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Hallo Nachbar! Das Stadion (hinten) ist ja ziemlich modern, die Tribünen des Schwimmstadions sind alles andere als schön.
© dpa/Paul Zinken

Die Sportstätten: Wo, bitte, geht's in Berlin zu Olympia?

Das olympische Credo: Möglichst wenig Neubau, dafür maximale Nachnutzung durch den Breitensport. Die Orte sind quer über die Stadt verteilt – und so manches Stadion muss eh dringend saniert werden.

Das Sportforum in Lichtenberg ist 45 Hektar groß, hat 35 Sportanlagen und ist Trainingsort für 16 olympische Sportarten. Hier liegt Deutschlands größter Leistungssport-Standort. Und im Konzept der Olympia-Planer ist das Sportforum ein zentraler Punkt. Sollte Berlin den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhalten, rückten dort die Bagger an.

Auf dem Areal soll eine Halle für die Handballturniere mit 10.000 Zuschauerplätzen gebaut werden. Nach den Spielen sollen 6000 Plätze übrig bleiben. Außerdem sollen zwei weitere Hallen gebaut werden, jeweils mit 5000 Plätzen. Für Badminton, Rhythmische Sportgymnastik, Gewichtheben und Taekwondo.

Wenn alles vorbei ist, sollen die Hallen als Wettkampf- und Trainingsstandort für das Schul- und Leistungszentrum Berlin zur Verfügung stehen. So ist der Plan. Der Plan sieht auch vor, dass das Sportforum erweitert und neu geordnet werden soll. Dazu will der Senat umliegen Flächen kaufen. Für Andreas Statzkowski, den Sport- Staatssekretär des Senats, haben diese Pläne quasi symbolhafte Bedeutung. Zum einen dienen die Bauten dauerhaft dem Breiten- und Spitzensport, vor allem aber dürften Pankow und das benachbarte Lichtenberg zufrieden sein. „Denn diese Bezirke wachsen sehr stark, und beide, vor allem aber Pankow, haben große Probleme Sportflächen zu finden. So gesehen passen unsere Überlegungen zur Bedarfsplanung der Bezirke.“ Sie passen auch zum Grundgedanken bei der Wahl und dem Bau der Sportstätten. Möglichst wenig Neubau, maximale Nachnutzung der Anlagen durch den Breitensport, und wenn es denn doch rein olympia-spezifische Bauten gibt, dann müssen die vollständig wieder abgebaut werden. Das ist das Konzept.

Und die Kosten? Für das gesamte Projekt Sportstätten sind zwei Milliarden Euro eingeplant. Dazu gehören auch die Kosten für die Modernisierung von Bauten, die bereits stehen. Zentraler Punkt der Spiele ist natürlich das Olympiastadion. Hier werden die Eröffnungs- und die Abschlussfeier sowie die Leichtathletik stattfinden. Das gleiche Programm gilt wohl auch für die Paralympics. Statzkowski sagt zwar, es stehe zwar noch nicht hundertprozentig fest, dass in der riesigen Bertonschüssel die Leichtathletik-Wettbewerbe der Behinderten stattfinden. Aber alles andere, etwa Wettkämpfe im Jahn-Stadion (20.000 Plätze), sind eigentlich unvorstellbar.

Olympische Wettkämpfe würden auch im Hockeystadion am Olympiastadion stattfinden

Im Velodrom wird Bahnrad-Sport stattfinden, in der Schmeling-Halle die Vorrunde im Basketball. Um die Medaillen im Basketball wird in der Arena am Ostbahnhof gekämpft. Dort findet auch Geräteturnen und Trampolinspringen statt. In der Messehalle 25 werden Judo und Ringen stattfinden, Hockey wird im Olympiapark gespielt. Dort steht schon ein Hockeystadion, das erhält allerdings zusätzliche Zuschauerplätze. Ein zweites Hockeyfeld, das ohnehin geplant ist, wird mit temporären Zuschauertribünen ausgestattet. 15 der 30 olympischen Sportanlagen in Berlin kommen aus dem Bestand, müssen also nicht neu gebaut werden. Dazu gehören auch das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion (Fußball, 7er Rugby), die Schwimm- und Sprunghalle (Wasserspringen), der Erholungspark Lübars (Mountainbike), der Mellowpark (BMX), die Hangars auf dem Tempelhofer Feld (Boxen) sowie das olympische Schwimmstadion. Das bedeutet allerdings nicht, dass in die Anlagen nicht investiert werden muss.

Die Schwimmhalle an der Landsberger Allee ist ein Sanierungsfall

Im Jahn-Stadion müssen auch ohne Olympia die Baurbeiter anrücken, sonst wird es schlicht gesperrt. Auch die Schwimmhalle an der Landsberger Allee ist ein millionenschwerer Sanierungsfall, ganz unabhängig von Olympia. Diese Halle für olympische Schwimm-Wettbewerbe auszubauen, wäre allerdings viel zu teuer. Deshalb weichen die Schwimmer ins olympische Schwimmstadion aus. Doch auch dieser Ort verschlingt Millionen. Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz. Würde man es allein unter sportfachlichen Aspekten sanieren, wären sechs Millionen Euro fällig. Die Gesamtsanierung kostete aber 32 Millionen Euro, sagt Statzkowski. 26 Millionen Euro würde allein die Sanierung der Tribünen verschlingen.

Das Olympische und das Paralympische Dorf soll im östlichsten Teil des Flughafens Tegel hochgezogen werden. 40 Hektar stehen dafür zur Verfügung. Direkt neben dem Dorf sollen zum Teil temporäre Sportstätten entstehen und durch Grünanlagen mit dem Dorf verbunden werden. Im Konzept heißt es dazu: „Eine dauerhafte Nachnutzung für den Breiten- und Schulsport wird im Zusammenhang mit den weiteren Planungen für den neuen Stadtteil geprüft.“ Neun Anlagen in der Stadt würden nur temporär errichtet. Im so genannten Kurt-Schumacher-Quartier zum Beispiel eine Hallenarena mit 4000 Plätzen für Fechten sowie das Reiterstadion und den Laufkurs und die Laserschießanlage für den Modernen Fünfkampf. Die Anlagen sollen später teilweise für den Breiten- und Schulsport genutzt werden.

Sanierungsbedarf? Jeder Bezirk darf fünf Orte nennen

In der Innenstadt spielen die Bereiche Brandenburger Tor, Unter den Linden und Straße des 17. Juni eine entscheidende Rolle. Dieses Areal ist für Marathon, Gehen, Radsport und Triathlon vorgesehen. In der Nähe pflügen dann die Freiwasserschwimmer durch die Spree. Möglicherweise werden vor dem Reichstag die Springreiter über Hindernisse jagen und die Beachvolleyballer auf dem Pariser Platz über den Sand fliegen.

In Köpenick und Karlshorst möchten die Planer die Trabrennbahn vorübergehend zum Schießen benützen und die Wuhlheide zum Vielseitigkeitsreiten. Für Olympia müssen natürlich auch Trainingsplätze und -Hallen angeboten werden. Die Olympia-Planer zählen in ihrem Konzept stolz auf, dass im Radius von zehn Kilometern um das Olympische und das Paralympische Dorf 26 großflächige Sporthallen 100 Großspielfelder, 14 Leichtathletikanlagen und sieben Hallenbäder liegen. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Das Olympia-Bad ist marode

Viele Trainingsorte müssen noch zu olympiareifen Testgebieten für Sportler aufgewertet werden. 250 Millionen Euro sind für entsprechende Sanierung von Sportanlagen eingeplant. Den Bezirken kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Jeder Bezirk kann fünf Stadien oder Sporthallen als Trainingsstätte vorschlagen.

Jene Anlagen, die letztlich ausgewählt werden, die werden auch saniert und dienen anschließend dem Breiten- und Schulsport. Alle Anlagen, ob für Wettbewerbe oder fürs Training, müssen auch für die Paralympics verwendet werden können. Parallel zur umfangreichen Stadien- und Sporthallen-Sanierung würde der Senat auch ein Programm zur Modernisierung von Schulsportanlagen aufbauen. Dieses Projekt hätte mit den Olympia-Planungen nichts zu tun, es wäre eine Aktion quasi im Windschatten des Olympischen Bau-Programms. Diese Schulsportsanierung würde es aber nur geben, wenn Berlin den Zuschlag erhält.

Trotz der Riesensummen, die ausgegeben werden: Ein Problem ist in der Planung noch nicht gelöst. Das Schwimmstadion im Olympiapark würde zwar mit 32 Millionen Euro wieder vorzeigbar gemacht. Allerdings ist, auch wegen des Denkmalsschutzes, ungeklärt, ob es auch ein Dach erhalten würde. Und wenn nicht? Müssten die Zuschauer dann bei Regen im Nassen sitzen? „Tja“,sagt Statzkowski, „das könnte passieren.“

Olympia 2024 oder 2028 könnte nicht an der Stadtgrenze enden. Das Szenario: Es wird gesegelt an der Ostsee, gekämpft in Leipzig, gefeiert in Magdeburg, Dresden, Cottbus. Schauen Sie mal, an welche Orte die Berliner Planer denken. Lesen Sie mehr über die Orte außerhalb der Stadt.

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