Kasernengelände in der Wilhelmstadt: Spandauer Bürgermeister plant neuen Stadtteil
Helmut Kleebank möchte die britischen Kasernen zu einem neuen Ortsteil mit Wohnhäusern, Flüchtlingsunterkunft, Einkaufsmöglichkeiten, Schule und Gewerbe machen.
Fast ein halbes Jahrhundert waren die Wavell-Barracks an der Seecktstraße und die Brooke-Barracks an der Schmidt-Knobelsdorf-Straße ein Teil des britischen Spandaus. Gleich zwei der drei im zweijährigen Abstand wechselnden Infanterie-Bataillone der Schutzmacht waren hier stationiert.
Je nachdem, von welchem Regiment sie gerade gestellt wurden, schaute regelmäßig auch ein als Ehrenoberst der jeweiligen Truppe dienendes Mitglied der königlichen Familie vorbei. Prinz Philip war hier ebenso zu Gast wie Prinz Charles, Prinzessin Diana und die legendäre Queen Mum.
Seit dem Abzug der Briten 1994 wurden die einstigen, als Ensemble denkmalgeschützten Wehrmachtskasernen unterschiedlichsten Nutzungen zugeführt. In den Gebäuden an der Schmidt-Knobelsdorf-Straße befindet sich heute eine Flüchtlings-Unterkunft mit rund 1500 Plätzen. Die in diesem Frühjahr auf dem einstigen Paradeplatz zusätzlich aufgestellten Traglufthallen konnten zunächst nicht belegt werden, weil sie bei hohen Außentemperaturen nicht ausreichend klimatisiert werden können. Im Obergeschoss des als Kantine genutzten Hauses 11 soll demnächst ein „Willkommen in Arbeit“-Büro eröffnen. Der Zoll betreibt gleich nebenan ein Ausbildungszentrum.
Ehemalige Garagen beherbergen Autowerkstätten, andere Gebäude wie die ehemalige Schule sowie die Sport- und die Schießhalle dienen als Lager oder stehen leer. Das gilt auch für die einst vom British Berlin Saddle Club genutzten Pferdeställe und die versteckt gelegene kleine, hölzerne Kirche.
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Auf dem Kasernengelände weiter südlich – wo sich einst das britische Einkaufszentrum befand – haben sich Ärzte, ein Supermarkt, Schulen niedergelassen; im ehemaliges Soldatenhotel entsteht ein Internat.
Ein bis 2012 von der Gottfried-Kinkel-Oberschule genutzter Kasernenteil an der Seecktstraße, wird gerade hergerichtet, um als Ersatzquartier für die Schule am Gartenfeld während deren Sanierung zu dienen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) prüft die umliegenden Gebäude als eine von mehreren Alternativen für seinen zukünftigen Standort.
„Wenn die kommen, freuen wir uns, und wenn die nicht kommen, freuen wir uns noch mehr“, sagt Helmut Kleebank (SPD). Denn kommt die Behörde nicht, könnte hier eine Gemeinschaftsschule entstehen, in weiteren Gebäuden könnten Teile der derzeit in angemieteten Außenstellen untergebrachten Bezirksverwaltung wie das Jugendamt einziehen, in weiteren Wohnungen entstehen, so der Bürgermeister.
Er plädiert dafür, dass das Land Berlin das Kasernenareal vom Bund übernimmt. Das könnte vielleicht sogar zu einem symbolischen Preis geschehen. „Die Bundeskanzlerin hat gesagt, dass alles, was als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, preiswert an die Länder abgegeben wird, das wäre eine echte Chance“, sagt Kleebank.
Derzeit gibt es auf dem riesigen Areal nur etwa 11.000 Quadratmeter an Wohn- und Nutzfläche. Deshalb möchte der Bürgermeister auf den riesigen Freiflächen weitere Wohnungen bauen lassen. Das kleine Schulgebäude könnte zumindest als Kita Verwendung finden. Straßenmäßig müsste das Gelände erst erschlossen werden. All das wird nur mit privaten Investoren gehen.
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