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Neben den Quereinsteigern sollen auch Pensionäre der Lehrermangel dämpfen.
© dpa

Berliner Lehrermangel: Mehr Quereinsteiger in Berufsschulen

Elektrotechnik, Metalltechnik, Bautechnik, Ernährung, Gesundheit, Sozialpädagogik - so lang ist die Liste der Mangelfächer.

Der Anteil an Quereinsteigern bei den Neueinstellungen ist auch an den Berufsschulen gestiegen und liegt inzwischen bei über 20 Prozent - gegenüber 15 Prozent im Vorjahr. Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) benennt in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Abgeordneten Maren Jasper-Winter „strukturelle Defizite“ in den berufsbezogenen Fächern Elektrotechnik, Metalltechnik, Bautechnik, Ernährung sowie im Bereich Gesundheit und Sozialpädagogik, wobei innerhalb der Sozialpädagogik gleich drei Fächer betroffen sind: Psychologie, Pädagogik und Soziologie.

Quereinsteiger kommen oft aus der Praxis

In der noch nicht veröffentlichten Antwort, die dem Tagesspiegel vorliegt, weist Rackles aber darauf hin, dass gerade in den beruflichen Schulen Erfahrungen aus der „unmittelbaren beruflichen Praxis“ wertvoll für den Unterrichtsprozess und die Lernergebnisse seien. Dennoch sei die Bildungsverwaltung „mit den Hochschulen im Dialog“, damit künftig genügend Master-of-Education-Absolventen in beruflichen Fächern für das Referendariat zur Verfügung stehen. Lehrermangel an Berufsschulen ist immer wieder Thema - schon vor 20 Jahren.

Umso verwunderlicher findet es Jasper-Winter, dass die Quote von Quereinsteigern erst seit 2016 erfasst wird. Zudem kritisiert sie, dass die Bildungsverwaltung keine Angaben darüber machen konnte, in welchen Fachbereichen die Quereinsteiger eingestellt wurden. Zumindest teilte ihr Rackles auf Anfrage mit, dass "eine Aufgliederung nach Fachbereichen nicht vorliegt".

Knapp 70 Prozent mit Lehramtsstudium

In den öffentlichen Berufsschulen sind aktuell rund 4150 Lehrkräfte beschäftigt, von denen 224 erst im Sommer 2017 eingestellt wurden. Unter ihnen hatten knapp 70 Prozent ein Lehramtsstudium absolviert. Neben den Quereinsteigern gibt es noch weitere Anfänger, die von ihren formalen Voraussetzungen her nicht als Quereinsteiger gelten.

In den allgemeinbildenden Schulen ist die Lage allerdings noch angespannter: Im Sommer waren unter den Anfängern rund 40 Prozent Quereinsteiger, bei den Grundschullehrern waren es sogar 53 Prozent gewesen.

Die Lage könnte sich dieses Jahr noch verschärfen. Darauf deuten zumindest Hinweise von Lehrer, die bisher zugunsten anderer Aufgaben weniger unterrichten mussten, jetzt aber wieder mit voller Stundenzahl vor die Klasse zurück sollen. Eine Bestätigung durch die Bildungsverwaltung erfolgte bisher nicht, obwohl die Anfrage schon am Donnerstag gestellt wurde.

Zudem werden Pensionäre gebeten, im Amt zu bleiben und Quereinsteiger einzuarbeiten: Je mehr Quereinstiger es pro Schule gibt, desto schwieriger wird es für die erfahrenen Kollegen, alle neuen Kräfte zu betreuen.

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