Gesprächspartner, sprach deutsch mit dem Regierenden Bürgermeister. Der Tagesspiegel erwähnte ihn zuerst 1947.

Für seine lockeren Sprüche war er berühmt: Wenn Prinz Philip an der Seite der Queen Berlin besuchte, schlugen ihm in Berlin, der Stadt mit der schnoddrigen Schnauze, Wogen der Sympathie entgegen. Als die Nachricht vom Tod des britischen Prinzgemahls am Freitag die Öffentlichkeit erreichte, gingen die Flaggen der Botschaft in der Wilhelmstraße und der Residenz im Grunewald auf Halbmast.

Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller würdigte die Rolle des Verstorbenen für Berlin: „Er hat über die vielen Jahrzehnte in seiner Rolle als Gemahl der Königin auch das Herz vieler Berlinerinnen und Berliner erreicht, die am Wohlergehen des britischen Königshauses seit jeher Anteil nehmen.“

„Unsere Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger fühlen mit der Queen“, betonte Müller. „Wir denken daran, dass die Queen das Staatsoberhaupt einer unserer früheren Schutzmächte gewesen ist. Uns ist bewusst, dass der Tod von Prinz Philip auch für unsere britischen Freundinnen und Freunde ein tiefer Einschnitt ist.“ Großbritannien hatte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Sektor Berlins verwaltet.

[Royals an der Spree: Elizabeth und Philip waren oft und gerne gemeinsam in Berlin. Die besten Bilder von ihren Besuchen (T+)]

Der langjährige Protokollchef des Auswärtigen Amts, Bernhard von der Planitz, erinnert sich im Gespräch mit dem Tagesspiegel an einen „höchst angenehmen Gast“, der aus seiner positiven Distanz zum ganz großen Protokoll keinen Hehl machte. Unter anderem beim Staatsbesuch im November 2004 erlebte er den Prinzen persönlich.

Einmal, erzählt von der Planitz, sei er bei einer Führung auf der Museumsinsel plötzlich verschwunden gewesen. Große Unruhe beim deutschen Protokoll. Der britische Amtskollege beruhigte von der Planitz: „Machen Sie sich keine Sorgen, das kommt häufiger vor.“ Tatsächlich tauchte der Prinzgemahl am Ende der Führung wieder auf.

Bei ihren Staatsbesuchen war er immer dabei

Eindruck auf die deutsche Delegation machten vor allem die guten Sprüche des Prinzen, seine trockene Ironie. Bei der Erinnerung denkt von der Planitz laut nach: "Ob Harry wohl zur Beerdigung kommt?"

Der frühere Chefredakteur und langjährige Herausgeber des Tagesspiegel, Hermann Rudolph, hat noch in lebhafter Erinnerung, wie eine Botschaftsmitarbeiterin ihn und seine Frau 1992 beim Empfang in der Deutschlandhalle Prinz Philip vorstellte mit den Worten: „Das ist der Chefredakteur der besten Zeitung in Berlin.“ Rudolph glaubte Mitgefühl aus den Worten des mit den Attacken der auflagenmächtigen britischen Boulevardpresse vertrauten Prinzen zu hören, als er antwortete: „Oh, dann sind Sie nicht die größte.“

Als Mann an der Seite von Queen Elizabeth II. wurde Prinz Philip bei den großen Staatsbesuchen gefeiert. Er war dabei, als sie 1992 zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor schritt und auch, als sie im Jahr 2000 das neue Botschaftsgebäude in der Wilhelmstraße eröffnete. Damals übernachtete das Paar in der Botschafterresidenz im Grunewald.

Beim ersten Staatsbesuch 1965 galt den West-Berlinern die britische Monarchie als Symbol der Beständigkeit, als Schutzschild der Demokratie. Fast 1,3 Millionen Menschen standen am 27. Mai in Berlin Spalier und jubelten dem königlichen Paar zu, bevor es sich zum Bankett ins Schloss Charlottenburg begab. In der damals zweigeteilten Stadt waren Auftritte der West-Alliierten immer auch ein großes Hoffnungszeichen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Bereits zwei Jahre später kam Philip ohne Elizabeth II. zurück zu einem kurzen Besuch bei der britischen Einheit „Queen’s Own Highlanders“. Damals landete er auf dem Flughafen Gatow im britischen Sektor.

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken.]

Als er 1971 in der Uniform eines britischen Obersten wiederkam, zum Besuch des Ersten Bataillons seines Leibregiments „The Duke of Edinburgh’s Royal Regiment“, wurde er vor dem Rathaus Schöneberg mit Bravo-Rufen empfangen. Mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz unterhielt er sich auf Deutsch über die Ost-West-Gespräche, über die Zukunftsvorstellungen der Berliner und die Situation der Bevölkerung in der DDR.

Händeschütteln im Schlüterhof

Mit der Queen und Prinz Philip an der Spitze zeigten die britischen Royals in den Jahren der Teilung immer wieder ihre Verbundenheit mit West-Berlin. Normalerweise war die Zahl der Staatsbesuche in einem Land auf drei begrenzt.

Dass es fünf wurden in Deutschland – nach 1965 noch 1978, 1992, 2004 und 2015 – muss auch an gegenseitiger Sympathie gelegen haben. Kurz vor dem ersten Staatsbesuch 1965 hatte die Queen ihren Ehemann noch zum privaten Verwandtenbesuch nach Schloss Salem begleitet – der deutschstämmige Philip war dort Internatsschüler gewesen.

Die Queen legte immer Wert darauf, möglichst vielen Menschen zu begegnen. Beim Staatsbankett, das der damalige Präsident Horst Köhler für sie 2004 im damals neuen Schlüterhof ausgerichtet hat, stand Prinz Philip an ihrer Seite und schüttelte die Hände der geladenen Gäste.

So riesig groß, wie mancher es sich vorgestellt haben mag, wirkte er gar nicht. Rund 240 Gäste waren dabei, darunter auch Prinzessin Caroline von Monaco und Ernst August von Hannover.

[Alle wichtigen Nachrichten des Tages finden Sie im kostenlosen Tagesspiegel-Newsletter "Fragen des Tages". Dazu Kommentare, Reportagen und Freizeit-Tipps. Zur Anmeldung geht es hier.]

Auch am folgenden Tag war der Duke of Edinburgh an der Seite der Queen, die zu einem Benefizkonzert zugunsten der Dresdner Frauenkirche in die Philharmonie geladen hatte. Zusammen mit Bundespräsident Horst Köhler und seiner Frau Eva Luise betraten die Queen und Prinz Philip als letzte den Konzertsaal und verließen ihn als erste wieder. Sie applaudierten langanhaltend mit ihren Gästen der Northern Sinfonia, die unter der Leitung von Thomas Zehetmair nach dem Abspielen der deutschen und britischen Nationalhymnen aufgeführt wurde.

Im Tagesspiegel wurde Prinz Philip zum ersten Mal am 1. Augst 1947 erwähnt. Da wurde die bevorstehende Hochzeit mit der britischen Thronfolgerin Elizabeth am 20. November desselben Jahres bekannt gegeben.

Immer sei er einen halben Meter hinter der Queen gegangen, erinnert sich Bernhard von der Planitz. Er sei ein Mann gewesen, für den die Pflicht an allererster Stelle stand. Luft macht er sich in seinen flotten Sprüchen, die auch Grenzen überschreiten konnten. Sie wurden Legende, sein Markenzeichen. Bernhard von der Planitz sagt, er habe sie immer als lustig, nie als böse erlebt.

In seinem Kondolenzschreiben an die Queen ging auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier darauf ein. Mit Haltung, Charme und Witz habe er die Hochachtung und Liebe der Bevölkerung ihres Königreiches gewonnen, schrieb er der britischen Königin. Und weiter: „Ich durfte seinen scharfsinnigen Humor bei unseren Begegnungen in London und Berlin auch persönlich mit großem Vergnügen erleben.“

Die Deutschen, schrieb Steinmeier, trauerten um eine gewinnende Persönlichkeit, die einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geleistet habe. Als Angehöriger der Royal Navy habe Prinz Philip zudem für die Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Terror gekämpft.

Zur Startseite