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Rapper Fler fällt immer wieder durch frauenverachtendes Verhalten auf.
© Universal Music Deutschland/dpa

Feministische Kampagne #unhatewomen: Schluss mit den Ausreden für frauenverachtenden Rap!

Zu lange wurde Sexismus im deutschen Hip-Hop verharmlost. Verbaler Hass auf Frauen darf nicht von Kunstfreiheit gedeckt sein. Ein Kommentar.

Die Rechtfertigungen, mit denen sich ein Teil der Rapszene hierzulande gegen den Vorwurf des Sexismus zu immunisieren versucht, sind beinahe so ausgelutscht wie der Großteil des deutschsprachige Hip-Hops selbst. Von Ausdrucks- und Kunstfreiheit ist dann die Rede. Von Codes und Metaphern einer Subkultur. Von einer elitären Verurteilung durch das akademische Feuilleton. So betrachtet Marcus Staiger, Wegbereiter des Berliner Rapszene, problematische Inhalte im Hip-Hop als Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen. Texte würden lediglich lebensweltliche Erfahrungen reflektieren.

Vor wenigen Tagen startete die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ die Kampagne #unhatewomen, mit der sie sich gegen frauenverachtende Raptexte positioniert. Sie veröffentlichte ein 75-sekündiges Video, in dem Frauen misogyne Reime aus erfolgreichen, millionenfach angeklickten Songs deutscher Rapper vortragen. Neben lyrischen Ergüssen wie „Eine Frau bleibt auf Ewigkeit ein Gegenstand“ von Finch Asozial und Mc Bomber oder „Baller der Alten die Drogen ins Glas, Hauptsache Joe hat seinen Spaß“ von Bonez MC und Gzuz, wird darin auch eine Zeile des Berliner Rappers Fler zitiert: „Will keine Frau'n, ich will Hoes / Sie müssen blasen wie Pros“.

Als Fler daraufhin im Internet von einer Instagram-Nutzerin angeprangert wurde, veröffentlichte er das Bild der Frau und bot jedem 2000 Euro an, der sie ihm „ranbringen“ würde. Statt auf seine Kritikerin einzugehen, drohte er unverhohlen: „Ich kann ja mal Täter werden, wenn du mir weiter auf die Eier gehst“.

Stets mit einem Augenzwinkern abgetan

Die von #unhatewomen im Videoclip aufgeführten Beispiele stammen aus der jüngeren Vergangenheit, doch schon vor zwei Jahrzehnten traten Künstler wie Kool Savas („Lutsch meinen Schwanz“) oder Sido („Arschficksong“) dezidiert provokativ und frauenverachtend auf. Damals wurde die derbe und harte Spielart des Berliner Hip-Hops als eine Art Punk der Millenials gefeiert, als Gegenbewegung zum Akademikerrap von Gruppen wie Freundeskreis oder Absolute Beginner.

Die offensichtliche Frauenfeindlichkeit war dabei stets mit einem Augenzwinkern abgetan, der sarkastische und ironische Charakter der Zeilen betont worden. Während Homophobie, Rassismus und Behindertenfeindlichkeit über die Jahre zunehmend aus deutschen Raptexten verschwanden, stieg der Anteil misogyner Passagen.

Heute töten Attentäter mit dem Motiv einer zutiefst gekränkten und bedrohten Männlichkeit gezielt Frauen. Es darf keine Ausreden mehr geben. Oder, um es mit der Autorin Sophie Passmann zu sagen: „Finde es immer extrem rührend, wenn mieser Sexismus im Rap mit ’Kunstfreiheit’ verteidigt wird, weil: Du darfst als Künstler also alles sein, entscheidest Dich aber dafür, miesester Frauenhasser zu sein.“

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