Berlinale: Diese Filmstars winken bald in Berlin
Einen Jurypräsidenten oder eine Jurypräsidentin für die Berlinale gibt es noch immer nicht. Die ersten berühmten Kandidaten für den roten Teppich stehen dafür schon fest.
Alles hängt mit fast allem irgendwie zusammen, im Leben wie im Film. Zupft man hier, tritt unerwartet an ganz anderer Stelle etwas Neues zutage, was einem dann doch irgendwie bekannt vorkommt.
Nehmen wir nur Rose Valland: Kunsthistorikerin, im Krieg Mitarbeiterin des von den Deutschen als Kunstsammellager genutzten Musée du Jeu de Paume in Paris, doch zugleich Mitglied der Resistance. Die Museen ihres Landes haben ihr unendlich viel zu verdanken, denn durch ihre Informationen konnten viele geraubte Kunstwerke aufgefunden und zurückgeführt werden.
Die Französin ist eine der Hauptfiguren in dem Buch „Monuments Men“ von Robert M. Edsel und Brett Witter wie auch in dem darauf basierenden Film von Regisseur und Hauptdarsteller George Clooney, der im Vorjahr zu großen Teilen in Babelsberg entstand und auf der am 6. Februar startenden Berlinale im Wettbewerb steht. Gespielt wird Rose Valland von Cate Blanchett, einem möglichen Gast der Filmfestspiele, während Clooney und seine beiden Stars Matt Damon und John Goodman schon feststehen.
Kunstraub als ein Hauptthema der Berlinale 2014
Die „Monuments Men“, das war eine kleine Truppe von britischen und amerikanischen Soldaten, von Hause aus überwiegend renommierte Kunsthistoriker, deren erste Aufgabe es war, bei den Kampfkommandanten darauf hinzuwirken, dass die Schäden an historischen Bauwerken möglichst gering blieben. Doch vor allem sollten sie die geraubten Kunstschätze wiederfinden. Matt Damon spielt dabei den US-Leutnant James Rorimer, der Vollands Arbeit in seinem Buch „Survival“ beschrieb, während sie ihre Kriegserlebnisse 1961 in dem Buch „Le front de l’art“ zu Papier brachte. Über dessen Verfilmung aber – alles hängt eben mit allem zusammen – ist der NS-Kunstraub schon einmal Thema eines großen Hollywood-Films geworden. Das war 1964 mit „The Train“ von John Frankenheimer, mit Burt Lancaster als Star, der allerdings keinen US-Offizier spielt, sondern den französischen Eisenbahner Paul Labiche, wie Rose Valland Mitglied der Resistance. Ein Zug voller Kunstwerke aus dem Musée du Jeu de Paume soll nach Deutschland fahren, was dank Lancaster/Labiche selbstverständlich misslingt – eine sehr freie, actionreiche Umsetzung der Buchvorlage.
Clooney, Damon, Goodman, vielleicht auch Blanchett – das klingt schon mal vielversprechend für den Glamourfaktor der neuen Berlinale. Dass „Monuments Men“ ausgewählt wurde, war wenig überraschend, es war die größte Produktion, die im Vorjahr im Raum Berlin, mit Dreharbeiten auch in Goslar, entstand. Und der Film kommt auch nach dem Skandal um die unter Raubkunst-Verdacht stehenden Bilder der Sammlung Gurlitt zweifellos zum passenden Zeitpunkt.
Der eine oder andere prominente Name ist auch bei der Jury zu erwarten, über die bislang aber noch nichts verlautete. Voraussichtlich erst in den kommenden Tagen wird die Berlinale Leitung sich dazu äußern, dann aber die komplette Liste samt Vorsitzendem bekannt geben.
Fest steht immerhin bereits, welche Stars am Eröffnungsabend wohl über den roten Teppich schreiten werden. Vorgesehen ist die Weltpremiere von „Grand Budapest Hotel“ von Regisseur Wes Anderson, der neben Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Edward Norton, Saoirse Ronan, Tilda Swinton, Léa Seydoux und Florian Lukas auch seine beiden Hauptdarsteller Ralph Fiennes und Tony Revolori mitbringen will. Ersterer spielt den legendären Concierge H. des titelgebenden Hotels, Letzterer seinen Pagen und Protegé Zero Moustafa. Der Film spielt zwischen den Weltkriegen, in einem Europa des Umbruchs, dreht sich um ein umstrittenes großes Familienvermögen – und den Diebstahl eines wertvollen Renaissance-Gemäldes. Kunst und Kriminalität – womöglich ein Hauptthema dieser Berlinale?
Von Selbstmordgruppen und Nymphomanen
Aber wenn, dann kaum das einzige: In „A Long Way Down“ von Pascal Chaumeil, nach einem Roman von Nick Hornby, wozu der Teppich vor dem Friedrichstadtpalast ausgerollt wird, geht es vielmehr laut Titel um den Weg, den ein Körper für den Sturz vom Dach eines Londoner Hochhauses zurücklegen muss. Genau genommen sind es vier Körper, oder vielmehr vier Menschen, die sich zufällig in einer Silvesternacht auf besagtem Dach treffen, um ihren Leben ein Ende zu setzen. Dazu kommt es aber erst mal nicht, stattdessen erzählen sie sich ihre Leidensgeschichten und schließen dann einen Pakt: Nächster Suizid-Termin soll der Valentinstag sein. Sechs Wochen müssen also gemeinsam überlebt werden.
James Bond als Selbstmord-Kandidat? Mag man sich nicht recht vorstellen, und doch ist Ex-007-Darsteller Pierce Brosnan einer dieser Zufallsgruppe und wird auch – nicht zum ersten Mal – zur Berlinale erwartet, ebenso wie seine Mitspieler Toni Collette, Aaron Paul und Imogen Poots.
Noch ist das Programm nicht komplett bekannt gegeben, es ist also noch mit manchem Glitzernamen zu rechnen. Wahrscheinlich, wenn auch bislang nicht bestätigt, ist aber das Kommen von Charlotte Gainsbourg, vielleicht auch Regisseur Lars von Trier, um hier „Nymphomaniac“ in der ungekürzten Fassung vorzustellen. Hübsch wäre es ja auch, wenn nicht nur Charlotte käme, sondern ebenso Maja Arsovic und Ananya Berg. Erstere spielt Charlottes Figur Joe im Alter von sieben, die zweite im Alter von zehn Jahren. Das wäre dann zweifellos ein Familientreffen, wie man es selten hat.
Die 64. Berlinale dauert vom 6. bis 16. Februar, diesmal wieder mit dem runderneuerten Zoo-Palast. Das komplette Festivalprogramm wird Ende Januar veröffentlicht, etwa eine Woche später beginnt auch der Ticket-Vorverkauf.
Andreas Conrad