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Eine gute Hebamme zu haben ist für Eltern enorm wichtig, ob während der Geburt oder später bei der Nachsorge. Nun sollen mehr Hebammen ausgebildet werden – und es gibt noch weitere Pläne.
© Caroline Seidel/dpa

Kinderkriegen in Berlin: Wie Berlin die Probleme in der Geburtshilfe lösen will

Groß sind die Probleme in der überlasteten Geburtshilfe. Um sie zu lösen, hat der Berliner Senat nun ein Aktionsprogramm beschlossen.

Der Senat hat das Berliner Aktionsprogramm für eine sichere und gute Geburt beschlossen. Die Maßnahmen sollen die angespannte Situation der Hebammen und in den Krankenhäusern in Berlin entlasten. Mehr Geburtshelfer sollen ausgebildet, außerdem sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, heißt es in dem Zehn-Punkte-Plan. Das Land fördert außerdem den Ausbau der Kreißsäle. Und mit Hilfe digitaler Programme sollen Kapazitäten transparenter und besser verteilt werden.

„Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, die bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt sicherzustellen“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD).

Das Aktionsprogramm hatte die Verwaltung an einem Runden Tisch gemeinsam mit Eltern, Hebammen, Ärzten sowie Vertretern von Geburtskliniken und Krankenkassen entwickelt. Es soll nun zügig umgesetzt werden. Der Runde Tisch soll die Abarbeitung des Aktionsplans weiter begleiten und kontrollieren.

CDU begrüßt, FDP kritisiert

Die CDU-Fraktion begrüßte das Aktionsprogramm, auch wenn sich die Senatorin spät diesem wichtigen Thema genähert habe. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Florian Kluckert, kritisierte den Plan als nicht innovativ. Zu einer Problemlösung gehöre sofortige bessere Bezahlung sowie Klarheit über Konzepte bezüglich der Ver- und Absicherung für Hebammen.

Sowohl die Geburtskliniken als auch die Hebammen sind durch die steigenden Geburtenzahlen in Berlin überlastet. Die Suche nach einer Hebamme für die Nachsorge wird immer schwieriger. Die Krankenhäuser mussten im vergangenen Jahr zahlreiche Frauen abweisen, die bereits in den Wehen lagen.

All das will das Aktionsprogramm verbessern. Bereits ab April sollen die Krankenhäuser mit einem digitalen Bettennachweis in Echtzeit abrufen können, welche Kreißsäle frei sind. Das System soll in allen Stationen eingeführt werden, die Geburtsstationen werden die ersten sein, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung.

20 Millionen Euro für sieben Kliniken

Sechs Kliniken erweitern ihre Kapazitäten, indem sie um- oder neubauen. Das Helios Klinikum Berlin-Buch, das Sana Klinikum Lichtenberg, die DRK Kliniken Berlin Westend, das St. Joseph Krankenhaus Tempelhof, das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau und das Vivantes Klinikum Friedrichshain bekommen dafür 20 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds.

Etwas länger dauert es mit den Ausbildungsplätzen für Hebammen. Bis 2020 sollen die Hebammenschulen ihre Kapazitäten um fast zwei Drittel von 202 auf 332 Ausbildungsplätze erhöhen. Um EU-Vorgaben zu erfüllen, muss die Ausbildung bis Anfang 2020 akademisiert sein.

Die Evangelische Hochschule Berlin bietet einen solchen Studiengang bereits an, die Charité entwickelt ein Studium. Für Hebammen aus anderen Ländern will der Aktionsplan die Anerkennung von Ausbildungen beschleunigen – mit zusätzlichen Stellen im Landesamt für Gesundheit und Soziales. Von 43 Anträgen von ausländischen Hebammen in den Jahren 2016 und 2017 wurden bisher 26 Anträge genehmigt.

Die Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands Susanna Rinne-Wolf lobte das Programm: „Wir sind gespannt auf die Ausgestaltung und zeitnahe Umsetzung“, sagte sie, „insbesondere in den Punkten, die die Arbeitsbedingungen der Hebammen betreffen.“ Der Verband arbeitet an einer digitalen Plattform, mit der Schwangere schneller eine Hebamme bekommen und gleichzeitig Hebammen leichter Vertretungen finden sollen.

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