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Scherben bringen Glück. Jörg Friedl von der Stadtmission und Ute Möbus (Deutsche Bahn) schaffen Platz für das Hygienecenter im früheren Personal-WC.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Bahnhof Zoo erhält Hygienezentrum für Obdachlose

Die Deutsche Bahn engagiert sich für Wohnungslose und andere Bedürftige: Für 300 000 Euro baut sie Sanitärräume in der Station Zoologischer Garten.

Jahrelang hat sich Dieter Puhl für neue Sanitäranlagen am Bahnhof Zoo eingesetzt, um Obdachlosen zu helfen und die oft unappetitlichen Zustände in der Umgebung zu verbessern. Am Montag freute sich der Leiter der Bahnhofsmission über einen „Riesenerfolg“: Direkt nebenan in der Jebensstraße baut die Deutsche Bahn ein „Hygienecenter“, das im Dezember öffnen soll. Anders als in den bisherigen Bahnhofstoiletten müssen Nutzer nichts bezahlen.

Etwa 300 000 Euro investiert die Bahn-Tochterfirma DB Station & Service in den Umbau früherer Personal-Pausenräume. Deren kleine alte Toiletten werden ersetzt durch je zwei Herren- und Damen-WCs, drei Pissoirs sowie sechs Duschen, darunter zwei für Frauen. Alles soll barrierefrei, leicht zu reinigen und „vandalismussicher“ sein.

Toiletten allein reichen nicht

Große Industrie-Waschmaschinen und Trockner sollen es Wohnungslosen und anderen Bedürftigen ermöglichen, Kleidung oder Schlafsäcke zu reinigen.

Die neuen Räume entstehen unmittelbar neben der Bahnhofsmission am Zoo (rechts im Hintergrund).
Die neuen Räume entstehen unmittelbar neben der Bahnhofsmission am Zoo (rechts im Hintergrund).
© Cay Dobberke

Hinzu kommt eine Ausgabestelle für Hygieneartikel wie Rasierzeug und Damenbinden. Einen neuen Raum bekommt auch Friseurmeisterin Franziska Dinter, die in der engen Toilette der Bahnhofmission seit Jahren ehrenamtlich Haare schneidet. Weitere Helfer werden gesucht, um Fußpflege und Maniküre anzubieten. Es gehe um die „Menschenwürde“, findet Puhl.

Der Bezirk spendierte nur ein Mini-Pissoir

Ein früherer Hygienecontainer an der Ecke Hertzallee war dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zu teuer geworden und wurde Ende 2011 entfernt, als die Sanitärtechnik schon stark heruntergekommen war. Im vorigen Juli stellte der Bezirk ein kleines Urinal in der Jebensstraße auf – aber der graue Kunststoffklotz steht ohne Sichtschutz am Gehwegrand und nutzt Frauen nichts.

Auch die Toilette in der Bahnhofsmission taugt nicht für viele Besucher und ist regelmäßig verstopft.

Eklige Zeichen der Notdurft

So kommt es, dass Nachbarn der Bahnhofsmission wie das Fotomuseum der Helmut-Newton-Stiftung in der Jebensstraße und die Galerie C/O Berlin im Amerika-Haus oft Exkremente an ihren Fassaden finden. Puhl sieht in den neuen Plänen auch „ein Zeichen, Rücksicht gegenüber den Anrainern nehmen zu können“, zumal sich diese als Unterstützer der Bahnhofsmission engagieren. Die Deutsche Bahn handle „vorbildlich“.

Die Bahnleute wissen, worum es geht

Dort zählt Ute Möbus zu den treibenden Kräften, im Vorstand der DB Station & Service ist sie für Finanzen zuständig. Möbus kennt die Probleme, sie hat schon ehrenamtlich in der Bahnhofsmission mitangepackt. Zuletzt war sie mit einem Team aus Bahn-Mitarbeitern drei Tage lang dort. Im Hygienecenter will das Unternehmen auch die Wasserversorgung bezahlen.

Wer deckt alle Betriebskosten?

Trotzdem bleibt eine große Finanzierungslücke: Jörg Friedl, diakonischer Leiter der Berliner Stadtmission, schätzt die Betriebskosten auf bis zu 150 000 Euro pro Jahr. Die Stadtmission, zu der die Bahnhofsmission gehört, möchte zwei Angestellte beschäftigen; mit der Reinigung sollen auch Fremdfirmen beauftragt werden. Friedl hofft auf Zuschüsse des Senats oder Bezirks. Andere Geldgeber sind noch nicht in Sicht. Dennoch rechnen alle Beteiligten fest damit, dass Bahn-Chef Rüdiger Grube das Hygienecenter im Dezember eröffnen wird.

Dann soll es täglich von 10 bis 18 Uhr zur Verfügung stehen. Eine noch längere Öffnungszeit wäre sinnvoll, aber zu teuer, sagt Puhl.

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