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Capital Bra gehört zu den beliebtesten Rappern bei deutschen Jugendlichen.
© Uli Deck/dpa

Sookee statt Capital Bra: Hilfe, mein Kind hört Gangster-Rap!

Eine Mutter spricht mit ihrem Sohn über Raptexte, in denen Frauen objektiviert werden und Kriminalität glorifiziert wird.

Mein Sohn ist in einem Alter, in dem ich ihm mit den „30 schönsten Bewegungsliedern“ schon seit Jahren nicht mehr zu kommen brauche. Bei ihm beziehungsweise bei seinen Freund*innen ist Deutschrap angesagt, und zwar leider der von Leuten wie Capital Bra, Gzuz, Mero und wie sie nicht alle heißen.

Die machen genau genommen auch Bewegungslieder. Es geht viel ums Fahren (von sehr teuren Autos), ums Vorbeigehen (von Frauen, die bewertet, belästigt oder beleidigt werden) und ums ambitionierte Zeigen (von Geld, Schmuck, Waffen oder alkoholhaltigen Getränken).

Er hört Songs, in denen Frauen objektiviert werden

Nach meinem Geschmack sind allerdings viele ihrer Songs textlich und musikalisch um einiges schlechter als zum Beispiel „Die Maus auf Weltraumreise“, und wo ich mich eh gerade wie eine US-amerikanische Vorstadtmutti anhöre: Ich will nicht, dass mein Sohn unreflektiert Musik hört, in der Kriminalität ein allseits beliebter Berufszweig ist, Frauen danach bewertet werden, wie sehr man(n) Sex mit ihnen haben will, und Gewalt mehr zu Wort kommt, als Menschen auf der Welt Mandarin-Chinesisch sprechen.

Sexismus gibt es auch im Schlager

Für ein Verbot bin ich trotzdem nicht. Erstens machen Deutschrap ja nicht „ die da oben“, und zweitens wird zu Sexismus auch im Schlager geschunkelt, im Indie gerockt – und sogar ganz ohne Musik sind Anreden wie „Stück Scheiße“ und „altes grünes Drecksschwein“ rechtlich völlig okaye Bezeichnungen für eine Politikerin. Da haben wir wirklich andere Probleme, das frauenverachtende Gedickhose im Deutschrap ist nur eines davon.

Schmetterlingskacke. So heißt das Album von Sookee.
Schmetterlingskacke. So heißt das Album von Sookee.
© Christoph Schmidt/dpa

Mein Problem ist es, weil der Pimmelrap meinen zehnjährigen Sohn gerade von jeder Seite anrennt und fasziniert, ich aber weder will, dass er auf dem Schulhof „Aramsamsam“ singt, während die anderen „BRRRAA“ rufen, noch, dass er diesen stumpfen Quatsch für bare Münze nimmt.

Er ist aber wie gesagt erst zehn und muss noch lernen, wie er Musik ironisch oder mit einer gesunden Distanz hört.

Da komme ich ins Spiel: Weil ich Rap UND meinen Sohn liebe, erkläre ich ihm gern die Zusammenhänge. Was Armut und Lebensumstände mit dieser Art von Rap zu tun haben. Dass krasse Texte manchmal nur für lukrative Aufmerksamkeit geschrieben werden. Und dass es trotzdem immer armselig ist, sich über andere Menschen zu stellen, um das Konto oder das Ego aufzupumpen.

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Ich zeige ihm Musik, die diskriminierungsfrei ist

Vor ein paar Wochen waren wir in einem Schmetterlingspark. Auf dem Spielplatz fragte er mich, warum Dr. Dre das N-Wort ruft, er das aber nicht sagen soll. Ich erklärte ihm, dass alle selbst bestimmen können, wie sie sich selbst bezeichnen wollen, dass das aber nie eine Einladung für uns ist, das auch zu tun.

Das kann ganz schön kompliziert sein für einen Zehnjährigen und seine Mutter.

Er muss die Welt und diese ganzen Ebenen durchschauen, und ich muss so viel erklären und recherchieren, um ihm neue Musik zeigen zu können, die Verschiedenheit feiert, (rap-)technisch gut ist und in der es um mehr geht als „Guck mal, ich stehe breitbeinig neben wackelnden Frauenhintern und zeige mit einem Sack Drogen in der Hand auf mein Auto, das ein Fall für die Soko Autoposer ist“.

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Zum Glück gibt es viel guten, coolen Rap, auch welchen für Kinder. So hat die Künstlerin Sookee gerade ein richtig gutes Rap-Album für Kinder rausgebracht.

Das heißt „Schmetterlingskacke“, ist menschenfreundlich, diskriminierungsfrei, lustig und schön und wird von beiden Kinder gern gehört. Nach dem ganzen Kontextualisieren und Erklären ist es auch mal schön, Raptexte blanko unterschreiben zu können.

Die Autorin schreibt für das Online-Magazin pinkstinks.de, wo dieser Text zuerst erschienen ist. Außerdem hat sie Bücher geschrieben, zuletzt „Muttergefühle. Zwei: Neues Kind, neues Glück“ (Bertelsmann).

Rike Drust

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