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Pankow hat für ihn Vorrang: Kurt Krieger bündelt seine Kräfte.
© Thilo Rückeis

Berliner Stadtentwicklung: Kurt Krieger möbliert um

Der Möbelhauschef verkauft fast alle Grundstücke, auf denen er bauen wollte, darunter den Güterbahnhof Grunewald. Jetzt konzentriert er sich auf sein Lieblingsprojekt: das Pankower Tor.

Bereits vor zwei Jahren hatte Unternehmer Kurt Krieger gesagt, er wolle sich auf sein Projekt „Pankower Tor“ konzentrieren, damit „ich das noch erlebe“. Nun setzt der 67-Jährige, dem Möbel Höffner, Möbel Kraft und die Sconto-Kette gehören, seine Worte um.

Kriegers Grundstücksfirma teilte auf Nachfrage mit, sie trenne sich von allen Liegenschaften, auf denen Neubauten geplant waren. Die einzige Ausnahme sei das Pankower Tor, wo ein ganzes Stadtviertel entstehen soll, um das noch immer politisch gerungen wird.

Der Güterbahnhof Grunewald gehört jetzt Luxemburgern

In der westlichen Innenstadt hat Krieger dagegen den einstigen Güterbahnhof Grunewald soeben an eine Luxemburger Gesellschaft verkauft. Er hatte das 14-Hektar-Areal nahe der Avus und der Siedlung Eichkamp vor fünf Jahren erworben, um dort Möbelhäuser der Marken Höffner und Sconto anzusiedeln.

Eichkamper Bürger liefen Sturm dagegen, sie befürchteten einen „Verkehrskollaps“ und Nachteile für andere Händler. Berlins Stadtentwicklungsverwaltung hätte für Kriegers Pläne den Flächennutzungsplan und den Stadtentwicklungsplan Einzelhandel ändern müssen, sah dazu aber „keinen Anlass“. Im Herbst 2011 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf, das Vorhaben sei „nicht umsetzbar“.

Ein altes Gebäude des Güterbahnhofs Grunewald.
Ein altes Gebäude des Güterbahnhofs Grunewald.
© promo/Urbanitas Berlin Barcelona
Das Gelände liegt nahe der Avus, der Siedlung Eichkamp und der Messe Berlin.
Das Gelände liegt nahe der Avus, der Siedlung Eichkamp und der Messe Berlin.
© Tsp

Workshop mit Bürgerbeteiligung

Entnervt gab Krieger im Frühjahr 2013 auf und beklagte, der Bezirk habe ihn „schlecht behandelt“, obwohl er mehr als 100 Millionen Euro investieren wollte.

Auf Wunsch der Anwohnerinitiative „Zwischen den Gleisen“ startete das Bildungswerk der Heinrich-Böll–Stiftung ein sogenanntes Charette-Verfahren mit besonders intensiver Bürgerbeteiligung. Auch Vertreter der Firma Krieger kamen Ende 2013 zu einer Planungswerkstatt.

Die meisten Teilnehmer wünschten sich eine „kleinteilige Bebauung mit Wohn- und Gewerbenutzungen“ sowie Freiflächen für Sport, Freizeit und Kultur. Die Wohnhäuser könnten von Genossenschaften und Baugruppen geplant werden – als Fortführung der „Selbstbautradition“ in der Siedlung Eichkamp, die einst ein Genossenschaftsprojekt war.

Was planen die neuen Eigentümer?

Durch den Verkauf scheint nun wieder offen, was daraus wird. Die Erwerber aus Luxemburg werden von einem Berliner Anwalt vertreten, der bisher nichts zur möglichen Nutzung sagt. Dafür sei es zu früh, zumal zwar der Vertrag geschlossen sei, aber auch der Grundbucheintrag geändert werden müsse: „Der Eigentumsübergang steht noch aus.“

Bisher ist das Areal als Eisenbahngelände ausgewiesen. Zu erfahren war immerhin, dass kein großflächiges Gewerbe geplant sei.

Auch die Reemtsma-Fabrik wurde weiterverkauft

Schon Ende vorigen Jahres veräußerte Krieger die ehemalige Reemtsma-Zigarettenfabrik in Schmargendorf, die er nach der Schließung im Jahr 2012 in aller Stille als potenziellen Möbelhausstandort erworben hatte. Öffentlich bekannt wurde dies erst, als der Tagesspiegel über den Weiterverkauf an „Die Wohnkompanie Berlin“ berichtete. Dieses Unternehmen baut auch die Hochhäuser „Max und Moritz“ in Friedrichshain und eine Siedlung auf dem Dahlemer Gelände der früheren Klinik Oskar-Helene-Heim.

Wie es im geschlossenen Reemtsma-Werk an der Mecklenburgischen Straße weitergeht, steht noch nicht fest. Wohnungsbau lehnt Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) ab: „Berlin braucht eben auch Industrieflächen“. Aber für eine Fabrik gibt es keinen Interessenten. Die „Wohnkompanie“ erwägt, Handwerksbetriebe anzusiedeln und Künstlerateliers zu schaffen. Angedacht ist eine Zwischennutzung als „Eventlocation“, eine PR-Agentur soll an Veranstaltungen interessiert sein.

Aus der Brache des früheren Rangier- und Güterbahnhofs Pankow soll das „Pankower Tor“ werden.
Aus der Brache des früheren Rangier- und Güterbahnhofs Pankow soll das „Pankower Tor“ werden.
© Simulation: KGG

Kompromissidee für das Pankower Tor

Dass ihm sein „Pankower Tor“ auf einem ehemaligen Rangierbahnhof am wichtigsten ist, hat Krieger nicht zuletzt damit begründet, dass er „in Pankow aufgewachsen und getauft worden“ sei. Es geht um ein Möbelhaus und ein Shoppingcenter, 750 Wohnungen, eine Schule und einen neuen Stadtplatz. Die Kosten werden auf 400 Millionen Euro geschätzt.

Doch das dortige Bezirksamt stellte sich gegen das Einkaufszentrum. Erst vor wenigen Tagen wurde ein möglicher Kompromiss bekannt: Das Center könnte direkt am S- und U-Bahnhof Pankow statt mitten auf der Brache entstehen. Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) kündigte an, das Bezirksamt Pankow wolle eine Verträglichkeitsstudie in Auftrag geben.

Cay Dobberke

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