Rekordzahlen in der Hauptstadt: Touristen lieben Berlin
Lauter neue Rekorde: Mit 28,7 Millionen Übernachtungen war 2014 das bisher erfolgreichste Tourismusjahr für Berlin. Bald könnte Paris eingeholt sein.
Tourismus – das war immer Klaus Wowereits Lieblingsthema, weil es kein Gemäkel gab und noch die aberwitzigste Prognose alsbald von der Realität übertroffen wurde. Nachfolger Michael Müller hat am Mittwoch in seiner ersten einschlägigen Pressekonferenz zwar selbst kein neues Ziel verkündet, aber die Zufriedenheit über die schon länger absehbaren neuen Rekorde war ihm durchaus anzumerken. 28,7 Millionen Übernachtungen bei 11,9 Millionen Besuchern, das ist gegenüber 2013 ein Plus von 6,5 bzw. 4,8 Prozent; das inoffizielle Ziel, das Wowereit für 2020 genannt hatte, ist damit schon erfüllt. Auch als Kongressjahr holte 2014 einen Rekord.
Woran liegt das? Burkhard Kieker, der als Chef von „Visit Berlin“ praktisch der Chefverkäufer des städtischen Tourismus-Angebots ist, hat sich einen neuen Begriff einfallen lassen: Es sei der „Teppich der Ereignisse“, der Berlin konstant attraktiv für Besucher aus der ganzen Welt mache – wichtiger als alle Einzelthemen sei für sie, den Geist der Stadt zu erleben. Einzelne Höhepunkte wie zuletzt das Mauerfall-Jubiläum im November seien deshalb gut, aber nicht mehr entscheidend für die Gesamtbilanz.
Diese Haltung ist natürlich auch deshalb von Interesse, weil 2015 ein Jahr ohne solche Höhepunkte zu sein scheint. Das Champions-League-Finale im Mai, ein paar weitere Sportereignisse, allerhand Jubiläen 25 Jahre nach 1990, das ist es im Wesentlichen. Die Zahl 30 Millionen wurde deshalb von den Offiziellen auch nicht aktiv ins Gespräch gebracht: Kieker sagte auf Befragen lediglich, es könne durchaus gelingen, aber es werde von Jahr zu Jahr schwerer, solche Zuwachsraten hinzulegen. Inoffizielles Ziel ist natürlich Paris, wo 2014 rund 36 Millionen Übernachtungen gezählt wurden. London ist mit mehr als 53 Millionen allerdings unerreichbar.
Es kamen auch immer mehr ausländische Besucher: 4,5 Millionen übernachteten 2014 12,5 Millionen Mal – ein überproportionaler Anstieg von 5,2 und 8,1 Prozent. Die größten Zuwächse auf allerdings geringem Niveau entfielen auf Südkorea, Irland und Portugal, weiter vorn liegen aber weiterhin Besucher aus Großbritannien, den USA, Italien, Holland und Dänemark. Schweden und Franzosen, die vor 20 Jahren noch recht weit vorn lagen, sind dagegen ein Stück zurückgefallen.
Das Kongressgeschäft macht inzwischen rund ein Viertel aller Hotelübernachtungen in Berlin aus: 7 Millionen generierte dieser Markt im vergangenen Jahr, ein Plus von 4,5 Prozent; insgesamt wurden auf rund 131.000 Veranstaltungen 11 Millionen Teilnehmer gezählt.
Luxussituation in Berlin
Michael Müller sprach von einer „Luxussituation: „Die Welt möchte so gern bei uns tagen, dass wir mit den Kapazitäten kaum hinterher kommen“. Dazu ergänzte Kieker, es müssten ja auch nicht alle Konferenzzentren von der öffentlichen Hand betrieben werden: So sei die Erweiterung des ohnehin schon riesigen Estrel-Hotels, die in diesem Jahr in Betrieb geht, ein wertvoller Beitrag.
Auch Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer forderte in einer Pressemitteilung die Zusammenarbeit öffentlicher und privater Investoren: „Wir werden alles unternehmen, um mit vereinten Kräften den Standort Berlin für zukünftige Kongresse zu rüsten“, hieß es darin.
Berlin hat seinen Besuchern gegenwärtig 134.399 offizielle Betten in Hotels und anderen Einrichtungen zu bieten. Privatzimmer, die beispielsweise in immer stärkerem Maß durch Online-Portale vermarktet werden, sind darin nicht enthalten, denn sie werden nicht gezählt.
App für Touristen
Was sich im Berliner Tourismus in den letzten beiden Jahrzehnten verändert hat, zeigt ein Vergleich zwischen 2014 und 1992, dem ersten Jahr der Erfassung Gesamtberlins – damals waren es nur 7,9 Millionen Übernachtungen. Berlin konnte in dieser Zeit seinen innerdeutschen Marktanteil von 2,5 auf 6 Prozent steigern und liegt damit jetzt zwischen Hessen (7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (6 Prozent). Auffällig ist vor allem, dass das einst so gefürchtete Sommerloch einem regelrechten Sommerhoch gewichen ist, denn Juli und August sind derzeit die stärksten Monate überhaupt.
Eine am Mittwoch freigeschaltete App soll diesen Touristenstrom gleichmäßiger verteilen. „Going Local Berlin“ zeigt Wege zu den weniger bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt vor allem in den Außenbezirken. Um das ohnehin Weltbekannte hat Kieker seine Leute einen Bogen machen lassen: „Die Simon-Dach-Straße“, sagte er, „kommt darin nicht vor“.
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