Berlin-Spandau: Brunnen mit Geschichte: Die Löwen sollen zurück nach Kladow
Nach 44 Jahren im Wilmersdorfer Exil wird die Rückkehr des venezianischen Brunnens nach Spandau vorbereitet. Doch plötzlich hat ein anderer Interesse.
Bis zuletzt war das Schloss Brüningslinden am Kladower Havelufer ein beliebtes Ausflugslokal. Der 1967 eröffnete Märchenwald im Garten an der Sakrower Landstraße war auch für Berlin-Besucher eine Attraktion. Dort sprudelte bereits seit 1911 auch der venezianische Löwenbrunnen. 1972 wurde das Schloss abgerissen, der Brunnen ging in den Besitz der Berliner Bank über, die ihn 1988 dem damaligen Bezirk Wilmersdorf stiftete.
Mehr als zwei Jahrzehnte stand er dann auf dem Hof des inzwischen aufgegebenen und als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzten Rathauses Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz.
Der Brunnen landete im Keller
Der Löwenbrunnen wurde indessen abgebaut, zerlegt, verpackt und eingelagert. Jahrelang diskutierte man im neuen Großbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf über die weitere Verwendung. Als neuer Standort war vorübergehend der Meyerinckplatz im Gespräch, doch alle Pläne wurden wieder verworfen.
Indessen begann man in Spandau, sich für eine Rückkehr des Brunnens zu engagieren. Im April dieses Jahres schließlich stimmte die Bezirksverordnetenversammlung des Nachbarbezirks der Rückgabe unter der Bedingung zu, dass in Kladow ein geeigneter, öffentlich zugänglicher Aufstellungsort gefunden wird und die neuen Eigentümer die Kosten für Transport, Sanierung, Aufstellung, Betrieb und Pflege übernehmen. Einschließlich der Restaurierung der vierten Brunnenschale hatte Charlottenburg-Wilmersdorf Baustadtrat Marc Schulte (SPD) die Gesamtkosten für eine Wiederinbetriebnahme auf rund 85.000 Euro geschätzt.
Bald im Garten des Bürgerhauses am zentralen "Dorfplatz"?
Zwar wird bereits an einem Übergabevertrag gearbeitet, doch noch gibt es Klärungsbedarf, was die Besitzverhältnisse betrifft. Denn auch das Berliner Immobilienmanagement, dem das Rathaus seit dem Auszug des Bezirksamtes untersteht, hat Interesse bekundet, den Brunnen zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf den Rathaushof zu stellen, so Spandaus Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU). Er geht jedoch davon aus, dass der Brunnen dem Bezirk gehört und damit der Rückführung nichts im Wege steht.
Die Kosten, die der Kulturverein Kladower Forum übernehmen müsste, dürften deutlich niedriger liegen werden als die Schätzung aus dem Nachbarbezirk, so Hanke. Spandau will das Projekt mit dem Know-how aus der Restaurierung der seit kurzem auf der Zitadelle gezeigten Großdenkmale unterstützen.
2017 wird Kladow 750 Jahre alt - das wäre doch ein Anlass
Wenn alles klappt, wird der Brunnen 2017 zur 750-Jahr-Feier des Ortsteils, der als „Clodo“ 1267 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wieder in Kladow sprudeln. Im Garten des Bürgerhauses des Forums am Kladower Damm, direkt am zentralen "Dorfplatz".
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