Einzelhandel in Berlin: Shoppen ohne Ende
Harald Huth hat die „Mall of Berlin“ und „Das Schloss“ gebaut – weitere Einkaufszentren sind geplant. Nun will er das Tegel Center in ein „Quartier“ umwandeln. Der Bezirk erhofft sich davon viel.
Ideen habe er jeden Tag, hat Shoppingcenterspezialist Harald Huth einmal gesagt. Einst betreute er für einen Immobilienfonds den Bau der Neuköllner Gropius-Passagen, dann ließ er „Das Schloss“ in Steglitz und die „Mall of Berlin“ in Mitte bauen. In Moabit errichtet Huth seit dem Herbst das „Schultheiss Quartier“, und am Kurfürstendamm plant er mit Partnern die „Mall of Ku’damm“.
Nun kündigt der Mittvierziger sogar noch ein weiteres Projekt an: Das alte Tegel Center und das ehemalige Hertie-Kaufhaus werden zum „Tegel Quartier“. Der Um- und Ausbau soll Mitte dieses Jahres beginnen und etwa 200 Millionen Euro kosten. Beteiligt ist der Immobilienunternehmer Detlef Maruhn, der unter anderem schon als einer von drei Investoren im denkmalgeschützten Haus Cumberland am Ku’damm bekannt wurde.
Bürgermeister und Handelsverband sehen neue Chancen
Das Bezirksamt Reinickendorf erhofft sich eine Belebung der rund 250 Meter langen Fußgängerzone in Alt-Tegel, die durch die Gorkistraße zwischen Buddestraße und Berliner Straße führt: „Insbesondere die Reaktivierung des Hertie-Kaufhauses wird sehr begrüßt“, teilte Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) mit. Aber auch das Tegel Center habe wegen seiner „langjährigen Verankerung im Kiez“ eine hohe Bedeutung für den Einzelhandel.
Lob für die Pläne kommt außerdem vom regionalen Handelsverband: „Der Standort sehnte sich wieder nach etwas Größerem“, sagt Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen. Es handele sich um eine „zahlungskräftige Gegend“, Kunden kämen auch aus dem Umland und aus anderen Reinickendorfer Ortsteilen wie Heiligensee und Konradshöhe.
Das Tegel Center mit rund 130 Läden hatte 1972 eröffnet. In seiner Werbung ist von „nostalgischem Charme“ die Rede, während Huth von einem „in die Jahre gekommenen“ Center spricht. Das nahe Kaufhaus gehörte einst Karstadt, bis der Konzern sich von kleineren Filialen trennte. Hertie übernahm das Haus, schloss es aber 2009. Danach zogen nur noch Billigläden als Zwischennutzer ein. „Das tat allen weh“, sagt Verbandschef Busch-Petersen.
42 000 Quadratmeter für Läden
Die Verkaufsfläche soll von bisher 30 000 auf 42 000 Quadratmeter wachsen. Das sind 10 000 Quadratmeter mehr als im zweiten großen Tegeler Einkaufszentrum, den „Hallen am Borsigturm“.
Der Gebäudekomplex des Tegel Centers bleibe „im Wesentlichen erhalten“, heißt es aus Huths Firma HGHI. Entlang der Gorkistraße würden Ladenflächen teilweise zu zweistöckigen Geschäften umgebaut, zur Fußgängerzone hin seien neue Fassaden geplant. Das Parkhaus mit bisher rund 700 Stellplätzen sei in einem „schlechten und nicht funktionsfähigen Zustand“, heißt es. Man wolle es zur Hälfte abreißen und durch Neubauten für Geschäfte ersetzen. Die bestehende Fußgängerbrücke zwischen dem nördlichen und dem südlichen Centerteil soll zum „attraktiven Verbindungsbau“ umgestaltet werden.
Das Ex-Kaufhaus wird um eine Etage aufgestockt und bekommt ebenfalls eine andere Fassade. Welche Läden in das „Tegel Quartier“ ziehen, steht noch nicht fest.
Auch am Ku'damm kommt Huth voran
Rund um Karstadt am Kurfürstendamm sollen die Bauarbeiten entweder in diesem Sommer oder im Frühjahr 2017 beginnen. Dafür hat sich Huth mit Karstadt-Eigentümer René Benko verbündet. Das umsatzstarke Warenhaus soll in die 65 000 Quadratmeter große „Mall of Ku’damm“ integriert werden.
Schon jetzt zählt die Industrie- und Handelskammer (IHK) 67 Center in Berlin – mit Huths drei aktuellen Projekten werden es in ein paar Jahr also mindestens 70 sein. In Pankow plant der Unternehmer Kurt Krieger derweil sein Stadtquartier „Pankower Tor“, in dem auch ein Einkaufszentrum entstehen soll.
Mall of Berlin: Rechtsstreit um Bauarbeiterlöhne
Immer noch viel Ärger gibt es um die im Herbst 2014 eröffnete „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz: Beim Bau hatten rumänische Wanderarbeiter ihren zugesagten Lohn nicht oder nur teilweise von Subunternehmen erhalten. Mehrere Arbeiter klagten ihren Lohn mit unterschiedlichem Erfolg ein. Am Mittwoch wies das Landesarbeitsgericht in zweiter Instanz eine der Klagen zurück.
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