Verkehr in Berlin: Idee: Highway für Radfahrer auf der Westtangente
Erst Stamm-, jetzt Autobahn: Den Radschnellweg auf die A 103 verlegen? Die Autobahn ist nicht so ausgelastet wie einst kalkuliert. Sogar der ADAC will diese Idee jetzt prüfen.
Die Idee eines Radschnellwegs auf der Trasse der Stammbahn zwischen Potsdam, Zehlendorf und dem Potsdamer Platz ist – fast – tot. Doch nun gibt es eine neue Idee: ein Highway für Radler auf der Autobahn-Westtangente. Dort könnte ein Radweg auf der Mittellage der Autobahn entstehen. Dafür müsste je ein Fahrstreifen der bisher drei Spuren pro Richtung aufgegeben werden. Auch der ADAC hat dazu Überlegungen angestellt.
Die Westtangente gehörte zur Autobahnplanung aus den 1950er Jahren, die vorsahen, quer durch die Stadt Schnellstraßen zu bauen, die jeweils das Stadtzentrum tangierten. Ein erster Abschnitt wurde 1968 eröffnet. Der Weiterbau gen Norden scheiterte am Widerstand der Bürgerinitiative Westtangente. Ein nutzloses Überbleibsel der Pläne ist die Brücke des Sachsendamms über eine Brache.
So gut wie nie Stau
Unter ihr könnte ein am Tempelhofer Weg beginnender Radschnellweg angelegt werden, schlägt Matthias Bauer vor. Der 59-Jährige hat Architektur studiert und arbeitet inzwischen vorwiegend fürs Quartiermanagement. Als Autofahrer stelle er immer wieder fest, dass der Autobahn-Stummel Westtangente überdimensioniert sei, sagte er. Auf den je drei Fahrspuren gebe es so gut wie nie Stau.
Deshalb sei es möglich, auf die jeweils linke Spur zu verzichten und in dem breiten Mittelbereich den Schnellweg für Radfahrer anzulegen. Anschlussstellen ans Straßennetz würde es an den Unterführungen oder Brücken über Rampen geben, die mittig auf dem Radschnellweg angeordnet wären.
Kein Verzicht auf Stammbahn
Während der Radweg auf der Trasse der Autobahn nicht teuer wäre – Bauer hält zur Abgrenzung lediglich massive Schrammborde aus Betonfertigteilen für erforderlich, auf die noch ein Blendschutz montiert werden sollte – wäre der Bau der Rampen, „ein baulicher und finanzieller Kraftakt“, sagt Bauer selbst. Aber auch die Zufahrten bei der ursprünglich diskutierten Idee eines Rad-Highways auf der Trasse der Stammbahn parallel zu den Gleisen der S-Bahn wären mit hohen Kosten verbunden gewesen, sagt Bauer.
Die Stammbahn-Variante hat nur geringe Chancen, verwirklicht zu werden, weil Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) die Trasse für einen Wiederaufbau der Bahngleise freihalten will. Angesichts der wachsenden Stadt, in der es nach den aktuellen Prognosen 2025/2030 mehr als vier Millionen Einwohner geben soll, könne man auf die Stammbahn nicht verzichten, meint der Senator. Die Westtangente sei eine Alternative, ist Bauer überzeugt, der seinen Vorschlag selbst als etwas „verrückt“ bezeichnet.
Der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Martin Pallgen, sagte, nicht alles was vorgeschlagen werde, sei realistisch. Eine Zustimmung des Bundes, der für die Autobahnen zuständig ist, sei unrealistisch. Bei einer Umsetzung des Plans müsste man die Autobahn zur Landesstraße herabstufen.
Entlastung für die Schlossstraße
Gäbe es nur noch zwei Fahrspuren, würde sich der Verkehr in die Nebenstraßen verlagern, was man nicht wolle. Zudem stünden die hohen Kosten vor allem für die Rampen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Dagegen hält der ADAC-Verkehrsexperte Jörg Becker die Idee zwar für außergewöhnlich, grundsätzlich sollte man aber alle Vorschläge, wie sich der Radverkehr verbessern ließe, prüfen und nicht von vornherein „belächeln“.
Den Ansatz, einen Radschnellweg parallel zur Westtangente anzulegen, finde er spontan sehr interessant, sagte Becker. Langfristig könnte man den Umbau der Westtangente prüfen, bei dem es auch Platz für einen Radschnellweg geben könnte. Allerdings müsste die Entlastungsfunktion für die Schlossstraße erhalten bleiben.
Im Norden wäre nach dem Plan von Bauer ein Anschluss bis zum Potsdamer Platz über dann verkehrsberuhigte Nebenstraßen und durch den Gleisdreieck Park möglich.
Das detaillierte Konzept finden Sie unter www.gleisdreieck-blog.de