zum Hauptinhalt
Feuer im ehemaligen Hotel Bogota.
© Paul Zinken/dpa
Update

Charlottenburg-Wilmersdorf: Feuer in ehemaligem Hotel Bogota gelöscht

Der Dachstuhl des ehemaligen Hotel Bogota stand in Flammen. Offenbar waren Bauarbeiten die Ursache. Betroffen war auch Wolfgang Joop.

Rund 70 Feuerwehrleute waren in der City-West im Einsatz, alle Straßen ringsum wurden weiträumig gesperrt: In dem Haus, in dem früher das bekannte Hotel Bogota residierte, stand der Dachstuhl in Flammen. Um 10.23 Uhr rückten die Beamten aus zur Charlottenburger Schlüterstraße.

Löschschaum in der Straße am Fuß des Gebäudes.
Löschschaum in der Straße am Fuß des Gebäudes.
© Yasmin Polat

Lietzenburger Straße gesperrt

Nach Auskunft der Feuerwehr waren keine Personen in Gefahr. Um die Löscharbeiten zu ermöglichen, wurden Teile der Lietzenburger Straße, des Kurfürstendamms und der Schlüterstraße gesperrt. Auch als der eigentliche Brandherd gelöscht war, flammte das Feuer vereinzelt wieder auf. Am Nachmittag war dann endgültig alles gelöscht.

Laut Feuerwehrsprecher Christian Grätz waren offenbar Bauarbeiten die Brandursache. Den genauen Hergang sollen Ermittlungen klären.

Joops Studioleiter: "Bisher sind nur Nähmaschinen betroffen"

Das traditionsreiche und denkmalgeschützte Gebäude ist zum Geschäftshaus umgebaut worden. Inzwischen sind dort bekannte Firmen aus der Modeszene eingezogen.

Designer Wolfgang Joop hat seine bisher in Potsdam ansässige Firma Wunderkind in dem sanierten Altbau angesiedelt, und zwar in den Stockwerken vier und fünf, direkt unter dem brennenden Dachstuhl. Studioleiter Christoph Becker sagte: "Die Dachdecker haben heute morgen Bescheid gesagt, dass sie arbeiten und es laut wird." Auf einmal habe der Dachdecker gesagt: "Es ist qualmig hier, wir müssen einen Spezialisten holen." Dann wurde der Schwelbrand entdeckt. "Es war erstmal nichts sichtbar und dann ging es wahnsinnig schnell."

Zum Schaden sagte Becker: "Bisher sind zum Glück nur Nähmaschinen betroffen, die im Atelier stehen. Das Herzstück der Firma Wunderkind ist nicht betroffen, die Sommer-Kollektion 2017 und Skizzen von Wolfgang Joop sind zum Glück im linken Gebäudeteil." Allerdings sind langfristige Schäden noch nicht abzusehen gewesen, etwa durch den intensiven Brandgeruch oder Wasserschäden in den unteren Stockwerken.

Gegenüber betreibt Elke Brämer seit drei Jahren das Geschäft Agnona. Sie verriegelte ihren Laden: "Der Geruch von dem Löschmittel zieht sonst so schnell in die Textilien." Sie sagt: "Ich dachte, die Baustellenzeit liege nach fast drei Jahren hinter uns, jetzt geht das wahrscheinlich wieder los." 

Ein Haus mit Vergangenheit

Es war nicht nur als Hotel bekannt. Entstanden war es 1911 bis 1912 als Mietshaus für einen Bankier. In der Weimarer Republik war es ein gesellschaftlicher Treffpunkt und eine Stätte des jüdischen Kulturlebens.

1934 zog die für avantgardistische Modeaufnahmen bekannte Fotografin Yva mit ihrer Wohnung und ihrem Atelier in das Dachgeschoss ein. Bei ihr begann der später berühmt gewordene Fotograf Helmut Newton als 16-Jähriger seine Lehre. Das nationalsozialistische Regime ließ Yva wegen ihrer jüdischen Herkunft in den 1940er Jahren in ein Vernichtungslager deportieren und ermorden. Das Haus an der Schlüterstraße wurde zur NS-Reichskulturkammer.

Heinz Rühmann musste dort aussagen

Nach dem Zweiten Weltkrieg tagte an gleicher Stelle eine britische Entnazifizierungskommission, die Künstler wie Gustaf Gründgens, Heinz Rühmann und Wilhelm Furtwängler nach ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus befragte. Erste Pensionsetagen gab es ab 1964. Der Betreiber und frühere jüdische Emigrant Heinz Rewald benannte das Hotel Bogota nach seinem Zufluchtsort in der kolumbianischen Hauptstadt. 1976 übernahm die Familie Rissmann die Geschäfte und machte das ganze Haus zum Hotel. Ein Streit um Mietrückstände endete 2013 mit einem gerichtlichen Vergleich, der die Räumung zum Ende desselben Jahres besiegelte.

Auch im nahen Haus Cumberland brannte 2011 der Dachstuhl

Für den Immobilienunternehmer Thomas Bscher, dem das Gebäude gehört, ist es nicht der erste Dachstuhlbrand in einem Baudenkmal: Bereits Mai 2011 war während des Umbaus des alten Haus Cumberlands am Ku'damm bei Schleifarbeiten am Dach ein Feuer ausgebrochen. Bscher ist auch Eigentümer des damals betroffenen vorderen Gebäudeteils, später öffneten darin Läden und das Restaurant "Grosz". Im Haus Cumberland erwies sich der Brandschaden als nicht so groß wie anfangs befürchtet. Die Reparaturkosten schätzte Bscher seinerzeit auf weniger als eine halbe Million Euro.

Zur Startseite