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Bahnhofmissions-Leiter Dieter Puhl (3.v.l.) führte unter anderem den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (2.v.r.) und Sozialsenator Mario Czaja (r.) durch das Hygienecenter.
© dpa

Berlin-Charlottenburg: Duschen und Toiletten für Obdachlose am Bahnhof Zoo

Neben der Bahnhofsmission am Zoo hat die Bahn ihr erstes „Hygienecenter“ für Obdachlose eröffnet. Diese können gratis Toiletten nutzen, duschen, Wäsche reinigen und sich die Haare schneiden lassen.

Bahnchef Rüdiger Grube nannte es am Donnerstag eine „Herzensangelegenheit“, das Hygienecenter für Wohnungslose am Bahnhof Zoo zu eröffnen. 300 000 Euro hat die Bahntochter DB Station & Service in die Anlage neben der Bahnhofsmission in der Jebensstraße investiert. Grube erinnerte an die „über 100-jährige Partnerschaft“ seines Unternehmens mit Bahnhofsmissionen in ganz Deutschland und sprach den Helfern eine „tiefe Verbeugung“ für ihre ehrenamtliche Arbeit aus. Mit den neuen Toiletten und Duschen gehe es nicht zuletzt um „Respekt und Würde“ für Menschen, die auf der Straße leben.

Grube wusste, wovon er sprach, denn ebenso wie viele andere Bahnangestellte hat auch er schon mal freiwillig in der Bahnhofsmission am Zoo mit angepackt und mit Bedürftigen gesprochen. Bei der Eröffnung am Donnerstag waren auffallend viele Politiker dabei, darunter Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Sozialsenator Mario Czaja (CDU) und der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD).

So sieht es in der Herrentoilette aus.
So sieht es in der Herrentoilette aus.
© Cay Dobberke
Ein Blick in das Behinderten-WC.
Ein Blick in das Behinderten-WC.
© Cay Dobberke

Friseure und Fußpfleger gesucht

Das Hygienecenter sei deutschlandweit einzigartig, hieß es. Neben Toiletten, zu denen auch ein Behinderten-WC gehört, gibt es Duschen und manches mehr. Eine Waschmaschine und ein Trockner ermöglichen es Wohnungslosen, ihre Kleidung oder Schlafsäcke zu reinigen. Und Friseurmeisterin Franziska Dinter, die seit Jahren in der Bahnhofsmission gratis Haare schneidet, bekommt nebenan erstmals einen eigenen „Salon“. Diesen konnte sie allerdings noch nicht in Augenschein nehmen, da sie zurzeit erkrankt ist.

Dieter Puhl, der Leiter der Bahnhofsmission, sucht mehr ehrenamtliche Friseure: „Franziska ist ja nicht jeden Tag hier, sondern einmal pro Woche.“ Wichtig für Obdachlose sei auch Fußpflege, für man noch dringend Helfer suche oder notfalls Honorarkräfte beschäftigen müsse.

150 000 Euro pro Jahr kommen vom Land Berlin

Als der Bau des Hygienecenters im September begonnen hatte, war noch unklar, wer die Betriebs- und Personalkosten zahlt. Das Bezirksamt sah sich dazu nicht in der Lage; es hatte einen maroden Hygienecontainer an der Ecke Hertzallee im Jahr 2011 entfernt, weil Geld für einen Ersatz fehlte. Nun aber steuert der Berliner Senat jährlich 150 000 Euro bei. Die Bahn will für Energie- und Wartungskosten aufkommen.

Geöffnet ist ganzjährig, aber nicht rund um die Uhr

Betreiber der Anlage ist die Berliner Stadtmission, zu der die Bahnhofsmission gehört. Ab Januar will man das Hygienecenter „an 365 Tagen im Jahr“ von 10 bis 18 Uhr öffnen. Im Dezember werde die Öffnungszeit wohl noch etwas kürzer sein, sagte Puhl, weil die Bahn schneller als erwartet mit den Bauarbeiten fertig geworden sei und deshalb noch nicht alles perfekt vorbereitet sei.

An einer Öffnung über den Zeitraum 10 bis 18 Uhr hinaus „wird gearbeitet“, kündigte Puhl an, er könne aber noch nicht sagen, ob und wann es dazu komme. Zu jedem Zeitpunkt sollen mindestens zwei Mitarbeiter die Besucher des Hygienecenters empfangen. Wer duschen möchte, bekommt in der Regel eine Wartemarke.

Es gab Ärger über unhygienische Zustände

In der Vergangenheit hatten sich Anlieger aus der Nachbarschaft über Urin und Exkremente an Hausfassaden beschwert. Die eigenen Toiletten der Bahnhofsmission waren oft überlastet, während die kostenpflichtigen Toiletten und Duschen im Bahnhof den meisten Obdachlosen zu teuer waren. Ein umstrittenes Mini-Pissoir, das der Bezirk im Sommer direkt neben dem Gehweg der Jebensstraße aufstellte, änderte wenig.

Jetzt sei „die Welt ein bisschen besser geworden“, fand der Direktor der Stadtmission, Joachim Lenz.

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