Finale der Champions League: Ein Sieger steht schon fest: Berlin
22 Männer, 200 TV-Sender, 360 Millionen Zuschauer… und wie viel bleibt beim Finale der Champions League in Berlin hängen? Offenbar mehrere Millionen Euro - dafür muss Berlin aber auch ein richtig teures Abendessen ausrichten. Aber wenigstens zahlt die Uefa die Stadtreinigung.
Die Fahnen flattern längst in der Innenstadt, ein gewaltiger Fußball wurde am Potsdamer Platz aufgepustet, große Sterne stehen am Brandenburger Tor und auf dem Alex. Und die Gastronomen rücken die Stühle zurecht: Das größte Sportereignis des Jahres steht an – das Finale der Champions League.
Zwei Jahre ist es her, dass der europäische Fußballverband das Endspiel 2015 nach Berlin vergeben hat. Seitdem wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass das Sportereignis auch ein Erfolg für die deutsche Hauptstadt wird. Wenn alles gut klappt, ist das nicht nur ein Imagegewinn. Es zahlt sich aus, in barer Münze, für die private Wirtschaft und die öffentliche Kasse. Jeder Sportsfreund bringt Geld nach Berlin. Selbst wenn er nicht übernachtet, wie jene Fans aus Spanien und Italien, die nach dem Spiel gleich wieder abfliegen.
Rund 40 Euro gibt jeder Tagesbesucher aus, der zu einer Bundesliga-Veranstaltung in die Stadt reist, geht aus dem „Sportwirtschaftsbericht“ hervor, der im Auftrag des Senats, des Landessportbundes und der Industrie- und Handelskammer erarbeitet wurde. Bei größeren Events, etwa dem DFB-Pokalfinale, sind es sogar 100 Euro pro Tag, schätzen die Experten. Das summiert sich. So ließen die Besucher der Leichtathletik-WM 2009 nach Angaben der Berlin Tourismus Marketing GmbH etwa 120 Millionen Euro in der Stadt.
Umbauten kosten 4,1 Millionen Euro
Man kann also davon ausgehen, dass die Finalbesucher bei ihrer Stippvisite am Wochenende viel Kaufkraft mitbringen, auch wenn sie kein Hotel gebucht haben. Das Onlineportal Onefootball und das Reiseunternehmen GoEuro schätzen die Einnahmen Berlins aus Anreise und Übernachtungen für das Finale auf 36,1 Millionen Euro. Beim Halbfinale profitierte jede gastgebende Stadt von 5,6 Millionen Euro, in der Gruppenphase seien es 2,8 Millionen Euro gewesen. Barca gegen Juve ist also nicht nur aus sportlicher Sicht eine Klasse für sich. Der Senat hat keine Zahlen zur Hand, aber die Sportverwaltung rechnet mit einem „erheblichen volkswirtschaftlichen Gewinn“.
Hinzu kommt der dauerhaft wirkende Werbeeffekt, der groß, aber nicht in Geldwert umzurechnen ist. Das Endspiel der Champions League im Berliner Olympiastadion wird von über 200 TV-Sendern weltweit live ausgestrahlt, die Zahl der Zuschauer wird auf mindestens 360 Millionen geschätzt. Einige tausend Medienvertreter und hochrangige Sportfunktionäre werden sich in Berlin nicht nur das Spiel anschauen. Und viele Fußball-Fans nehmen an dem teil, das Sportsenator Frank Henkel (CDU) schon mal als „Drumherumbespaßung“ bezeichnet hat. Wer sich wohlfühlt in Berlin, erzählt es gern weiter.
Dieser „Stadtrendite“, zu der auch zusätzliche Steuereinnahmen gehören, stehen die Kosten für die Organisation des Endspiels gegenüber. Im Stadion wird die Pressetribüne erweitert und die Übertragungstechnik auf den neuesten Stand gebracht. Der Parkplatz PO4 wird behindertengerecht umgebaut und das Maifeld für das Sponsoren-Dorf hergerichtet. Auch der Rollrasen ist nicht gratis zu haben. Der Senat rechnet vor, dass die Umbauten im Stadion und Olympiapark, die nach dem Spiel teilweise rückgängig gemacht werden, 4,1 Millionen kosten.
Für die Sicherheit ist auch Berlin zuständig
Davon übernimmt Berlin zwei Millionen Euro. 1,6 Millionen Euro zahlt die Uefa, 400.000 Euro die landeseigene Olympiastadion GmbH und 90.000 Euro der Deutsche Fußball-Bund. Weitere 1,1 Millionen Euro fließen aus der Landeskasse in ein Gala-Dinner für 500 Gäste im alten Terminal Tempelhof („Celebration Party“) , außerdem in Flaggen, Plakate und Aufkleber („Host City Dressing“) und in die Aufstockung der Abfertigungskapazitäten am Flughafen Schönefeld. Künftige große Sport-Events, so hört man, sollen aus der Übernachtungssteuer (City Tax) finanziert werden.
Auch für die Sicherheit und Ordnung rund ums Spiel ist Berlin zuständig. Das gilt vor allem für die Begleitung der Fußballgäste vom Airport bis zum Stadion und zurück, und für das Fanfest zwischen Brandenburger Tor und Yitzhak-Rabin-Straße. Diese Kosten sind eingepreist, aber nicht beziffert. „Ausgaben für Polizeieinsätze sind grundsätzlich durch Haushaltsmittel gedeckt und werden deshalb nicht gesondert erhoben“, teilte die Innenverwaltung mit. Die Müllbeseitigung muss die Uefa zahlen, damit hinterher alles wieder schön sauber ist. Denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel.