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Vor dem Roten Rathaus sammeln sich die streikenden Lehrer.
© Tania Röttger
Update

Bildung in Berlin: Warnstreik, Tag 2: Die nächste Stufe wird gezündet

Noch mehr Streikende: Die Lehrer erhöhten am Dienstag ihren Druck. Jetzt wird sogar schon über einen einwöchigen Ausstand diskutiert.

Berlins Lehrer streikten - und diesmal sogar zwei Tage lang. Am Montag und Dienstag kam es zu Einschränkungen im Schulbetrieb und zu vielen Unterrichtsausfällen. Es ist der dritte große Warnstreik in diesem Jahr, zu dem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen hat, nachdem Gespräche mit Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen gescheitert waren.

Lesen Sie hier die Eindrücke vom zweiten Streiktag.

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Stellungnahme der Finanzverwaltung. Finanzsenator Kollatz-Ahnen teilt mit, das Land sei "grundsätzlich gesprächsbereit", dürfe die Tarifpolitik aber nicht im Alleingang entscheiden, das müsse auf Bundesebene geschehen. Ebenso verhalte es sich mit der Gehaltserhöhung von Grundschullehrern. Die würde das Land 60 Millionen Euro pro Jahr kosten, Berlin könne sie nicht als erstes und einziges Bundesland einführen. Aber Kollatz-Ahnen macht ein wenig Hoffnung: "Ich kann mir vorstellen, hier perspektivisch zu Verbesserungen zu gelangen."

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Nach dem Streik ist vor dem Streik. 3.323 Teilnehmer aus 515 Schulen hatten sich beteiligt, sagt die Senatsbildungsverwaltung, gestern nahmen noch 3.162 Lehrkräfte teil. Gab es schon Reaktionen vom Senat? Bisher habe das Telefon noch nicht geklingelt, sagt die GEW-Landesvorsitzende Siebernik. Wenn in den nächsten Tagen nichts komme, werde die GEW-Tarifkommission wieder einberufen und beraten, ob weitere Aktionen stattfinden sollen. Wie in Tempelhof-Schöneberg hätten sich auch andere Bezirksgruppen für weitere mehrtägige Streiks ausgesprochen. Dem Vernehmen nach war sogar von einwöchigen Streiks oder vom Bestreiken der Präsenztage zum Ferienende die Rede. Das werde "sehr kontrovers" diskutiert. "Wenn die SPD sich nicht bewegt, dann hat sie die Streiks im Wahlkampf", kündigte GEW-Sprecher Manuel Honisch an.

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Reden, Rasseln, Pfiffe. In Grüppchen stehen die Lehrer zusammen. Vor der Bühne werden die GEW-Forderungen beklatschet, die Nacherzählung der bisherigen Gespräche mit der Finanzverwaltung mit Pfiffen und Rasseln verurteilt. Es wird auch auf andere Bundesländer geschaut. In Sachsen gebe es ähnliche Probleme. Ein Solidaritätsbrief wird vorgelesen, ein "Unterstützungsgruß" von Lehrern aus Köln.

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Richtung Rotes Rathaus. Rund um den Neptunbrunnen versammeln sich die Streikenden. Die Gruppe, die zu Fuß vom Potsdamer Platz aus losgelaufen ist, ist bereits da, die Radfahrer-Demo trudelt nach und nach ein. "Gleiche Arbeit, gleicher Lohn, alles andere ist nur Hohn", rufen die Lehrer. Ganz vors Rote Rathaus können die Lehrer wegen einer Baustelle nicht. "Aber das macht nichts", sagt GEW-Chefin Doreen Siebernik. "Es geht darum, laut und sichtbar zu sein. Und das sind wir bereits."

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Die Lehrer streiken heute auch auf dem Fahrrad.
Die Lehrer streiken heute auch auf dem Fahrrad.
© Tania Röttger

Zu Fuß und per Rad. Um 10 Uhr sollte es losgehen mit der Fahrrademo, aber der Start verzögert sich etwas. Am Velodrom haben sich ein paar Hundert auf Fahrräder eingefunden, die radelnd demonstrieren wollen. Ihr Ziel: der Neptunbrunnen am Alexanderplatz, wo um 11.30 Uhr die zentrale Abschlusskundgebung stattfinden soll. Fast alle tragen die roten GEW-Westen, viele haben Fahnen an ihren Rädern befestigt. Auch einige Kinder sind dabei. Eine streikende Lehrerin sagt, sie habe ihr eigenes Kind mitgebracht, weil dessen Lehrerin auch streikt.

Auch zu Fuß wird protestiert, vom Potsdamer Platz aus in Richtung Neptunbrunnen.

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Lesen Sie hier die Ereignisse vom ersten Streiktag in Berlin.

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GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik mit einer Unterschriftenrolle für Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen.
GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik mit einer Unterschriftenrolle für Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen.
© Maurizio Gambarini/dpa

Reaktionen. „Die Ignoranz von Herrn Kollatz-Ahnen ist respektlos gegenüber den Lehrkräften und verantwortungslos gegenüber dem gesamten Berliner Schulsystem“, sagt GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik. Für die CDU ist der Streik Anlass, die Rückkehr zur Lehrerverbeamtung zu fordern: "Mit der Rückkehr zur Verbeamtung fielen die große Kluft zwischen Verbeamteten und Angestellten, damit auch die Unzufriedenheit und die Streiktage sowie der massive Unterrichtsausfall weg. Es ist für uns unerklärlich, dass bei der SPD auch nach fünf Jahren kein Umdenken eingesetzt hat."

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Teilnehmerzahlen. Die GEW meldet über 3500 Teilnehmer am Streik und über 4000 Demonstranten. Die Senatsbildungsverwaltung zählt etwas weniger, danach haben sich 3.162 Lehrer aus 486 Schulen am Montag an dem Streik beteiligt. Der zentrale Nachschreibtermin für das dritte Prüfungsfach im Abitur in den Fächern Spanisch, Italienisch, Neugriechisch, Altgriechisch, Portugiesisch, Türkisch, Polnisch, Chinesisch, Japanisch sei trotz des Streiks reibungslos verlaufen.

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Finanzverwaltung wird eingekreist. Der Zug setzt sich fort, die Verwaltung soll umringt werden. Ein Lehrer vom Albrecht-Dürer-Gymnasium, Neukölln, sagt, das Auspfeifen sei nicht so gut gewesen, das wecke nicht gerade Sympathien. Aber es sei eben verständlich. Beim letzten Gespräch mit der GEW habe die Finanzverwaltung keine Verhandlungen führen wollen. "Wir sind gut ausgebildet und bereit Kraft in den Beruf zu stecken" - das solle auch mit entsprechender Bezahlung honoriert werden.

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Doreen Siebernik, Landesvorsitzende der Gewerkschaft GEW übergibt eine Unterschriftenrolle mit Forderungen der Gewerkschaft an Martin Jammer, Abteilungsleiter in der Senatsfinanzverwaltung.
Doreen Siebernik, Landesvorsitzende der Gewerkschaft GEW übergibt eine Unterschriftenrolle mit Forderungen der Gewerkschaft an Martin Jammer, Abteilungsleiter in der Senatsfinanzverwaltung.
© Maurizio Gambarini/dpa

Streikrolle für die Finanzverwaltung. Die Trommelgruppe führt die Streikenden in einem Zug um das Gebäude der Finanzverwaltung herum. Martin Jammer, Leiter der Abteilung für Landespersonal in der Senatsverwaltung für Finanzen kommt heraus. Doreen Siebernik von der GEW überreicht ihm die Rolle, mit den Forderungen der Gewerkschaft und den Unterschriften der Lehrer und Lehrerinnen. Sie sagt zu ihm: "Wir sind nicht alleine gekommen." Jammer wird ausgepfiffen, zuckt darüber mit den Schultern. Er bedankt sich und schüttelt die Hand von Siebernik. Dann geht er wieder in das Senatsgebäude. "Durchaus beeindruckend", findet er den Aufzug, "viele Berliner Lehrkräfte auf der Straße". Seine Verwaltung habe großes Interesse, zufriedene und gut ausgebildete Lehrkräfte zu haben.

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Streikende Lehrer vor der Finanzverwaltung.
Streikende Lehrer vor der Finanzverwaltung.
© Tania Röttger

Trommeln und Pfeifen. Um 11.30 Uhr füllt sich der Platz vor der Finanzverwaltung in der Klosterstraße. Die GEW verteilt Trillerpfeifen, eine Trommelgruppe sorgt für den Sound. Auf dem Boden liegt eine große Papierrolle, auf der sollen Unterschriften und Forderungen gesammelt werden, später bekommt sie der Finanzsenator überreicht. Die Lehrer haben Plakate mitgebracht, auf einem steht: "13 ist keine Unglückszahl. E 13 für alle ausgebildeten LehrerInnen". Das ist eine der Kernforderungen: alle ausgebildeten Lehrer sollen das gleiche Geld bekommen und in die gleiche Entgeltgruppe eingestuft werden, nämlich E13.

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Oder doch die Verbeamtung? Der Verein "Bildet Berlin" spricht von einer "Degradierung der Lehrer durch den Senat" und unterstützt den Warnstreik. Und bringt die Verbeamtung als Möglichkeit ins Spiel, die Ungleichbehandlung in den Lehrerzimmern zu beenden: "Der Berliner Senat beharrt darauf, weiterhin beamtenrechtliche Regelungen auf seine angestellten Lehrkräfte anzuwenden. Wenn der Senat behauptet, es gäbe keine Sonderwege für Berlin innerhalb des Tarifvertrags, muss er auch den Berliner Sonderweg der Nicht-Verbeamtung beenden", sagt der Vorsitzende des Vereins, Florian Bublys.

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Diskussion im Rathaus. In die Kantine des Rathauses Schöneberg sind rund 100 Lehrer gekommen. Auch Doreen Siebernik, GEW-Vorsitzende, ist dabei. Sie leitet die Diskussion. Einige Lehrer zweifeln daran, ob die Streiks etwas bringen. Es wird diskutiert, ob man nicht lieber an Prüfungstagen streiken sollte, oder vielleicht an den Präsenztagen in den Ferien, so dass keine Schüler betroffen seien. Das hätte aber zu wenig Durchschlagskraft, finden die meisten. Am Schluss wird ein Meinungsbild abgeholt, ob es weitere mehrtägige Streiks geben soll. Fast alle sind dafür. Gegen 11 Uhr machen sich die Lehrer in Richtung Kundgebung auf. Ab 11.30 Uhr wollen sie von der Jannowitzbrücke in Richtung Finanzverwaltung ziehen.

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Streiktreff der Neuköllner Lehrer auf dem Tempelhofer Feld.
Streiktreff der Neuköllner Lehrer auf dem Tempelhofer Feld.
© Sylvia Vogt

Picknick im Grünen. Auf dem Tempelhofer Feld treffen sich die Lehrer aus Neukölln und breiten erst mal die Picknickdecken aus. GEW-Chef Tom Erdmann kocht Wasser auf einem Campingkocher für Instantkaffee. Er erinnert sich an die Verhandlungen mit Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), die Anfang Juni stattgefunden haben. "Er hat alle unsere Forderungen abgelehnt. Ich halte das für politisch dumm. Er hat uns ja noch nicht einmal einen kleinen Knochen hingeworfen. Ist doch klar, dass wir dann weiter streiken." Er sei aber optimistisch, dass die Senatsverwaltung noch vor den Sommerferien auf die Gewerkschaft zukomme.

Ryan Plocher, 31 Jahre alt und Lehrer an der Fritz-Karsen-Schule, erklärt, warum er streikt: "Ich bin Sekundarschullehrer und unterrichte auch an unserer Grundstufe. Und obwohl ich für die Arbeit mit den Schulanfängern nicht ausgebildet bin, bekomme ich viel mehr Geld als die ausgebildeten Grundschullehrerinnen. Das ist doch ungerecht." Tom Erdmann schaut in der Tabelle nach, der Gehaltsunterschied beträgt rund 450 Euro. Plocher weist noch auf etwas anderes hin. "Es werden zunehmend Quereinsteiger eingesetzt, die noch nicht ausgebildet sind und die weniger Geld bekommen. Das ist Lohndumping. Die Schüler brauchen gut ausgebildete Lehrer."

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Streik in Neukölln vor der Karlsgarten-Grundschule.
Streik in Neukölln vor der Karlsgarten-Grundschule.
© Sylvia Vogt

Lehrer sind auch auf Klassenfahrt: Erster Eindruck aus Neukölln, vom Schultor der Karlsgarten-Grundschule, wo einige Lehrerinnen mit Streikwesten stehen. "Wir sind genervt von der Senatsverwaltung", sagen sie. "Die sollen jetzt mal in die Pötte kommen." Es seien aber weniger Kollegen dabei, weil einige auf Klassenfahrt sind und dort ihre Kinder betreuen.

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Demo-Treff am einstigen Flughafen Tempelhof: Am Montagvormittag wird es eine Demo geben um 11.30 Uhr an der Littenstraße Ecke Rolandufer, nahe dem Bahnhof Jannowitzbrücke. Vorher werde es Treffpunkte geben in den Bezirken. Aus Neukölln etwa heißt es: Treffpunkt sei das Tempelhofer Feld. "Bei Frühstückshäppchen und Getränken wollen wir in Campingatmosphäre Protestplakate malen und diese dann anschließend vor der Finanzverwaltung in die Luft halten. Ihr könnt auch kurze künstlerische Beiträge einüben." Anschließend wollen sie zur Finanzverwaltung fahren.

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Demo auch in Steglitz - "Schmückt Fahrräder": Und in Steglitz treffen sich die Lehrer von 8.30 Uhr bis 10.30 Uhr am Rathaus, um dort Plakate zu gestalten. "Wir könnten auch unserer Fahrräder für Dienstag “schmücken” und weitere künstlerische Einlagen wie szenische Anspiele, Lieder oder Gedichte kreieren und einstudieren", heißt es auf der Seite der GEW.

Klare Ansage: "Gleiches Geld für gleiche Arbeit".
Klare Ansage: "Gleiches Geld für gleiche Arbeit".
© Susanne Vieth-Entus

Dienstag ist eine Fahrraddemo geplant: Am Dienstag ist eine Fahrraddemo geplant, die am Velodrom startet (10 Uhr), sowie eine "Fußgänger*innendemo" um 10 Uhr am Potsdamer Platz. Um 11.30 Uhr ist die zentrale Abschlusskundgebung geplant am Neptunbrunnen.

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Stress für Eltern: Für Eltern von kleineren Kindern bedeutet das mal wieder zusätzlichen Stress. Denn viele Schulen bitten darum, dass man die Kinder früher abholt, später bringt oder gleich ganz zu Hause lässt.

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Wie viele kommen diesmal? Beim letzten Streik Mitte Mai hatten sich rund 3000 Lehrer beteiligt, etwa 3800 hatten vor dem Brandenburger Tor demonstriert. Wie berichtet, hatte der Senat zuletzt für Verwirrung gesorgt, als er allen Lehrern per Brief nahelegte, sich dem Tarifvertrag anzuschließen, den die Tarifgemeinschaft deutscher Länder mit dem Beamtenbund geschlossen hatte, Er bringe nur für wenige Lehrer Vorteile, warnte die GEW.

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Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Warum die Lehrer streiken - und wie es gehen könnte. Die Übersicht finden Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.

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Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Die zentralen Mathematikprüfungen für Zehntklässler in Berlin waren in diesem Jahr auffallend leicht zu bestehen. Aus Bayern heißt es, das Niveau entspreche der siebten Klasse. ehrer finden Mathe-Prüfungen "Pillepalle"

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