Berlin-Charlottenburg: Die neuen Pläne für das Ku'damm-Karree
Nach Entwürfen des Architekten Jan Kleihues soll die marode Passage am Kurfürstendamm ab diesem Jahr umgestaltet werden. Für die Ku'damm-Bühnen ist ein unterirdischer Theatersaal mit Foyer darüber gedacht.
Es ist nicht der erste Anlauf für eine Umgestaltung und Neubelebung des maroden Ku’damm–Karrees – doch diesmal geht es am Kurfürstendamm offenbar wirklich voran. Im zweiten bis dritten Quartal dieses Jahres wollen die Münchener Firma Cells Bauwelt und der von ihr beauftragte Architekt Jan Kleihues in einem ersten Bauabschnitt an der Uhlandstraße loslegen. Ab Mitte 2017 soll der Rest folgen.
Dann würde die weitgehend leer stehende Einkaufspassage samt dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm abgerissen. Als Ersatz ist eine unterirdische Bühne an einem „Theaterplatz“ geplant.
670 Plätze im neuen Theater
Dorthin soll ein breiter Durchgang am Ku’damm führen, der teilweise mit einer Kolonnade überdacht würde. Oberirdisch gäbe es ein ovales Foyer mit Kassen und Café, darunter den Bühnensaal mit 670 Plätzen. Über einen Kellergang mit Aufzug könnten Gäste auch auf die Dachterrasse eines Restaurants direkt am Ku’damm gelangen. Dagegen sah das Konzept des früheren Karree-Eigentümers Ballymore aus Irland und des damals zuständigen Architekten David Chipperfield ein Theater in der dritten Etage vor.
Kritik am Abriss der alten Bühnen
Die Fertigstellung hält der Investor im Jahr 2019 für möglich. Cells Bauwelt hatte das Karree Ende 2014 von Ballymore gekauft, dem Vernehmen nach für 155 Millionen Euro. Das Unternehmen sagt zu den Investitionen nur, diese bewegten sich in „dreistelliger Millionenhöhe“. Ballymore wollte 500 Millionen Euro in die Immobilie stecken. Da die neuen Eigentümer weniger abreißen möchten, dürften die Kosten deutlich niedriger liegen.
Am Freitag wurde das Konzept im Stadtentwicklungsausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf präsentiert. Mehrere Bezirksverordnete und Otfried Laur vom Verein „Rettet die Ku’damm-Bühnen“ kritisierten, dass keines der traditionsreichen alten Theater erhalten bliebe.
Investor plant Vertrag mit Intendant Woelffer
Zuvor hatte Norman Schaaf, Geschäftsführer von Cells Bauwelt, im Gespräch mit dem Tagesspiegel einen Vertrag mit Intendant Martin Woelffer in Aussicht gestellt. Er hoffe auf eine Einigung innerhalb von drei Monaten. Zu der gerade bekannt gewordenen Räumungsklage gegen die Boulevardbühnen sagte Schaaf, man streite noch über Verträge mit früheren Vermietern. Das Ziel sei, „einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und gemeinsam in eine neue Zukunft zu blicken“. Der künftige Theatersaal könne „multifunktional“ genutzt werden, zum Beispiel auch für Kongresse.
Friss oder stirb?
Intendant Woelffer wurde nicht im Ausschuss angehört und war dort nur als Gast. Er habe „nichts mitgeplant“, sagte Woelffer dem Tagesspiegel. Besonders wichtig seien „Sicherheiten“, schließlich „steht die Zukunft unseres ganzen Familienbetriebs auf dem Spiel“. Er habe den Eindruck, dass „man uns kleinhalten will nach dem Motto: Friss oder stirb“.
Die Forderung der Bezirksverordnetenversammlung nach einem Ersatztheater soll in einem städtebaulichen Vertrag verankert werden. Allerdings ist es laut Baustadtrat Marc Schulte (SPD) nicht möglich, den Betreiber vorzuschreiben.
„The Story of Berlin“ bleibt
Die stadtgeschichtliche Ausstellung „The Story of Berlin“ bleibt im Karree und behält den alten Atomschutzbunker, der ihre größte Attraktion ist. Die vor allem bei Schulklassen aus aller Welt beliebte Ausstellung ziehe jährlich 250 000 Menschen an, lobt Schaaf: „Wir wollen eine hohe Frequenz.“ Die Schau solle auch während der Umbauarbeiten geöffnet bleiben.
„Keine Mall, sondern ein Kaufhaus“
Das 23-stöckige Bürohochhaus im Karree will man modernisieren, Kleihues hat eine neue Fassade entworfen. Derzeit ist der Turm nur zu 50 Prozent vermietet. Aus der Passage werde „keine Shoppingmall“, sondern ein „Kaufhaus“, betont Schaaf. Hauptmieter werde ein internationales Modeunternehmen auf 23.000 der insgesamt 35.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Den Namen will Schaaf erst nach dem Vertragsabschluss nennen: „Die Tinte ist noch nicht trocken.“ Von Textildiscountern wie Primark distanzierte er sich jedoch.
Das Parkhaus an der Uhlandstraße bleibt stehen, nicht zuletzt, weil darunter der Atombunker liegt. Dessen Abriss für eine Tiefgarage hätte einen zweistelligern Millionenbetrag gekostet, heißt es. Auf dem Parkhausdach stehen 12 000 Quadratmeter Bürofläche leer, früher arbeiteten dort Wirtschaftsprüfer und Berater des Unternehmens KPMG. Wegen der gestiegenen Nachfrage nach Büros in der City West hält Cells Bauwelt eine Neuvermietung für gut möglich.
Die Parkhauseinfahrt wird ein Stück weit in Richtung Lietzenburger Straße verlagert und die Stellplatzzahl von 1000 auf 800 verringert – um an der Uhlandstraße eine hohe Schaufensterfront und einen größeren Eingang zu schaffen. In diesen Bereich sollen auch ein Supermarkt sowie ein „Street Food Markt“ nach Vorbild der Kreuzberger „Markthalle Neun“ ziehen.
An der Lietzenburger Straße ist ein Hotel geplant
An der Rückseite des Karrees sollen die Häuser Lietzenburger Straße 78 und 80 einem Hotel mit 150 Zimmern weichen. Zu den übrigen geplanten Nutzungen gehören eine Fahrradgarage, ein großes Fitnesscenter mit Pool und Dachterrasse sowie eine Kita mit 150 Plätzen und einer weiteren Terrasse.
Noch ist all dies nicht genehmigt. Der BVV-Ausschuss will bald weiter beraten.
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