Kongresszentrum in Charlottenburg: Neuanfang für das ICC – nach 25 Jahren Scheitern
Berlins Wirtschaftssenatorin Pop will das ICC wiederbeleben. Ohne private Investoren wird das nicht gehen. Am Geld waren in den letzten Jahrzehnten einige Ideen gescheitert.
„Wir müssen in die Vorwärtsbewegung kommen“, sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und meint damit die Sanierung und Wiederbelebung des Internationalen Congress Centrums (ICC) am Messedamm. Ihre Idee: 19.000 Quadratmeter des Gebäudes sollen „als modernes Kongresszentrum mit flexibel nutzbaren Flächen“ hergerichtet werden, um zusätzliche Großveranstaltungen mit bis zu 8.000 Teilnehmern nach Berlin zu locken.
Die landeseigene Messe GmbH soll diesen Teil des ICC wieder als Hauptnutzer betreiben. Für den übrigen Teil des riesigen Kongressbaus stellt sich die Senatorin ein „möglichst breites Spektrum an Nutzungsvarianten“ vor, dafür sollen in einem Interessenbekundungsverfahren private Geldgeber gewonnen werden.
Pop ist optimistisch, dass seriöse Projektpartner zu finden sind, auch wenn der Estrel-Chef Ekkehard Streletzki, der in Berlin neben der Messe die größten Kongresserfahrungen hat, abgewinkt hat. Die Senatorin will auch außerhalb der Stadt suchen und schließt sogar einen Verkauf des ICC nicht aus.
Den Investoren solle jedenfalls signalisiert werden, „dass das Land Berlin gegebenenfalls auch bereit wäre, das Eigentum am ICC abzugeben“, heißt es in der Vorlage der Wirtschaftsverwaltung, die dem Tagesspiegel vorliegt.
Bisher alle Pläne gescheitert
In jedem Fall müsse die privat finanzierte Nutzung zu einem modernen Kongressbetrieb passen, sagt Pop. Ein Hotel steht schon lange zur Diskussion, möglich seien auch „Shopping und Gastronomie“. Allerdings dürfe der Einzelhandel nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Gewisse andere Nutzungen werden im Konzept der Wirtschaftsverwaltung kategorisch ausgeschlossen: „Zum Beispiel der Betrieb eines Bordells, einer Spielbank oder eines Waffenhandels“, steht in dem Papier, das die Fraktionschefs von SPD, Linke und Grüne voraussichtlich am Montag diskutieren werden.
Die koalitionsinternen Beratungen werden nicht einfach sein. Obwohl seit 25 Jahren über eine Sanierung des ICC geredet wird, sind bisher alle Pläne ganz verschiedener Landesregierungen gescheitert.
Vor allem am Geld. Senatorin Pop muss jetzt erst einmal um fünf Millionen Euro für vorbereitende Planungen kämpfen, die zwar im Landeshaushalt stehen, aber noch gesperrt sind. Mit diesem Geld soll das Interessenbekundungsverfahren, also die Suche nach privaten Investoren, vorbereitet und öffentlich ausgeschrieben werden.
Die landeseigene Immobilienmanagement GmbH (BIM) soll sich darum kümmern. Parallel dazu will die Wirtschaftssenatorin eine Machbarkeitsstudie für die Schadstoffsanierung erarbeiten, auch mit Unterstützung der BIM. Die Kosten der Schadstoffbeseitigung im ICC einschließlich des Brückenbauwerks zum Messegelände wurden bisher auf 65 Millionen Euro geschätzt, die aus dem Landeshaushalt finanziert werden sollen.
Die entsprechenden Gutachten dazu sind aber veraltet, deshalb soll bis Ende 2018 eine „plausibilisierte Kostenschätzung“ und ein realistischer Zeitplan erarbeitet werden. Nicht nur für die Schadstoffsanierung, sondern auch für eine zeitgleiche Erneuerung der Gebäudetechnik und der Brandschutzanlagen. Die Senatorin hofft, dass Ende 2019 ein Generalplaner für diese Mammutaufgabe gefunden ist.
Für das Gesamtprojekt zur Rettung des ICC schlägt Pop eine Arbeitsgruppe vor, in der die Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Kultur und Finanzen sowie die Messe GmbH beteiligt werden. Denn es geht auch um den Denkmalschutz und viel öffentliches Geld.
In der Investitionsplanung Berlins stehen nur 200 Millionen Euro für das ICC zur Verfügung. Die gesamte Sanierung und Modernisierung wird aber mindestens 500 Millionen Euro kosten.
Neueste inoffizielle Schätzungen gehen von 750 Millionen Euro aus. Ohne private Investoren wird es nicht gehen. Ein Abriss des ICC gehört übrigens nicht zum Konzept der Senatorin.