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Jens Heithecker, der Direktor der Messe Ifa, setzt auf Innovationen.
© dpa

Start der Messe Ifa: „Nennt uns endlich Ifa und nicht Funkausstellung“

Jens Heithecker, der Direktor der Messe Ifa, über Trends aus der Unterhaltungselektronik und den Standort Berlin.

Die Konjunktur trübt sich ein. Befürchten Sie, dass die Konsumlaune der Verbraucher darunter leiden könnte?

In Deutschland sehen wir weiterhin stabile Verkaufszahlen bei den Geräten. Bei bestimmten Segmenten wie etwa Kopfhörern gibt es sogar ein Wachstum zu verzeichnen.

Kein Grund zur Sorge also?

Wir sehen natürlich auch die ein oder andere Wolke. Die eigentliche Problematik in der Branche ist der Preisverfall. Das sieht man bei den TV-Geräten: Dort hielt sich das Minus beim Absatz zuletzt mit etwa einem Prozent in engen Grenzen. Die Preise hingegen sind um 8,7 Prozent gesunken. Für den Konsumenten ist das natürlich schön. Handel und Industrie stellt das hingegen vor großer Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Produkte.

Welche Herausforderungen sind das?

Es wird Ansporn für die Unternehmen sein, noch schneller Innovationen zu entwickeln als bisher – und dabei mehr noch mit anderen zu kooperieren, als das früher der Fall war. Wir nennen das bei der Ifa „Co-Innovation“, weil wir glauben, dass in der Zukunft niemand alleine vor sich hintüftelt, sondern unterschiedliche Industrien sich zusammentun müssen, um innovative Produkte zu entwickeln.

Lassen Sie mich raten, Sie wollen Firmen den Kommunikationsrahmen anbieten?

Genau, wir haben mit der „Ifa Next“ schon im vergangenen Jahr eine Plattform aufgebaut, auf der Start-ups, Großkonzerne, aber auch Branchenverbände miteinander in den Austausch kommen. Denn das bedeutet „Co-Innovation“ im Kern ja: sich miteinander auszutauschen und neue Partner zu gewinnen. Wir gehen dieses Jahr aber noch einen Schritt weiter und haben mit Japan auch erstmals ein Partnerland für unseren Innovations-Hub eingeladen.

Was kann Deutschland von Japan lernen?

Viele der Firmen dort sind global vernetzt und bereit, neues Terrain zu betreten. Das spiegelt sich auch in den Produkten der Unternehmen wider. Anders nämlich, als es das Klischee besagt, sind die japanischen Firmen sehr kreativ bei ihren Lösungsansätzen – nicht nur die Start-ups, sondern auch die Großkonzerne. Und da können wir uns auch in Berlin gerne noch ein bisschen mehr inspirieren lassen: bei der Offenheit und Weltläufigkeit der Japaner. Aber das betrifft ja uns Deutsche im Allgemeinen ...

Gibt es auch Ähnlichkeiten?

Klar, wir teilen mit den Japanern, dass unsere Ingenieure und Entwickler davon ausgehen, dass ein gutes Produkt für sich selbst spricht. Aber wer nicht an die Konsumenten herantritt und sich in die aktive Vermarktung begibt, vergibt Chancen.

Von welchen Themen erhoffen Sie sich denn die größten Wachstumsimpulse für die Branche?

Auf uns wartet die nächste Stufe der digitalen Revolution.

Große Worte. Was waren denn die ersten beiden Revolutionsstufen?

Über die erste Stufe, das Internet, sprechen wir heute schon gar nicht mehr, weil wir es mittlerweile immer nutzen – oft sogar ohne es zu wissen. Die zweite Stufe war die Vernetzung der Geräte, die wir in den vergangen Jahren gesehen haben. Und jetzt kommt als dritte Stufe die künstliche Intelligenz ins Spiel ...

Ein viel bemühter Begriff ...

Stimmt, wir sprechen eigentlich über maschinelles Lernen. Aber das hat zwei tiefgreifende Effekte auf unseren Umgang mit der Technik: Einerseits wird die Bedienung der Geräte viel einfacher. Künstliche Intelligenz wird auf allen Geräten Einzug halten, da bin ich mir sicher – etwa in Form von Sprachsteuerung. Gleichzeitig macht es künstliche Intelligenz einfacher, Geräte miteinander zu vernetzen. Nehmen wir die Waschmaschine, die schon heute weiß, ob meine Wäsche weiß oder bunt ist und bei wie viel Grad sie gewaschen werden soll. Und künftig weiß dann auch schon der Trockner, welches Programm er abspielen muss, wenn die Waschmaschine fertig ist. Das sind simple Beispiele für Anwendungsgebiete, die aber zeigen, wie KI das Leben einfacher machen kann. Es wird daher nicht lange dauern, bis wir auch KI als Teil unseres alltäglichen Lebens empfinden.

Wie viel Berlin steckt denn überhaupt noch in der Ifa?

Das Herz der Ifa ist Berlin! Wir versuchen so viele Unternehmen aus der Stadt auf die Messe zu bringen, wie uns möglich ist, genauso wie wir uns über die Berliner als Messebesucher freuen. Alle anderen Messen unserer Branche weltweit sind Fachmessen, da stechen wir mit heraus. Und dass wir stolz sind auf unsere Herkunft, erkennt man auch an unserem Namen, der ja nicht ohne Grund in voller Länge „Ifa Berlin“ heißt. Und damit wären wir auch bei der einzigen Bitte, die wir an Berlin hätten ...

... und die wäre?

Uns endlich Ifa zu nennen und nicht „Funkausstellung“.

Die Ifa, Berlins Messe für Unterhaltungselektronik, findet dieses Jahr vom 6. bis 11. September statt.

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