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Hier ist Berlin. Ein Teil der typischen Weihnachtsbeleuchtung in der Tauentzienstraße. Das Bild stammt aus dem vorigen Jahr.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Bleibt der Ku'damm zur Adventszeit bald dunkel?

Nicht mehr lange und Kurfürstendamm sowie Tauentzienstraße leuchten wieder weihnachtlich – doch Ende 2018 läuft der Vertrag mit dem Sponsor aus.

Am 23. November startet die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung am Ku'damm und in der Tauentzienstraße. Doch für die Zukunft sieht der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Dieter Gröhler schwarz: Weil die Weihnachtsbeleuchtung in der City West ab 2019 nicht mehr von der Außenwerbefirma Wall AG finanziert werde, bestehe die Gefahr, dass es künftig „im Advent auf dem Kurfürstendamm dunkel bleibt“. Dagegen weisen das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und die Berliner Stadtentwicklungsverwaltung die Befürchtung als unbegründet zurück. Es geht nicht allein um den Lichterglanz, denn auch für stadtweit 258 öffentliche Toiletten und 75 Brunnen müssen neue Betreiber beziehungsweise Geldgeber gefunden werden. Alle Verträge des Landes Berlin mit Wall laufen Ende 2018 aus.

Für ihre Leistungen bekam die Firma mehr Werbeflächen

Um die Weihnachtsbeleuchtung auf dem Ku'damm und in der Tauentzienstraße hatte es einst alle Jahre wieder Gezerre gegeben. Viele Händler wollten sich nicht an den Kosten beteiligen, was auch daran lag, dass ein Großteil der Geschäfte zu Filialketten gehören. Diese gewähren ihren Läden oft kein Budget für regionale Marketingmaßnahmen. Mehrmals wäre der Lichterglanz fast ausgefallen, bis Wall im Jahr 2003 zum Sponsor wurde – zusätzlich auch für die Illumination der Reichsstraße in Westend.

Als Gegenleistung gewährte Gröhler, der damals Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat war, der Firma mehr Reklameflächen im öffentlichen Straßenland. Laut Wall-Sprecherin Frauke Bank investiert das Unternehmen jährlich rund 500.000 Euro in die Weihnachtsbeleuchtung. Davon werde „nur ein Bruchteil über Werbeflächen refinanziert“.

Rechnungshof rügte Koppelungsgeschäfte

Nun aber hat die Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) die Standorte für Außenwerbeanlagen stadtweit neu ausschreiben lassen. Künftig sollen Unternehmen dafür Geld ans Land Berlin zahlen. Andere Sachleistungen sind nicht mehr zulässsig. Schließlich habe der Landesrechnungshof die bisherige Praxis als Verstoß gegen das „Koppelungsverbot“ beanstandet, argumentiert Sprecherin Petra Rohland von der Stadtentwicklungsverwaltung.

Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) befürchtet nicht, dass die Adventslichter am Boulevard 2019 ausgehen. Angedacht sei, dass der Senat die Beleuchtungskosten übernehme beziehungsweise den Bezirken entsprechende Beträge zur Verfügung stelle.

Beteiligen sich Anrainer an den Kosten?

Petra Rohland sagt, künftige Einnahmen aus der Werbeflächenvermietung würden „zur Finanzierung der Leistungen für die öffentliche Daseinsvorsorge verwendet“. Für die Weihnachtsbeleuchtung am Ku'damm könnten aber „bestimmt auch andere Finanzierungsformen gefunden werden“. Als Beispiel nennt die Sprecherin die Pläne für eine Immobilien- und Standortgemeinschaft. Wie berichtet, bereiten Anrainer unter Federführung der AG City diese neuartige Gemeinschaft vor. Immobilieneigentümer wollen sich dazu verpflichten, bestimmte Aufwertungen der Gegend zu finanzieren. Bislang gehörte die Weihnachtsbeleuchtung allerdings nicht dazu.

Darüber hinaus stehe es dem Bezirk frei, Fördermittel „zur Aufwertung touristisch wichtiger Orte“ zu beantragen, sagt Rohland.

Sofern das Geld weiterhin reicht, wird sich an der Gestaltung vermutlich wenig wenig ändern. Seit vielen Jahren schon stammen die leuchtenden Skulpturen und die Lampen in den Straßenbäumen vom Lichtdesigner Andreas Boehlke. Er illuminiert auch einige andere Berliner Straßen und gehört zu den Gründern des herbstlichen Festivals „Berlin leuchtet“.

Wassserbetriebe wollen Brunnen sprudeln lassen

Und wie geht es mit den von Wall betriebenen Toiletten und Brunnen weiter? Vor genau 25 Jahren hatte die Firma in Friedrichshain ihre erste barriefreie und vollautomatische „City-Toilette“ gebaut. Inzwischen gibt es davon 172 Stück in ganz Berlin, außerdem ist die Firma für 86 weitere öffentliche WC-Anlagen zuständig. Für die Zeit nach dem Vertragsende werde „eine ausreichende Versorgung abgesichert“, kündigt Rohland an, „dafür wird in den nächsten Monaten ein Toilettenkonzept erarbeitet“.

Für die öffentlichen Brunnenanlagen gibt es eine Absichtserklärung der Berliner Wasserbetriebe, die Aufgaben zu übernehmen. Die Kosten hingegen soll der gesuchte neue Werbepartner des Senats tragen.

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