Luxushotels in Berlin: Das Waldorf-Astoria am Zoo will auch mehr Berliner ins Haus locken
Vor einem Jahr eröffnete das Luxushotel im Zoofenster-Hochhaus am Breitscheidplatz. Weil Platz für noch mehr Gäste ist, gibt es jetzt neue Ideen - und den Verweis auf das Stammhaus in New York.
Gleich drei neue Luxushotels sind im vorigen Jahr in der City West hinzugekommen. Das Waldorf-Astoria öffnete im Januar 2013 mit 232 Zimmern und Suiten im 119 Meter hohen Zoofenster-Hochhaus zwischen dem Bahnhof Zoo und dem Breitscheidplatz – rund ein Jahr später als geplant. Etwa zeitgleich empfing „Das Stue“ seine ersten Gäste in der ehemaligen dänischen Botschaft, wo man von der Bar aus auf Antilopen- und Straußengehege im Zoo blickt. Und das Hotel am Steinplatz in Charlottenburg feierte Freitagabend sein „Grand Opening“, eröffnet hatte es bereits Mitte Dezember.
Im Waldorf-Astoria wollte Gründungsdirektor Friedrich Niemann bis Jahresende 2013 eine 50-prozentige Auslastung erreichen. „Wir sind nicht weit davon entfernt“, sagt nun der neue Generalmanager Gregor Andréewitch – und zeigt sich damit schon mal zufrieden. Das Normalmaß in der Hotellerie liegt aber höher: Nach Auskunft der Tourismusgesellschaft Visit Berlin betrug die durchschnittliche Bettenbelegung im vorigen Januar bis November 57,1 Prozent.
Seit Oktober führt Andréewitch das Waldorf-Astoria mit rund 200 festangestellten Mitarbeitern, Niemann wechselte ins Hilton in Frankfurt am Main . Die Marke Waldorf-Astoria gehört Hilton und lebt besonders vom Ruhm des New Yorker Stammhauses. Fragt man Andréewitch nach Gästezahlen, bittet er um Verständnis: Einzelheiten dazu nenne der Konzern grundsätzlich nicht. Werktags beherberge man jedenfalls „in erster Linie“ Geschäftsleute, an Wochenenden vor allem Privatreisende.
Künftig will der Hotelchef „noch mehr auf die historische Verbindung zum Mutterschiff hinweisen“, eine neu angestellte Marketingexpertin erarbeitet gerade ein Konzept. Es geht auch darum, das 1000 Quadratmeter große „Guerlain Spa“ besser zu vermarkten. Viele Berliner wüssten noch gar nicht, dass es jedem offensteht, glaubt Andréewitch. Gut etabliert hat sich aus seiner Sicht das hauseigene Restaurant „Les Solistes“: Konzipiert wurde das Restaurant vom französischen Drei-Sterne-Koch Pierre Gagnaire, der Guide Michelin Deutschland hat es gerade mit einem Stern ausgezeichnet.
Das Romanische Café im Erdgeschoss soll verstärkt an alte Traditionen anknüpfen, schließlich erinnert es an das einstige Künstlercafé an der Stelle des heutigen Europa-Centers. Anfang Januar gab es eine Mottoparty: Beim „Speakeasy“-Abend ging es um die Ära der Prohibition in Amerika, einige Gäste folgten dem Aufruf, sich passend zu verkleiden. Außerdem läuft ein Literaturwettbewerb, in dem sich Berliner Schriftsteller mit dem Café und der City West rundum beschäftigt haben. Im Frühjahr will eine Jury die Sieger verkünden.
Dann öffnet auch wieder die Caféterrasse in der Kantstraße mit 60 Plätzen. Wie gemütlich es dort wird, weiß Andréewitch jedoch nicht, „wir haben ja leider die Baustelle gegenüber“. Gemeint ist das Hochhaus „Upper West“, das bis 2016 entsteht. Es wird so hoch wie das Zoofenster und nimmt ein Hotel mit 582 Zimmern auf. Konkurrenz bedeutet das wohl kaum – die Kette Motel One plant ein Drei-Sterne-Haus.
Andréewitch stammt aus Österreich und war mehr als 30 Jahre lang in Hotels in zwölf Ländern tätig, zuletzt führte der Mittfünfziger das japanische Luxushotel Conrad Tokyo. Berlin kannte er nur flüchtig. Jetzt ist er begeistert von der Stadt, die auf ihn „dynamisch und jugendlich“, aber „unhektisch“ wirkt. Durch die vielen Museen und Gedenkstätten biete Berlin auch „anfassbare Geschichte“. Dem Hotelchef gefallen breite, von Bäumen gesäumte Boulevards wie der Kurfürstendamm, in dessen Nähe er eine Wohnung sucht.
Den Bau des Zoofensters nennt Andréewitch eine „tolle, kluge Idee“ der arabischen Investoren. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Bezirkspolitiker und die AG City haben den Neubau als Zeichen des Aufschwungs in der westlichen Innenstadt gelobt. „Das Pendel schwingt wieder hierher“, findet auch der Generalmanager. Gern blickt er aus den Panoramafenstern der Bibliothek im 15. Stock. Man sieht weite Teile der City West – darunter die nahe Baustelle des Projekts „Bikini Berlin“.
Ein Teil davon ist das Designerhotel 25hours, das am 31. Januar neben dem Elefantentor des Zoos aufmacht. Bereits im Oktober hatte der denkmalgerecht restaurierte Zoo-Palast neu eröffnet; im Februar wird das Kino wieder Berlinale-Spielstätte. „Der Zoo-Palast ist ein Magnet“, sagt Andréewitch. Zur Berlinale rechnet er mit außergewöhnlich vielen Gästen – zumal die Filmfestspiele ein Kooperationspartner des Hauses sind, wie auch die Fashion Week.
Die vielen Hotelneubauten in Berlin sieht Andréewitch gelassen. Es sei „immer schwer zu sagen, wann es genug ist“. Er vergleicht Berlin dabei mit London: Dort gebe es ja auch schon sehr viele Hotels, und „trotzdem wird noch immer aufgemacht“.
Cay Dobberke