Kultur: Schlüterstraße 45
Wo Helmut Newton fotografierte und die Nazis Kulturpolitik machten, wohnen heute Hotelgäste im Fließwasserzimmer: die Geschichte eines Berliner Hauses
Der Baldachin – der war’s, der Stephan Erfurt anlockte. Nicht das Haus, das sah wie viele in Charlottenburg aus, nicht wirklich schön, mit dem rauen grauen Putz, aber alt und mächtig. Nein, dieses Zeltdach über dem breiten Bürgersteig, so grell orange, das hat den Fotografen sofort neugierig gemacht. Und dann noch der geheimnisvolle Name drauf: Bogota.
Inzwischen kennt Stephan Erfurt die Geschichte des Hauses, weiß, dass ein zurückgekehrter Emigrant aus Kolumbien dem Hotel seinen Namen gab, dass eine der berühmtesten Berliner Fotografinnen in der Schlüterstraße 45 ihr Atelier hatte, dass hier einst Juden lebten und später Nazis herrschten. Heute bringt der 40-Jährige regelmäßig Künstler und Freunde, Galeristen und Wirtschaftsprüfer im Bogota unter.
Die meisten von ihnen sind größeren Luxus gewöhnt, flauschigere Handtücher, knusprigere Frühstücksbrötchen, coolere Möbel. Minibar und Fön sowieso. Gibt’s hier nicht. Aber „begeistert sind sie alle“: von der Herzlichkeit des Personals, von der zentralen Lage, von dem – nun nennen wir es erst einmal: sehr individiduellen Ambiente. „Wenn man heute im Hyatt oder Hilton wohnt,“ sagt Stephan Erfurt, „weiß man ja gar nicht mehr: Ist man jetzt in München oder Paris?“ Im Bogota dagegen sieht jedes der 123 Zimmer anders aus, aber man weiß immer: Man ist in Berlin.
Schicke abgehängte Decken
Dieses Potpourri, das ist Berlin: alte Schinken und moderne Malerei, Antiquitäten und 70er-Jahre-Möbel, kolumbianische Sessel und schwere Spiegel, die früher im Kempinski hingen. Scheußliches und Schönes, wild gemusterte Teppichböden und edel getäfelte Wände, diese ganze Mischung aus Pension und Grand Hotel. Wo ist die Bar, will ein Gast wissen, angelockt durch die Pianomusik. Es gibt keine Bar, nur ein Klavier, im Frühstücksraum, und wenn sich kein Gast dran setzt, dann spielt es eben von alleine.
Oder diese Berliner Zimmer: Drei, vier Meter sind die Decken – wieder – hoch, so wie 1912, als die ersten Mieter in die herrschaftlichen Wohnungen zogen, Privatiers, Beamte im Ruhestand, ein Hals-Nasen-Ohrenarzt, der Schauspielern die Stimme reparierte … Bei dem Unternehmer Oskar Skaller im Erdgeschoss hingen Renoir und Van Gogh an der Wand, Liebermann und Spitzweg, dort wurden rauschende Feste gefeiert, zu denen Benny Goodman die Tanzmusik spielte. Mit einer Gummiwarenfabrik und einem Sanitätshaus war Skaller reich geworden, aber nicht unsozial: Der Fabrikant war SPD-Mitglied.
Als die Rissmanns das Hotel 1976 übernahmen, kamen sie sich manchmal „wie im U-Boot vor“, wie Steffen Rissmann sich erinnert. Er musste nur die Hand ausstrecken, schon war er mit den Fingern an der Decke. Die hatte ihr Vorgänger abgehängt. Das fand man damals schick.
Heute finden die Gäste es schick, dass sie dem Haus anhören, wie alt es ist. Es knarrt bei jedem Schritt, auch wenn Teppichboden die Dielen verdeckt. Die Luxusgewohnten, Klimaanlagengeschädigten freuen sich, dass sie die alten Doppelfenster tatsächlich öffnen können, und, ein paar Schritte vom Ku’Damm entfernt, ins Grüne gucken: Vor lauter Baum sieht man den Hinterhof nicht mehr. Am ersten Tag finden die Gäste das Haus und seine Einrichtung noch ein bisschen kurios. Am zweiten liebenswürdig. Am dritten fühlen sie sich zu Hause, versorgt von 27 Angestellten, einige von ihnen ebenso viele Jahre im Dienst, und den Inhabern, Vater und Sohn.
Der Schreibtisch der Hoteldirektoren steht nicht im Direktorenzimmer – es gibt nur eine winzige Kammer als Büro, vollgestopft mit Akten und Kunst –, sondern gleich neben der Rezeption. Hoteldirektoren stellt man sich eigentlich auch anders vor. Im Tweedanzug, mit den ironisch blitzenden Augen unter den buschigen Augenbrauen könnte Steffen Rissmann auch gut als britischer Gentleman durchgehen. Schlossherr ist der 67-Jährige tatsächlich schon gewesen, in Oberfranken hat er Banz, halb Kloster und halb Schloss, als Hotel und Ausflugsgaststätte geleitet, eine mörderische Arbeit, die die Familie nach Berlin trieb – eine Anzeige in der Fachzeitschrift hatte sie angelockt. Sohn Joachim könnte auch ein sanfter Kunstsammler aus Madrid sein, und ein bisschen ist er das auch, aus Madrid kommt die Mutter, Kunst sammelt der 40-Jährige auch. Wenn Joachim Rissmann nicht Hoteldirektorssohn und damit von klein auf designierter Nachfolger gewesen wäre – vielleicht wäre er Tischler geworden. Oder Kameramann. Oder Fotograf. Nun sammelt er eben Fotografie und fotografiert selber ein bisschen: Dachdecker, Künstler, Kinder. Oder Helmut Newton und Alice Springs. Das Paar war letztes Jahr hier, um sich das Haus anzugucken. In der Schlüterstraße 45 nämlich, im vierten und fünften Stock, hat der Künstler „die wahrscheinlich glücklichsten Jahre“ seiner Jugend verbracht.
Yva, den Namen kannte vor zehn Jahren außer ein paar Experten kein Mensch. Heute ist die Fotografin so populär, dass Oliver Berben und seine Freunde ihr schickes Lokal in der Schlüterstraße 52 „Yva-Suite“ nannten. Erst Ausstellungen in der Galerie Bodo Niemann, im Verborgenen Museum (in der Schlüterstraße 70) und im Postfuhramt haben die von den Nazis Ermordete wieder lebendig gemacht. Und Helmut Newton, der nicht müde wird, seine Lehrmeisterin zu rühmen: „eine wunderbare Fotografin und eine phantastische Frau“.
Yva war der Olymp
Yva war einer der Stars im Berlin der 20er, 30er Jahre, der ein Kritiker schon in jungen Jahren beschied, „eigene und recht eigenartige Wege zu gehen“, deren „Phantasie, Originalität und ästhetischen Geschmack“ ein anderer lobte. Sie belieferte die großen Zeitschriften mit Modeaufnahmen, den „Uhu“ mit Fotoerzählungen, fotografierte Werbekampagnen, setzte Frauen selbstbewusst in Szene und experimentierte mit dem Medium als Kunst. Newtons Mutter, die wusste, dass ihr Sohn als Jude ein Handwerk zum Überleben brauchte, besorgte dem 16-Jährigen eine Lehrstelle bei der Legende. „Dass ich bei Yva lernte durfte, war der Olymp für mich.“
1934, die Nazis hatten mit den Repressalien gegenüber jüdischen Fotografen längst begonnen, war Yva in die riesige Wohnung in der Schlüterstraße gezogen, zwei Stockwerke hoch, 14 Zimmer groß, mit Dachgarten und zweigeschossigem Entree. Frisch verheiratet war sie da, mit einem „Volltrottel“, wie Newton meint. Hier oben, über den Dächern von Berlin, hat der Lehrling stinkenden Entwickler angesetzt, „lernte, Negative zu retuschieren und Abzüge zu machen“ und Frauenbeine ins rechte Licht zu setzen, lernte „Auge, Maß, Mut – und perfektes Handwerk“. Jeden Donnerstagabend überließ die Meisterin den Lehrlingen das Atelier, „dann konnten wir unsere Freunde fotografieren“, erinnert sich Newton in seiner Autobiographie, „Übungsaufnahmen machen und überhaupt tun und lassen, was wir wollten“.
Das Atelier sieht heute noch immer (oder wieder) wie damals aus, „Nichts hatte sich verändert“, bemerkte Newton nach seinem ersten Wiedersehen, selbst „der Kronleuchter hing noch an der Decke“. Heute hängen auch Bilder von Yva an der Wand des herrlichen Aufenthaltsraums, der über zwei Etagen reicht und von dem verschiedene Hotelzimmer abgehen. Die Treppe, auf der Yva so gern ihre Modelle platzierte, weil auf den Stufen ihre Beine und vor allem die Strümpfe, so gut zur Geltung kamen, diese Treppe führt nun hoch in die Wohnung im fünften Stock, in der Juniorchef Joachim Rissmann mit seiner Frau und den drei Kindern lebt.
Für Yva und Newton war es 1938 vorbei mit dem Glück. Yva bekommt Berufsverbot, muss raus aus dem Haus. Später wird sie als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus arbeiten, während ihr Mann als Straßenkehrer zwangsverpflichtet wird. 1942 wird das Ehepaar von der Gestapo verhaftet und deportiert und, wahrscheinlich in Majdanek, ermordet. Im selben Jahr übernehmen die Nazis das enteignete Haus.
In das heute auch Stephan Erfurt manchmal kommt, nicht um zu schlafen oder zu fotografieren, sondern um nachzudenken, mit seinen beiden Partnern in der besonderen Atmosphäre des Hauses neue Ideen und Konzepte für C/O Berlin, ihr Fotografie-Forum in Mitte, zu entwickeln. Dann setzen sie sich immer im Fernsehzimmer zusammen, das mit seinen roten Sesseln und der holzgetäfelten Schrankwand, den großen Gemälden wie ein großbürgerlicher Salon erscheint. Im Regal stehen Hanni und Nanni, der Varta-Führer von 1971, ein Buch über Erinnerungen aus psychoanalytischer Sicht. In diesem Salon hat auch schon Hans Albers gesessen. Allerdings nicht zu seinem Vergnügen. Nach der Enteignung der jüdischen Besitzer war die Reichskulturkammer in die Schlüterstraße gezogen. Und Vizepräsident Hinkel hatte sein Büro genau hier, im Fernsehzimmer im zweiten Stock, und redete mit dem für seinen Geschmack zu unverschämten Filmstar ein Wörtchen.
Gründung des Kulturbundes
Eine Etage höher und ein paar Jahre später standen dann Heinz Rühmann und Wilhelm Furtwängler im Verhör. In der Schlüterstraße 45 sollten sie erklären, wie weit sie mit den Nazis kooperiert hatten, bevor die Kommission entschied, den Künstlern die Arbeit zu erlauben.
Das war ja so praktisch: Als der Krieg zu Ende war, fand man nicht nur einen Haufen Gemälde aus der Kunstsammlung des Jüdischen Museums im Haus, darunter ein Gemälde von Liebermann, das im Kellerfenster eingeklemmt war – sondern auch Tausende von Akten über alle Künstler im Land. Denn nur wer Mitglied in der Reichskulturkammer war, durfte unter den Nazis arbeiten.
Als „sonderbares, wirres, aber auch wundersam idealistisches Gebilde“ so beschrieb Friedrich Luft die Kammer der Kunstschaffenden. Denn nach Kriegsende wurde in der Schlüterstraße nicht nur entnazifiziert: „Emsig und voller Optimismus“, so Luft, stürzte man sich in die Kulturarbeit. Zeitschriften wurden entworfen und wieder verworfen, Ausstellungen organisiert, Theaterdirektoren angeheuert, Lesungen geplant. „Wir arbeiteten, planten und stampften – glaubten wir – die neue Kunst aus dem Boden, bereiteten der neuen Dichtung eine Stätte.“
So verbrachte Friedrich Luft hier „Wochen der schönen Täuschungen und Illusionen“, traf Jürgen Fehling, und Fritz Erpenbeck, und beinahe auch Erich Kästner und Johannes R. Becher, der in diesem Hause den Kulturbund gründete, bevor er mit diesem in den Ostteil der Stadt zog. Das ganze Haus war damals voll von Künstlern. Aber vielen ging es mehr ums Brot als um die Kunst. „Der Hunger,“ so Luft, „trieb sie alle aus ihren Löchern, die Redlichen, die Wichtigen, die wirklich Großen – und die alten Nazidichter, die Dilettanten, die Krimischreiber, alle kamen“. Denn in der Schlüterstraße 45 wurde entschieden, wie wichtig ein Künstler war – und welche Lebensmittelkarte ihm dafür zustand.
Helmut Newton war nicht darunter. 1938 war er ausgewandert – und hockte „mutterseelenallein“ in Singapur, „krank vor Heimweh“ nach Berlin, das er heiß und innig liebte.1938 gelang auch einem anderen Berliner die Flucht, nach Chile. Nennen wir ihn K., denn über das Bogota redet der alte Herr gern mit uns, aber dass sein Name in der Zeitung steht, das möchte er nicht. Nach Berlin kommt der Emigrant jedes Jahr mit seiner Frau, wenn in Chile Winter ist. So wie jetzt. Dann wohnt das Paar, wo es immer wohnt, im Erdgeschoss des Bogota. Das hohe Berliner Zimmer gibt dem einstigen Kreuzberger das Gefühl, zu Hause zu sein. Und auch dass er mit der Dame des Hauses spanisch sprechen kann, findet er „anheimelnd“.
Herr K. weiß, er braucht keinen Computer, um ein Zimmer zu reservieren, das geht hier alles noch per Hand. Und er weiß, wenn er nächstes Jahr wieder kommt in „das freundlichste Hotel Berlins“, als das es 2001 von „Partner für Berlin“ ausgezeichnet wurde – dass Empfangschef Moncef Ben Aouicha sie wieder empfangen wird.
So, wie er es seit 31 Jahren tut. Der gebürtige Tunesier hat noch unter dem Gründer des Bogota hier zu arbeiten begonnen. Damals, erinnert er sich, war das Haus viel einfacher, „fast primitiv“. Der Direktor, als Jude nach Kolumbien emigriert, stopfte das Haus bis unters Dach mit Gästen voll, auch wenn die Bauaufsicht das eigentlich verbot.
Auch die Besucher waren damals andere. Die meisten kamen scharenweise, mit dem Bus. Gruppenreisen nach West-Berlin wurden damals subventioniert vom Senat, einzige Bedingung: Die Gruppen mussten sich im Deutschlandhaus einen Vortrag über die Frontstadt anhören.
Heinz Rewald hatte das Bogota in den 60er Jahren in Yvas Atelier im vierten Stock eröffnet. Wie in vielen alten Berliner Häusern war damals auf jeder Etage eine andere Pension: im ersten Stock Pension Jahn, im zweiten der Rheinische Hof, im dritten der Bergische Hof. Rewald übernahm dann allmählich die Konkurrenz. Von dem, was sonst noch in der Nachkriegszeit im Hause war – ein Reisebüro und eine Gaststätte im Erdgeschoss, ein Pfandleihhaus im ersten Stock, Filmverleihfirmen – ist nicht viel übrig geblieben. Nur noch die rosa Flamingo-Bar, links vom Hoteleingang, und im Keller das Büro von Eckart Muthesius. Der Architekt, bekannt vor allem als Sohn seines Vaters Hermann und als Baumeister des Maharadschas von Indore, ist zwar ’89 gestorben. Aber im Büro seiner Nachfolger stehen seine modernen Möbel immer noch, wie Joachim Rissmann erzählt.
Briefe, Fotos, Manuskripte, Geschichtsbücher und Romane, Zeitungsausschnitte und Stammkundenkarteikarten – alles, was der Juniorchef zur Geschichte des Hauses finden kann, sammelt er, und kauft dazu, was zum Geist des Hauses passt. Ein schweres altes schwarzes Telefon zum Beispiel für die Rezeption, die früher im Schweizer Hof stand, bevor dieser komplett umgebaut und durchgestylt wurde.
Nichts schmeißt der 40-Jährige, der auf seiner Hochzeitsreise in Bogota war, weg, nicht mal das Plakat des einzigen Jumbo Jets, den Kolumbien je besessen hat, und das der alte Besitzer stolz in sein Hotel gehängt hatte – selbst dafür hat Rissmann noch ein Plätzchen gefunden: im Kellereingang. Und wenn er auf einem Foto von Yva die Heizungsverkleidung von Zimmer 413 entdeckt, dann wird die auch nicht mehr rausgenommen. Selbst wenn er sie hässlich findet.
„Das sind wir, das Hotel“
Vor ein paar Jahren, bei der Renovierung des Erdgeschosses, entdeckten die Rissmanns unter dem Linoleum des Frühstücksraums den Holzboden aus Oskar Skallers Wohnung. Der liegt nun in der kleinen Bibliothek, in der Rissmann alle möglichen Schätze bewahrt. Aus dem Schrank zieht er ein Theaterstück von Ilja Richter hervor, dessen Mutter hier ein Jahr lang wohnte, Bücher von Stuart Pigott, dem Engländer, der die Deutschen deutschen Wein lieben lehrte. Die Manuskripte hat Pigott hier geschrieben. Zwei Mal hat er mit seiner Frau in den 90er Jahren im Hotel Bogota gelebt, monatelang, als sie nicht wohnen konnten, wo sie wohnen wollten. „Joachim Rissmann hat uns gerettet.“
Als „skurrile Erscheinung in einer ohnehin skurrilen Umgebung“ kam Pigott sich vor. Für den Engländer hat das Hotel bis heute etwas vom Geist des alten Berlin, das er selbst nur aus den Erzählungen der Freunde kennt, vom West-Berlin der 70er, 80er Jahre. Als Berlin eine Insel war.
Wie eine Insel wirkt das Hotel immer noch, ein privat geführtes Haus dieser Größe, das gibt es kaum noch in der Stadt. Und dann die Preise: Das teuerste Doppelzimmer kostet 98 Euro, ein Einzelzimmer kann man schon für 44 Euro bekommen, Frühstück und Fließwasser inklusive. So ist das Publikum so bunt gemischt wie das Mobiliar. Studenten, Rucksacktouristen, Geschäftsleute, Messebesucher, Familien, wohlhabende Gäste. Deswegen treffen sich alte Klassen und große Familien so gerne hier: weil das Haus für jeden Geldbeutel was hat.
Als die Rissmanns das Hotel übernahmen, schmissen sie erst mal alle Möbel raus und bauten nach und nach Bäder ein. Nur war nicht jedes Zimmer des alten Wohnhauses geeignet dafür. Und selbst wenn es möglich wäre – „viele Stammgäste würden uns das nicht verzeihen“. Die gehen gerne über den Flur ins Bad, wenn sie dafür ein paar Wochen länger Berlin genießen können.
Professor Maretzki ist so ein „Fließwassergast“. Aus Honolulu kommt der Mann, zwei Mal im Jahr macht er sich auf die Reise um die halbe Welt. „Alles im Hotel hat Stil“, findet der Professor emeritus der Ethnologie. Die gregorianischen Gesänge ziehen so zart durchs Treppenhaus, „und das Personal behandelt Gäste wie Familienbesuch.“ Das alles hat Thomas W. Maretzki sogar der „Zeit“ geschrieben. Und die hat es abgedruckt.
Auch wenn den Seniorchef Steffen Rissmann die Sehnsucht nach Oberfranken nie losgelassen hat, er immer wieder in sein Haus dort fährt und allmählich das Bogotal ganz in die Hände des Sohnes legen will – bereut hat er den Schritt nie. „Es ist unser Leben. Das sind wir, das Hotel.“ Inzwischen schreiben ihm auch manchmal Leute: „Lieber Herr Bogota.“
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