Berlin-Zehlendorf: Express-S-Bahn in die City: Was halten Sie davon?
Regionalbahn, Fahrradtrasse - und jetzt eine S-Bahn, die nicht überall hält. Was bevorzugen Sie? Diskutieren Sie mit.
Träumen darf man ja. Damit auf der Trasse der Stammbahn zwischen Zehlendorf und dem Potsdamer Platz ein Fahrrad-Schnellweg gebaut werden kann, schlägt dessen Erfinder, der Architekt Tim Lehmann, vor, auf den parallelen Gleisen der S-Bahn-Linie S 1 eine Express-S-Bahn fahren zu lassen. Dies würde die heute häufig überfüllten Züge entlasten, wirbt Lehmann für seinen Vorschlag.
Neu ist die Idee allerdings nicht. Bereits im vergangenen Jahr wies ein an der Technischen Universität erstelltes Gutachten nach, dass es grundsätzlich möglich wäre, auf dem vorhandenen Netz auch Express-Züge fahren zu lassen. Da diese aber nicht an allen Stationen halten, müssten Fahrgäste auf Bahnhöfen ohne Express-Stopp länger als heute auf einen Zug warten. Und wo die Züge in dichtem Abstand fahren, müssten Überholungsmöglichkeiten für die schnelleren Bahnen geschaffen werden.
Bis 1944 gab es auf der Wannseebahn solche „Renner“. Die sogenannten Bankierszüge der S-Bahn aus Wannsee wechselten in Zehlendorf auf die Gleise der Fernbahn, die eine Stromschiene erhalten hatten, und rasten mit Tempo 120 ohne Zwischenstopp zur damaligen Fernbahnstation Potsdamer Bahnhof.
Ein S-Bahn-Sprecher sagte, das Unternehmen prüfe jede Idee, die den Nahverkehr der Stadt verbessere. Derzeit scheitert eine Express-Bahn aber schon am Fahrzeugmangel, der der S-Bahn nicht erlaubt, auf der S 1 in der Hauptverkehrszeit zwischen Zehlendorf und dem Zentrum wieder einen Fünf-Minuten-Takt anzubieten, wie es bis zur Fahrzeugkrise 2009 üblich war.
Der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Martin Pallgen, sagte, man untersuche die Strecke Berlin – Potsdam auf ihre Wirtschaftlichkeit. Eine Express- S-Bahn müsste sich in den Takt der herkömmlichen S-Bahn einpassen. Wenn es mehr Verkehr auf diesem Abschnitt gebe, sei das auch ein gutes Argument für die Reaktivierung der Stammbahn. Klar sei: Eine Express-S-Bahn zu fordern, nur um damit die Chancen für einen Radschnellweg auf der Stammbahntrasse zu erhöhen, die diesen Bahnverkehr aufnehmen könnte, unterstütze man in der Verwaltung nicht.