zum Hauptinhalt
Königin Elizabeth II. und Prinz Philip fahren am 24.05.1978 über das Maifeld am Olympiastadion. Im Juni kommt die Queen zum vierten Staatsbesuch nach Berlin.
© dpa

Salut für die königliche Urgroßmutter: Was die Queen in Berlin plant

Vor 50 Jahren war Elizabeth II. zum ersten Mal in Berlin. Im Juni kommt sie zum vierten Staatsbesuch – und natürlich auch ans Brandenburger Tor.

Wenn Königin Elizabeth II. im nächsten Monat nach Berlin kommt, dann reist sie sogar schon einen Tag früher an als ursprünglich geplant. Am 23. Juni werden sie und der Herzog von Edinburgh auf dem Flughafen Tegel am Abend von einer Ehrengarde mit 21 Salutschüssen begrüßt. So kann sich das royale Paar ausgeruht am folgenden Morgen zum Schloss Bellevue begeben, wo die Queen von Bundespräsident Joachim Gauck mit militärischen Ehren empfangen wird. Bekannt gegeben wurde das Besuchsprogramm pünktlich zum 50. Jahrestag ihres allerersten Staatsbesuchs in Deutschland.

Der begann am 18. Mai 1965 in Bonn und dauerte elf Tage lang. Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke begrüßte Elizabeth II. dort. Zwei ihrer vier Kinder waren damals noch klein, Edward war ein Jahr alt, Andrew war fünf Jahre alt, Ann 14 und Charles 16. Genau 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet der Besuch besonders in Berlin, wo die damals 39-jährige Königin am 27. Mai eintraf, zum Triumphzug.

Als Monarchin einer der drei westalliierten Schutzmächte war sie, ähnlich wie zuvor US-Präsident John F. Kennedy, Hoffnungsträgerin für die West-Berliner, eine Garantin, dass ihre von der kommunistischen DDR umgebene Stadt am Leben gehalten wird. Und vielleicht symbolisierte sie für manche Ostdeutsche vier Jahre nach dem Bau der Mauer auch schon die Hoffnung auf die Freiheit irgendwann, ohne dass sie das ausdrücken konnten. „Wir unterstützen Ihren selbstverständlichen Wunsch nach Wiedervereinigung in Frieden“, sagte die Königin damals, mitten im Kalten Krieg.

Gartenparty beim britischen Botschafter

Und nun kommt sie, ein Vierteljahrhundert nach dem Happy End, noch einmal zurück – als Urgroßmutter. Am 21. April ist sie 89 Jahre alt geworden. Gerade wurde ihr fünftes Urenkelkind geboren, Prinzessin Charlotte Elizabeth Diana of Cambridge. Die neugeborene Prinzessin kommt allerdings definitiv nicht mit.

Die bei Staatsbesuchen übliche Vorausreise der Planer vom Protokoll hat bereits stattgefunden. Eine Schifffahrt auf der Spree wird am 24. Juni den militärischen Ehren folgen. Danach trifft sich die Queen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und will anschließend in der Neuen Wache Unter den Linden einen Kranz niederlegen. Am Nachmittag gibt es den Brückenschlag zurück ins Jahr 1965. Damals hatte Elizabeth II. die Vortragsreihe „Queen’s Lecture“ ins Leben gerufen. Im Jubiläumsjahr nimmt sie nun selber daran teil. Den Vortrag in der Technischen Universität hält Neil McGregor. Abends richtet der Bundespräsident ein Staatsbankett im Schloss Bellevue aus.

Am nächsten Morgen reisen die Queen und Prinz Philip zusammen mit Joachim Gauck und Daniela Schadt nach Frankfurt am Main. Da war sie noch nie vorher. Abends kehren sie nach Berlin zurück, um an einer Gartenparty des britischen Botschafters teilzunehmen. Um diese Jahreszeit wird in den Botschaften weltweit der Geburtstag der Queen nachgefeiert.

Der britische Botschafter Simon McDonald betrachtet den Besuch als Ehre: „Das Programm ist so angelegt, dass möglichst viele Menschen Gelegenheit erhalten, die Königin zu sehen, und es hebt die starken Bande zwischen Großbritannien und Deutschland hervor.“ Der Botschafter fordert dazu auf, engagierte Menschen, die sich aktiv für die deutsch-britische Freundschaft einsetzen, über die Facebook-Seite der Britischen Botschaft zu nominieren.

Am 24. Mai wird ein Nominierter ausgewählt

Am 24. Mai wird ein Nominierter ausgewählt und zu einer Veranstaltung mit der Queen im Rahmen des Staatsbesuchs eingeladen. Teilnahmebedingungen findet man unter www.facebook.com/UKinGermany.

Ihr letzter Berliner Programmpunkt wird am 26. Juni auf dem Pariser Platz stattfinden. Dort besichtigt sie mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller das Brandenburger Tor. Anschließend fliegt sie nach Celle, um die Gedenkstätte Bergen-Belsen zu besuchen. Von dort aus kehrt sie nach Großbritannien zurück.

Das Tor kennt sie bereits von früheren Besuchen. Als die Queen 1992 zum dritten Staatsbesuch nach Berlin kam und zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor schritt, ging man bereits davon aus, dass dies ihr letzter Staatsbesuch in Deutschland sein würde. Damals hieß es, dass die Queen kein Land mehr als dreimal mit einem protokollarisch so hoch angesetzten Besuch beehrt.

Schließlich hatte sie Berlin bereits 1978 zum zweiten Mal besucht. 1992 war ihr „Annus Horribilis“, das Schreckensjahr, in dem Windsor Castle brannte, und in dem die Ehen von dreien ihrer Kinder scheiterten. Für die Queen, die als Oberhaupt der Church of England eine wichtige moralische Instanz ist, waren das schlimme Schicksalsschläge.

Aber sie überstand alle Herausforderungen und konnte 2002 ihr Goldenes Thronjubiläum feiern. Vor elf Jahren kam sie noch einmal zu einem Staatsbesuch nach Berlin. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler gab ihr zu Ehren ein festliches Staatsbankett im Schlüterhof. Sie bedankte sich mit einer sehr besonderen Geste. Am darauffolgenden Abend lud sie die Spitzen der Berliner Gesellschaft zu einem Charity Konzert in die Philharmonie ein. Der Erlös des Konzerts war für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche bestimmt, die im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.

„Da wird viel erwartet“

Der langjährige Protokollchef des Auswärtigen Amtes, Bernhard von der Planitz, hat ihren letzten Staatsbesuch organisiert. Dass sie tatsächlich noch einmal kommt, findet er „bemerkenswert, ungewöhnlich und großartig“. Schon damals war er angesichts ihres Alters beeindruckt, wie bravourös sie den Besuch absolviert hat. „Das ist ja kein Zuckerschlecken“, sagt er. „Da wird viel erwartet.“

Die Queen ist bekannt dafür, dass sie ihre Kräfte gut einschätzen und einteilen kann und ausreichende Freiräume einbaut, um nebenbei ihre Alltagspflichten zu erledigen. Als Oberhaupt von 16 Commonwealth-Ländern fällt da einiges an, diese Rolle muss sie schließlich auch dann ausfüllen, wenn sie gerade nicht im Buckingham Palace ist. Sie ist die älteste amtierende Monarchin der Welt.

Als sie am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey gekrönt wurde, war an die heute 60-Jährigen noch nicht zu denken. Es war die erste Krönung, die im Fernsehen übertragen wurde, aber viele besaßen noch keinen eigenen Fernseher.

Zur Startseite