Berlin-Spandau: Bürger wehren sich gegen Park am Flugplatz Gatow
Eine Bürgerinitiative fordert den Verzicht auf eine künstlich gestaltete Parklandschaft im Süden von Spandau. Stattdessen sollte ein Naturschutzgebiet entstehen.
Die Bürgerinitiative zur Verhinderung der sogenannten Parklandschaft Gatow hat sich in einem Schreiben an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt dafür ausgesprochen, das Areal als Naturschutzgebiet „Gatower Wiesen“ auszuweisen.
Verschiedene Gutachten sowie die eigenen Beobachtungen der Anwohner würden belegen, dass die Flächen Lebensraum und Fortpflanzungsstätte für eine Reihe von streng geschützten und gefährdeten Tierarten sind. Dazu würden neben der Zauneidechse und dem Feldhasen auch die Vogelarten Neuntöter, Sperbergrasmücke, Braunkehlchen, Wendehals, Grauammer und Feldlerche gehören.
Es geht um ein riesiges Areal inmitten der Natur
Mit acht Prozent in Hamburg und 4,7 Prozent in Bremen haben die beiden anderen deutschen Stadtstaaten einen wesentlich höheren Flächenanteil von Naturschutzgebieten als Berlin, das gerade einmal auf 2,3 Prozent kommt, heißt es in dem Schreiben. Die Bürgerinitiative kritisiert, dass die Pläne, die rund 60 Hektar große, steppenartige Naturlandschaft zwischen der Landstadt Gatow, dem Luftwaffenmuseum, der Siedlung Habichtswald und dem ehemaligen britischen Schießplatz in eine gestaltete Parklandschaft umzuwandeln, noch immer nicht vom Tisch sind. Sie hätten unter anderem die Vernichtung der wohl größten Berliner Braunkehlchenpopulation zur Folge.
Ausgleich für das Neubaugebiet "Landstadt Gatow"
Wie berichtet, soll als Ausgleich für die Versiegelung von Flächen beim Bau der Landstadt Gatow eine rund 90 Hektar große Parklandschaft unter Einbeziehung des ehemaligen Schießplatzes entstehen.
Dessen ehemalige Schießbahnen sollen als Skaterflächen, bestehende Betonmauern als Kletterwände genutzt werden. Der 2011 im Rahmen eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs prämierte Siegerentwurf eines Planungsbüros sieht ferner eine Umgestaltung des Geländes in geometrischen Formen mit großen Plätzen vor.
Seltene Tier können dann dort nicht mehr leben
Nach einem danach erstellten Artenschutzgutachten ist dies aber nicht mit dem Erhalt der Lebensräume der seltenen Tierarten vereinbar.
Petition mit 600 Unterschriften
So hat die Bürgerinitiative bereits im vergangenen Jahr 600 Unterschriften gegen die Parklandschaft gesammelt und mit einer Petition ans Senatsbaudirektorin Regina Lüscher sowie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben geschickt. Seit Beginn des Jahres ist die landeseigene Gesellschaft Grün Berlin für die weiteren Planungen zuständig. Diese hat bei einer Anhörung im Januar ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Berücksichtigung des Artenschutzes bekräftigt. Die Planung sei mehrfach angepasst und an den artenschutzrechtlichen Aspekten neu ausgerichtet worden, heißt es bei Grün Berlin. Der Abstimmungsprozess über den angepassten Vorentwurf sei noch nicht abgeschlossen.
Spandauer Politiker sollen angeschrieben werden
Für Andreas Federschmidt von der Bürgerinitiative scheinen die Pläne zur Umwandlung wertvoller Biotope in Äcker, Gärten und Liegewiesen aber weiterhin nicht vom Tisch zu sein. Gemeinsam mit dem Arbeitskreise Gatow will man deshalb jetzt die örtlichen Kandidaten der einzelnen Parteien für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus anschreiben und um Stellungnahmen zu diesem und anderen umweltrelevanten Themen für Gatow und Kladow bitten.
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