Berlin: Das neue Schuljahr beginnt mit Unterichtsausfall - Freie Stellen konnten nicht besetzt werden
Lehrer verzweifelt gesucht: In Berlin fehlen der Senatsverwaltung zu Beginn des Schuljahres noch dringend Berufsschullehrer, Sonderschulpädagogen sowie Oberschullehrer mit Fächern wie Musik, Englisch und Mathematik. Derzeit sind noch 150 der 400 zusätzlich bewilligten Stellen unbesetzt.
Lehrer verzweifelt gesucht: In Berlin fehlen der Senatsverwaltung zu Beginn des Schuljahres noch dringend Berufsschullehrer, Sonderschulpädagogen sowie Oberschullehrer mit Fächern wie Musik, Englisch und Mathematik. Derzeit sind noch 150 der 400 zusätzlich bewilligten Stellen unbesetzt. Der Bedarf wird auch durch den Wegzug von Berlinern und den Geburtenknick nicht gemildert - in diesem Jahr gehen Prognosen zufolge 10 000 Berliner Kinder weniger in die Schule als im Vorjahr. Personalräte und Gewerkschaften haben jetzt vor Unterrichtsausfall gewarnt. Künftig müssten Verwaltung, IHK und Universitäten gezielt für das Lehrerstudium werben.
Angesichts des Einstellungsstopps und den vergleichsweise wenigen Stellen in den "Einstellungskorridoren" ist das Lehramtsstudium für viele junge Leute unattraktiv geworden. Wer in den letzten Jahren nach dem Referendariat keinen Job fand, hat sich längst umorientiert. "Wir haben die 3700 in Berlin arbeitslos gemeldeten Lehrer angeschrieben, aber einige verdienen woanders besser oder fanden etwa in Brandenburg eine volle Stelle", sagte Senatorin Ingrid Stahmer. Andere fanden die angebotene Schule oder den Bezirk unattraktiv, fügte Landesschulamts-Leiter Wolfgang Schimmang hinzu. Um den Unterricht zu ermöglichen, wurden 1095 Pädagogen umgesetzt, etwa von Ost nach West. Zudem wurde der Stundenumfang bei 300 Lehrern von einer Zweidrittel- auf eine volle Stelle aufgestockt. Fast 65 Pädagogen arbeiten statt Teilzeit jetzt auf einer Zweidrittel-Stelle. Und doch können die noch freien 150 der 400 zusätzlichen "Korridor"-Stellen bis zum Herbst voraussichtlich nur mit Mühe besetzt werden.
Besonders betroffen sind die Berufsschulen, an denen rund 60 000 Lehrlinge sowie Tausende Jugendliche in Speziallehrgängen unterrichtet werden. Nach Auskunft von Pit Rulff, Personalratsvorsitzender für die berufsbildenden Schulen in Berlin, werden die 200 zusätzlichen Stellen zu großen Teilen nicht mit dem gewünschten Fachpersonal besetzt. So fehlten etwa im Oberstufenzentrum (OSZ) Wirtschaft und Sozialverwaltung in Köpenick und im neuen OSZ Gastgewerbe in Weißensee unter anderem 80 Wirtschaftslehrer. Statt der ausgebildeten Experten würden, aus der Not geboren, etwa Mathelehrer mit EDV-Kenntnissen genommen. Viele Stunden müssten ausfallen, sagte Rulff. Zuletzt hatte die Senatsverwaltung mit Hilfe von Anzeigen nach Personal gesucht - "doch der Stellenmarkt ist absolut leergefegt", so Senatorin Stahmer.
Der Personalratsvorsitzende Rulff forderte daher, die Änderung des Lehrerbildungsgesetzes, nach dem sich jetzt auch Diplom-Handelslehrer zu Studienräten weiterbilden dürfen, auszudehnen. Auch Volkswirten, Ingenieuren und Juristen sollte der Schritt in die Schule erleichtert werden."Die Personal-Perspektiven für die Zukunft sind grausam." Auch die Bildungsgewerkschaft GEW befürchtet Unterrichtsausfall, begrüßte aber die Aufstockung der Vertretungsmittel.
Trotz der Personalknappheit wird es in diesem Schuljahr viele Neuerungen geben: "Haupt- und Realschulen unter einem Dach" starten ebenso wie mehr Gymnasialzüge ab Klasse fünf und zwei internationale Klassen mit Zuzügler-Kindern aus aller Welt.
Annette Kögel
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