Kaffeehaus im Waldorf-Astoria: Bienenstich fehlt noch auf der Karte
Das Luxushotel Waldorf-Astoria hat am Donnerstag im Zoofenster-Hochhaus am Breitscheidplatz für die Gäste eröffnet. Das Romanische Café will an legendäre Zeiten anknüpfen. Erst einmal rückten aber die Kuchentester an.
Die drei Damen im Romanischen Café zeigen keinen Respekt vor großen Namen. Das Café im Parterre des Zoofenster-Turms am Breitscheidplatz ist nach einem legendären einstigen Künstlertreff benannt und gehört zum Luxushotel Waldorf-Astoria, das am Donnerstag als Ableger des New Yorker Stammhauses eröffnet hat. Trotzdem findet eine der drei Rentnerinnen aus Friedenau und Tegel das Café „nett, aber nicht besonders“. Sie ist vom Fach, denn wie sie erzählt, habe sie früher in Mexiko ein Hotel betrieben. Noch härter urteilt ihre Tischnachbarin: „Das Café hat kein gutes Konzept.“
Die ehemalige Lehrerin vermisst im Angebot der hauseigenen Patisserie deutsche Kuchenspezialitäten wie Schwarzwälder Kirschtorte, Bienenstich oder Streuselkuchen. Nach ihrer Erfahrung mit ausländischen Freunden begeistern gerade solche Leckereien die Touristen. Überhaupt habe sie auf dem Buffet außer Butterbroten keine Speise mit deutschem Namen entdeckt, sondern nur „Wraps, Éclairs und Panini – das ist doch international alles austauschbar“. Kaffeehausatmosphäre komme auch aus anderen Gründen nicht auf, finden die Freundinnen, die sich regelmäßig in wechselnden Cafés treffen. Die Beleuchtung wirke „zu kalt“, ein Holzboden hätte besser gepasst als helle Natursteinplatten. Und den Lampen im Art-déco-Design sehe man an, dass sie aus Kunststoff sind – ebenso wie der Deko unten an den Fenstern: „Diese Plastikkisten mit Gras sind eine Katastrophe.“ Aber die drei Damen spenden auch Lob: Das Personal sei außergewöhnlich freundlich und zuvorkommend.
Absehbar ist jedenfalls, dass das Romanische Café bald viele Gäste anziehen dürfte – vor allem im Sommer, wenn man eine Terrasse mit 60 Plätzen öffnen will. Bisher gibt es für die Menschen, die während ihres Einkaufsbummels über den Ku’damm und die Tauentzienstraße bei Kaffee und Kuchen verweilen wollen, nur wenige Adressen wie das neue „Grosz“ im Haus Cumberland, Mövenpick im Europa-Center, Einstein Kaffee am George-Grosz-Platz, das Restaurant Dressler im Ku'damm-Karree oder Caras im Neuen Kranzler-Eck.
Vom berühmten Kranzler ist dagegen nur ein Rest oben in der Rotunde geblieben, andere Kaffeehäuser wie Möhring oder Schilling sind längst verschwunden. Das gastronomische Leben spielt sich meist in den Seitenstraßen ab. Neue Cafés und Restaurants wollen allerdings bald im Bikini-Haus eröffnen.
Im neuen Romanischen Café werde man mit Lesungen und Literaturwettbewerben an die Tradition des Namensgebers anknüpfen, kündigte Generaldirektor Friedrich Niemann an. Schon jetzt können Gäste in Bücherregale greifen. Statt klassischer Literatur bestimmen allerdings Bände das Bild, die thematisch ganz gut zur Klientel eines Luxushotels passen dürften. Es geht zum Beispiel um die besten Golf-Resorts und Skipisten, Formel-1-Rennen und Designermode; das Waldorf-Astoria ist Partnerhotel der Fashion Week.
Frühstück gibt es bis 23 Uhr zu Preisen ab 9,50 Euro (französisches Frühstück), ein Kaffee kostet 4,50 Euro. Für zwölf Euro gibt es den einst im New Yorker Waldorf-Hotel erfundenen Waldorfsalat und für sechs Euro die „Kuchenempfehlung des Tages“. Ob dazu auch mal Bienenstich oder Schwarzwälder Kirschtorte gehören wird, muss sich noch zeigen.
Cay Dobberke
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