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Ein Werbeplakat der Fachmesse IFA steht vor dem Berliner Funkturm.
© Arne Immanuel Bänsch/dpa

Nur Händler, Hersteller und Medien dürfen teilnehmen: IFA 2020 startet in Berlin – unter Coronabedingungen

Ein Massenevent ist in den Messehallen dieses Jahr nicht drin. Doch anders als andere Tech-Shows zieht sich die Technikmesse nicht komplett ins Netz zurück.

Eigentlich kann die Branche der Heim-Elektronik in diesem Jahr ganz zufrieden sein. Obwohl klassische Produkte der Unterhaltungselektronik wie Fernsehgeräte sich nicht besonders gut verkaufen, konnte die Branche insgesamt die Umsatz-Rückgänge der Vorjahre stoppen.

Mit einem Umsatz-Plus im ersten Halbjahr von über fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr wurde der Trend sogar umgekehrt, auch weil Laptops, Monitore und andere Geräte für das Homeoffice reißenden Absatz fanden. In jedem anderen Jahr hätten Hersteller, Händler und technikbegeisterte Verbraucher die Innovationen der Branche auf der Technik-Messe IFA gefeiert.

Doch 2020 ist nicht wie jedes andere Jahr. Wegen der Corona-Pandemie wurden rund um den Globus Technik-Messen wie der Mobile World Congress in Barcelona oder die Ceatec, die wichtigste Elektronikmesse Japans, abgesagt oder komplett ins Internet verlagert.

In Berlin wollen die Messemacher die IFA allerdings nicht nur im Netz als Wachstums- und Innovationsmotor der Branche unter Beweis stellen, sondern auch ganz analog auf dem Gelände unter dem Funkturm.

An der auf drei Tage verkürzten Technik-Schau ab Donnerstag können aber nur akkreditierte Medienvertreter, Händler und Hersteller teilnehmen. Und statt des gesamten Messegeländes stehen nur vier Hallen im Südbereich sowie der Citycube zur Verfügung. Die meisten anderen Hallen sind geschlossen. In der Messehalle 26 steht aber weiterhin das Spezial-Krankenhaus mit rund 500 Betten bereit, um mögliche Corona-Patienten einer zweiten Infektionswelle aufnehmen zu können.

Aussteller wie Samsung und Amazon haben abgesagt

Die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Verbreitung des Coronavirus bestimmen nun auch den Teil, der für die IFA-Aktivitäten geöffnet wird. Nach dem ausgeklügelten Hygienekonzept dürfen an den drei Messetagen ab Donnerstag maximal 750 Menschen zur gleichen Zeit in jeden der drei Veranstaltungsbereiche kommen. Große Ampeln signalisieren den Besuchern, ob sie eine Halle oder den Citycube betreten dürfen oder noch warten müssen.

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Die inhaltlichen Erwartungen an die IFA sind vor diesem Hintergrund nicht besonders hoch. So hat Samsung, sonst ein treuer IFA-Aussteller, seine Teilnahme abgesagt und Innovationen wie die Neuauflage des Klapp-Smartphones Galaxy Z Fold 5G schon vorab verkündet. Die Deutsche Telekom verkündete im vergangenen Jahr noch auf einem riesigen Messestand in Halle 21a ihren Start des 5G-Ausbaus. In diesem Jahr wird die Farbe Magenta in den IFA-Hallen nicht zu sehen sein. Auch andere IFA-Daueraussteller wie Amazon, Lenovo, Philips, Sennheiser und Sony fehlen.

Die IFA findet wegen der Corona-Pandemie nicht als Massenevent statt, sondern ist nur für einige hundert Fachbesucher und akkreditierte Journalisten geöffnet.
Die IFA findet wegen der Corona-Pandemie nicht als Massenevent statt, sondern ist nur für einige hundert Fachbesucher und akkreditierte Journalisten geöffnet.
© Christoph Dernbach/dpa

Mit an Bord sind dagegen unter anderem Branchengrößen wie der Chip-Riese Qualcomm, dessen Mikroprozessoren die Mehrheit der Android-Smartphones antreibt, der südkoreanische Samsung-Wettbewerber LG, die deutschen Haushaltsgerätehersteller BSH und Miele und der chinesische Smartphone-Gigant Huawei. Knapp 100 Aussteller sind vor Ort vertreten. Im vergangenen Jahr drängten sich noch knapp 2000 Aussteller auf dem IFA-Messegelände.

In diesem Jahr sind mehrere hundert Aussteller zusätzlich ausschließlich online präsent: Mit einer digitalen Plattform bietet die „IFA 2020 Special Edition“ auch denjenigen Interessierten einen Zugang zur Veranstaltung in Berlin, die nicht vor Ort dabei sein können.

Flagge zeigen unter schwierigen Rahmenbedingungen

Für die IFA-Veranstalter geht es unter den schwierigen Rahmenbedingungen vor allem darum, Flagge zu zeigen und auf eine Besserung der Verhältnisse im kommenden Jahr zu hoffen.

Während die Veranstalter der großen Elektronikmesse CES in Las Vegas schon ihre Pläne begraben haben, im Januar 2021 hunderttausende Besucher in Las Vegas begrüßen zu können, bleibt den Berlinern nächstes Jahr mehr Zeit. Bis zum September 2021 könnte tatsächlich ein wirksamer Impfstoff gegen den Covid-19-Erreger vorhanden sein.

Aber selbst wenn die globalen gesundheitlichen Verhältnisse sich bis dahin wieder normalisiert haben und die Corona-Pandemie wirksam eingegrenzt werden konnte, bleiben für die Messemacher bange Fragen: Wollen sich Hersteller, Händler und Käufer von Unterhaltungselektronik tatsächlich auf einem riesigen Messeplatz wie der IFA von Angesicht zu Angesicht treffen? Oder reicht eine digitale Bühne aus, um Innovationen der Branche zu verkünden und Geschäfte einzufädeln? Oder ereilt die IFA das Schicksal der CeBIT, die zuletzt 2018 Computernerds und Geschäftsleute nach Hannover lockte und dann eingestellt wurde.

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Zumindest der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), zeigt sich zuversichtlich, dass die IFA nicht das Schicksal der CeBIT ereilt: „Die IFA 2020 wird ein wichtiger Meilenstein sein, um Berlin aus dieser Pandemie zurück zur Normalität und zurück zum Wirtschaftswachstum zu bringen.“

Wie sich die veränderte IFA in der Bilanz der Berlin Messe niederschlagen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Im aktuellen Format ist sie immerhin kein Totalausfall, wie viele andere Messen in Deutschland.

Die Corona-Zwangspause dürfte die deutsche Messebranche nach eigenen Schätzungen mindestens ein Viertel ihres Jahresumsatzes kosten. Mehr als eine Milliarde Euro des Umsatzes, der sonst inklusive des Auslandsgeschäfts bei vier Milliarden Euro liege, werde 2020 fehlen, sagte Harald Kötter, Sprecher des Verbandes der deutschen Messewirtschaft (AUMA). (dpa)

Christoph Dernbach

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