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Der Spitzenkandidat der FDP, Sebastian Czaja, jubelt nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse.
©  Jörg Carstensen/dpa
Update

FDP: Die Liberalen ziehen wieder ins Abgeordnetenhaus ein

Die Freien Demokraten setzten auf ein exklusives Wahlkampfthema: den Flughafen Tegel. Der Plan ging auf. Die Liberalen erhielten 6,7 Prozent der Stimmen.

Tegel muss offenbleiben! Angesichts des originellen Hauptwahlkampfthemas ist es nur logisch, dass Spitzenkandidat Sebastian Czaja zum Ende seiner Dankesrede ein quietschbuntes Modellflugzeug in die Hand gedrückt bekommt. Er wirft es in die Luft, auf dass es über die Köpfe der Parteifreunde hinweg segeln möge. Stattdessen dreht es sich und stürzt ab. Die ganze Symbolik dahin. Egal. Immerhin keiner verletzt.

Gesänge wie im Stadion

6,7 Prozent, das sind fast fünf Punkte mehr als bei der Desasterwahl 2011. Weil es auch den sicheren Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus bedeutet, wird in der Bundesgeschäftsstelle in der Reinhardtstraße schon die erste Hochrechnung frenetisch gefeiert. Es gibt Gesänge wie im Stadion: „Die FDP ist wieder daaaa...“ Die folgende Nachricht, dass jetzt Rot-Rot-Grün regieren kann, wird großräumig überjubelt.

Sie hatten einen frischen, frechen und optimistischen Wahlkampf versprochen. Auf der Habenseite: die künstlerisch wertvollsten Spitzenkandidatenplakate. Ein umtriebiger Sebastian Czaja, der sich mit seinen 33 Jahren als „Frischzellenkur“ für die Berliner Politik inszenierte. Ein eingängiger Hashtag (#ZeitFürDasNächsteBerlin) und ein übergelaufener Ex-Piratenchef (Bernd Schlömer). Vor allem aber ein Wahlkampfthema, das die Liberalen von den übrigen Parteien unterschied – eben die Forderung nach einer dauerhaften Offenhaltung des Flughafens Tegel.

Rechtlich wäre ein solcher Beschluss heikel, jahrelanger Streit vor Gericht garantiert, und keine Partei in Sicht, die sich darauf einließe. Aber das spielte alles keine Rolle. Wenn nur jeder 20. Berliner deshalb FDP wählte, wäre die Rückkehr ins Abgeordnetenhaus gesichert.

Vordenker der Flughafen-Kampagne war Sebastian Czaja selbst. Wahlkampfchef Christian Renatus, der bei der Party in der Reinhardtstraße Extraapplaus bekommt, erklärt, wieso Tegel dann zum wichtigsten Thema avancierte: Es sei früh klar geworden, dass viele Berliner Tegel offen halten wollten – und dass sie der FDP in dieser Frage eine hohe Kompetenz zusprechen. „Eine Kompetenz, die wir in anderen Bereichen nicht haben.“

Okay, er meint: die ihnen in anderen Bereichen nicht zugesprochen wird. Und gilt auch nach der Wahl, dass die FDP ohne Tegel-Offenhaltung keine Koalition eingeht? Renatus diplomatisch: „Wir werden mit keinem zusammenarbeiten, wenn das Thema nicht auf der Agenda bleibt.“

Basis will "Demut beibehalten"

Wer an diesem Abend mit Feiernden spricht, vernimmt oft den Wunsch, die Partei möge jetzt bloß „bodenständig bleiben“, die „neue Demut beibehalten“. Und auch: Harmonie wahren. Im Vergleich zu früheren Wahlkämpfen präsentierten sich die Liberalen tatsächlich überraschend einig, keine Spur mehr von innerparteilichen Stänkereien. Auch die massiven Imageschäden, ausgelöst etwa durch den Steuernachlass für Hoteliers, den Abgang des Entwicklungshilfe-Ministers Dirk Niebel zum Rüstungsunternehmen Rheinmetall, ja überhaupt Dirk Niebel – seien behoben, heißt es. Viele hier sagen, das sei zuallererst Bundeschef Christian Lindner zu verdanken.

Und dann verrät Maren Jasper-Winter, Spitzenkandidatin in Mitte, noch ein kleines Geheimnis: Niemand geringeres als der Schauspieler Ben Becker habe mehrfach eines ihrer Wahlkampfplakate verunstaltet. Mal mit einem Joint, mal mit einem Schlumpf-Aufkleber seiner Tochter, mal mit einem Ben-Becker-Konterfei. Vorgestern habe er sie allerdings aufgesucht, die Taten eingeräumt und gesagt: „Du bist ja voll hübsch in echt.“

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