Berliner Hotellerie: Fünf Sterne glänzen wieder
Das luxuriöse Charlottenburger Hotel am Steinplatz, ein Haus mit bewegter Geschichte, öffnet neu – dieses Mal ohne Ziege auf dem Dachboden wie in der Nachkriegszeit. Zuletzt hatte das Jugendstilgebäude lange leer gestanden.
Der legendäre einstige Berliner „Hotelkönig“ und Mitbegründer des Hotelverbandes, Heinz Zellermayer, kann das Comeback seines Charlottenburger Stammhauses leider nicht mehr miterleben – er ist 2011 im Alter von 96 Jahren verstorben. Es hätte ihn wohl gefreut, dass der denkmalgeschützte Jugendstilbau, das „Hotel am Steinplatz“, nach langer Nutzung als Seniorenheim und späterem Leerstand am Montag wieder als Fünf-Sterne-Hotel öffnet.
Betreiber des Hauses mit gut 40 Mitarbeitern, 84 Zimmern (ab 195 Euro pro Nacht) und drei Suiten am Steinplatz, Ecke Uhlandstraße, ist die Marriott-Gruppe. Es wird das deutschlandweit erste Hotel ihrer Marke „Autograph Collection“. Diese stehe für eine „individuelle Handschrift“, sagt die Marketingchefin des Hotels, Carolin Beuster.
Das Innendesign mischt moderne Gestaltung mit 20er-Jahre-Stilelementen wie Art déco und alten Fotos. Jedes Zimmer sieht etwas anders aus. Die stuckverzierte olivgrüne Fassade wurde restauriert, neu ist das bogenförmige Eingangsdach.
Entstanden war das Gebäude 1907 als Wohnhaus. Neben den Hackeschen Höfen ist es das letzte erhaltene größere Werk des Architekten August Endell in Berlin. 1913 eröffnete Max Zellermayer das Hotel, es galt als westliches Pendant zum größeren Adlon.
Zu den ersten Stammgästen zählten russische Adelige, die vor der Oktoberrevolution geflohen waren. 1933 starb Max Zellermayer, der eine jüdische Mutter hatte, nach einem Gestapo-Verhör an einem Gehirnschlag. Die Familie führte das Hotel weiter, doch im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört.
Als Erbe wagte Heinz Zellermayer kurz nach dem Krieg den Neuanfang unter skurrilen Umständen: Er hielt eine Ziege auf dem Dachboden, um Milch servieren zu können, und pflanzte Tomaten auf dem Dach. Später kamen Prominente wie Brigitte Bardot, Günter Grass, Heinrich Böll, Yehudi Menuhin, Luciano Pavarotti oder Romy Schneider, die sich nach einem Besuch im hauseigenen Künstlertreff „Volle Pulle“ heftig mit Alain Delon gestritten haben soll. Solche Anekdoten erzählte Max Zellermayers Tochter Ilse Eliza in ihrem Buch „Prinzessinnensuite“.
Am Montag findet die Voreröffnung (Soft Opening) statt, die festliche Eröffnung folgt im Januar. Das Konzept des Restaurants für eine moderne deutsche Küche aus regionalen Zutaten stammt vom Sternekoch Stefan Hartmann; Küchenchef ist Markus Zimmer. Beete im Innenhof sollen frische Kräuter liefern.
Für das auf zwei Etagen verteilte Spa mit Sauna und Fitnessgeräten wurde das Haus von fünf auf sechs Geschosse aufgestockt. Für einen Pool reichte der Platz trotzdem nicht. Auch der Konferenzraum misst nur 90 Quadratmeter. Die Mitarbeiterzahl hingegen soll wachsen, noch sind Stellen ausgeschrieben.
Es handelt sich um das vorletzte der derzeit bekannten Luxushotelprojekte in der Stadt. Im Sommer 2014 will die türkische Titanic-Gruppe im ehemaligen Werkstattgebäude der Staatsoper am Gendarmenmarkt in Mitte ein Fünf-Sterne-Haus mit 208 Zimmern eröffnen.