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Nach dem Entwurf des Architekten Jan Kleihues für den Investor Cells Bauwelt entstünde ein unterirdischer Theatersaal mit 670 Plätzen im bisherigen Hof des Ku'damm-Karrees.
© Simulation: Kleihues + Kleihues / Bühnenbild: Köpenicker Rathaushof Theater

Berlin-Charlottenburg: Kulturpolitiker wollen kein Kellertheater für die Ku'damm-Bühnen

Mindestens eines der Boulevardtheater am Kurfürstendamm müsse im Originalzustand erhalten bleiben, fordern Berliner Abgeordnete aller Fraktionen – und lehnen damit die jüngsten Neubaupläne ab.

Noch im Januar hatte die Münchener Firma Cells Bauwelt als neuer Eigentümer des Ku’damm-Karrees gehofft, den langen Streit um das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm beenden zu können. Zusammen mit Architekt Jan Kleihues schlug man eine unterirdische Ersatzbühne und ein Foyer darüber an einem künftigen „Theaterplatz“ vor. Doch am Montag stieß diese Idee bei Berliner Kulturpolitikern auf großen Widerstand.

Im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses waren Redner aller Fraktionen dafür, beide Boulevardtheater oder wenigstens die Komödie unverändert zu erhalten. „Ich habe selten erlebt, dass man sich so einig ist“, sagte Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD). Ein Beschluss wurde vertagt, doch wird es in der nächsten Ausschusssitzung voraussichtlich einen parteiübergreifenden Antrag zur Rettung der alten Ku’damm-Bühnen geben.

CDU verlangt die Rettung beider Säle

Beim geplanten Umbau des Ku’damm-Karrees müsse es heutzutage „bautechnisch möglich sein, beide Bühnen vollständig zu erhalten“, fand der CDU-Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns. Er und Frank Jahnke (SPD) erinnerten daran, dass der berühmte Theaterarchitekt Oskar Kaufmann die Säle in den 1920er Jahre gestaltet hatte und Max Reinhardt zu den ersten Betreibern gehörte. Sabine Bangert (Grüne) nannte die vom Investor vorgestellte Umzugslösung „nicht akzeptabel“. In einem Theaterneubau „wären die Ku’damm-Bühnen tot und das Flair weg“.

Auf einem „Theaterplatz“ ist ein Foyer mit Kassen und Café geplant.
Auf einem „Theaterplatz“ ist ein Foyer mit Kassen und Café geplant.
© Simulation: Kleihues + Kleihues Architekten
Intendant Martin Woelffer (vorne rechts) wurde im Kulturausschuss angehört.
Intendant Martin Woelffer (vorne rechts) wurde im Kulturausschuss angehört.
© Cay Dobberke

Es geht ums Geld

Als Gast war Intendant Martin Woelffer eingeladen, der ebenfalls bezweifelte, dass sich ein moderner Kellersaal als Spielstätte eigne. Bisher sei er gar nicht an den Planungen beteiligt. Mit 210.000 bis 250.000 Zuschauern pro Jahr seien seine Bühnen „die bestbesuchten Sprechtheater der Stadt“. Noch könne er 95 Prozent der Kosten durch Einnahmen decken.

Außerdem erhalten die Bühnen seit 2012 jährlich 230.000 Euro vom Land Berlin. Stefan Schlede (CDU) regte eine Erhöhung an: Das Renaissance-Theater bekomme 2,1 Milllionen Euro, auch für Woelffers Bühnen „muss man einen solchen Betrag ins Auge fassen“.

Staatssekretär Renner will zunächst Bezirkspolitiker entscheiden lassen

Bisher funktioniert die Finanzierung nur, weil seit Jahren keine Miete gezahlt wird. Das geht noch auf einen Vertrag mit dem ehemaligen Karree-Eigentümer Ballymore aus Irland zurück. Abgeordnete schätzten, dass die Miete in Zukunft eine halbe Million Euro pro Jahr betragen könnte. So eine Summe „kann kein Theater erwirtschaften“, sagte Woelffer. Für seinen Betrieb gehe es „um Leben und Tod“. Der Intendant forderte den Senat auf, sich an Verhandlungen mit dem Investor zu beteiligen.

Staatssekretär Renner sagte, er habe sich im Januar mit beiden Seiten getroffen und wolle „moderieren“, ohne sich aber direkt in die Gespräche einzuschalten. „Erst einmal möchte ich den Bezirk agieren lassen.“ Für die Baugenehmigung seien schließlich das Bezirksamt und die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf zuständig. Im BVV-Stadtentwicklungsausschuss hatte es schon im Januar viel Kritik am Investorenkonzept gegeben.

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