Berlin-Spandau: Gebt den Spandauern die Industrieflächen zurück!
Swen Schulz (SPD) fordert eine Debatte über Neubebauung von zentralen Flächen - ob am Hohenzollernring oder neben dem Krankenhaus. Was halten Sie von den Ideen?
Wo geht es hin mit Spandau, diesem westlichsten Bezirk in Berlin, der mal ländlich ist, mal städtisch, mal arm, mal reich. Die Baukräne drehen sich überall, vor allem im Norden, bald auch an der zentralen Post. Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Spandau, Swen Schulz, 48, plädiert hier in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel für die Neubebauung von zwei bekannten Ecken in Spandau: die Industrieflächen nördlich vom Krankenhaus und die Flächen rund um die Gehrke-Halle. Was halten Sie von den Ideen für mehr Klinikflächen und mehr Wohnraum? Was sollte dort gebaut werden, was vermissen Sie in Spandau? Lesen Sie hier den Gastbeitrag.
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Welche Kieze Swen Schulz konkret im Blick hat
Es tut sich einiges in Spandau. Die ehemalige Post gegenüber den Arcaden wird abgerissen, mit erheblichem Einsatz von Mitteln aus dem Bundeshaushalt werden in der Altstadt denkmalgerechte Erneuerungen und in verschiedenen Ortsteilen Städtebaumaßnahmen zur Stärkung der Kieze finanziert.
Nun könnte man meinen, dass das erstmal reicht an Veränderung für die Havelstadt. Ich denke nicht so. Denn wir sollten jede Chance nutzen Spandau zu entwickeln, bezahlbare Wohnungen, neue Arbeitsplätze und attraktive Angebote für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen.
1928-2015: So hat sich das Viertel rund um die Kaserne Wilhelmstadt verändert
Bei der Betrachtung der Karte Spandaus fällt auf, dass es in recht zentraler Lage zwei große Areale mit großem Potential gibt: Das Kasernengelände in der Wilhelmstadt an der Schmidt-Knobelsdorff-Straße sowie das Gebiet nördlich des Krankenhauses Spandau an der Neuendorfer Straße in der Neustadt. Beides sind Flächen in öffentlichem Besitz, genauer im Eigentum des Bundes. Ich meine, beide sollten in den nächsten vier Jahren neu beplant und einer dem Gemeinwohl orientierten Nutzung zugeführt werden.
1928-2015: So hat sich das Viertel rund ums Krankenhaus verändert
Für das Kasernengelände hat Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank bereits Vorschläge gemacht: Neben Flüchtlingsunterkünften sollen auch Einkaufsmöglichkeiten, Wohnungen, Schule, Kita und Gewerbe Platz finden. Ein sehr wichtiger Impuls, den ich unterstütze.
Darüber hinaus nehme ich das Areal nördlich des Krankenhauses in den Blick. Auf dem großen Gelände von der Neuendorfer Straße entlang der Neuen Bergstraße über den Askanierring hinaus bis zum Hohenzollernring befindet sich derzeit diverses Gewerbe, die Bruno-Gehrke-Sporthalle, das Technische Hilfswerk (THW), Lagerhallen, ein Sportplatz und anderes mehr. Alles gut, alles okay, alles soweit etabliert und kein Problem.
1928-2015: So hat sich das Viertel an der Gehrke-Halle verändert
Aber ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Wäre die Fläche unbebaut, würden wir heute eine vollkommen andere, eine geordnete Nutzung vorsehen. Diese so zentrale und wertvolle Fläche sollte – und kann – anders, besser genutzt werden. Zwar wird die Bruno-Gehrke-Sporthalle öffentlich genutzt. Doch wer einmal über das Gelände geht weiß, was ich meine: Ungeordnet, unattraktiv, teilweise Brache – das geht viel attraktiver! Ich schlage deshalb vor, dass den Spandauern dieses Gelände quasi zurückgegeben wird.
Bürger, Vereine, Institutionen - bringt Ideen ein!
Schon am Prozess der Neuplanung sollten die Spandauern teilhaben: Durch ein öffentliches und transparentes Beteiligungsverfahren. Die Menschen sollten Ideen einbringen und mitentscheiden, was daraus gemacht wird. Ich bin sicher, dass mit den Anregungen aus der Bevölkerung, von Vereinen und Institutionen, aber natürlich auch von Stadtplanern und Architekten ein tolles Konzept entsteht, um dieses Gelände allen besser zugänglich zu machen und einen Gewinn für Spandau zu erreichen.
Das Krankenhaus braucht neue Flächen - die Lösung liegt nebenan
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Entwicklungsanker das Klinikum Spandau sein wird: Ich weiß, dass das Krankenhaus neue Flächen braucht. Warum nicht auf die andere Seite der Neuen Bergstraße gehen und dort mehr Platz schaffen für neue Angebote?
Das könnte verbunden werden mit der Einrichtung von Ausbildungsplätzen im Gesundheitsbereich, mit den entsprechenden Arbeitsstätten und Laboren, mit Rehabilitation und anderem mehr. Es könnte ein Gesundheits-Zentrum entstehen mit Ausstrahlung über die Grenzen Spandaus und Berlins hinaus – mit allen Vorteilen für uns: Spandau bekäme mehr und bessere Angebote der Gesundheitsversorgung sowie neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze.
Die Gehrke-Halle integrieren und bezahlbare Wohnungen schaffen
Die Bruno-Gehrke-Sporthalle ließe sich natürlich vorteilhaft integrieren. Wichtig sind mir auch Lösungen, die etwa das THW nicht verdrängen. Denn diese Ehrenamtlichen machen, wie ich mich bei einem Besuch neulich wieder einmal überzeugen konnte, eine tolle Arbeit für unser aller Schutz und Sicherheit. Trotzdem sollte erreicht werden, dass auf dem großen Areal des Bundes auch Wohnungen entstehen. Und ich betone: bezahlbare, städtische Wohnungen!
Das sind meine ersten Gedanken dazu – ich bin gespannt auf den Diskussionsprozess. Letztlich wird das dann auch mit dem Bundesfinanzministerium zu verhandeln sein – denn der Bund ist schließlich Eigentümer. Er muss bereit sein, das Gelände einer solchen Nutzung zur Verfügung zu stellen anstatt es zum höchsten am Markt erzielbaren Preis zu verkaufen. Eine Lösung im Interesse der Spandauerinnen und Spandauer wird gesucht, auch wenn sie dem Bundesfinanzminister weniger Einnahmen bringt – ich werde mich jedenfalls darum kümmern.
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Swen Schulz