Hauptstadtflughafen: BER soll in fünf Etappen ausgebaut werden
Mit einem Masterplan 2040 will die Flughafenleitung den BER massiv erweitern. Das Konzept soll den Flugbetrieb in Berlin langfristig sichern – auch ohne Tegel.
Aus dem U wird ein Rechteck. Mit diesem Konzept will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup den BER erweitern und damit sichern, dass die prognostizierten Passagierzahlen jederzeit abgefertigt werden können. Auch ohne einen Weiterbetrieb in Tegel. Im Jahr 2040 sollen dann bis zu 58 Millionen Passagiere am BER starten oder landen können. Die Gesamtkosten für den Ausbau sind mit 2,3 Milliarden Euro veranschlagt.
Der „Masterplan 2040“, den Lütke Daldrup jetzt an die Aufsichtsräte verschickt hat, sieht fünf Phasen zum Erweitern des Flughafens vor. Zentrales Element ist ein zweites Terminalgebäude gegenüber dem bestehenden Terminal 1. Um die geplante Airport-City und weitere Parkhäuser östlich der Abfertigungsanlagen erschließen zu können, ist ein eigenes Transportsystem geplant. Ob es klassisch als automatische Bahn auf Schienen oder gar als Seilbahn gebaut wird, ist nicht entschieden.
Der Ausbau soll stufenweise realisiert werden. Anpassungen an die jeweilige Entwicklung im Luftverkehr seien dann stets möglich, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. Und ganz wichtig: Bauen soll nicht mehr die Flughafengesellschaft, sondern ein Generalunternehmer. Dies war am Anfang auch für den jetzigen BER-Ausbau vorgesehen. Nachdem sich nach Ansicht der Flughafengesellschaft beim Bieten für den Terminalbau vier Unternehmen abgesprochen hatten, baute der Flughafen in eigener Regie. Und scheiterte bekanntlich grandios.
Auf Busse wird verzichtet
Zunächst sollen nach dem Masterplan in der von den Planern Phase 0 genannten Zeit bis 2021 vorhandene Gebäude am Hauptterminal wie ein Parkhaus für den Flugbetrieb genutzt werden. Durch den Einbau von zwei weiteren Gepäckbändern will Lütke-Daldrup die Kapazität im ersten Schritt um fünf Millionen Passagiere steigern. Bisher gibt es im Hauptterminal acht Bänder, die für 22 Millionen Fluggäste reichen.
Gleichzeitig soll der Pier Nord verlängert werden, an dem Billigfluglinien operieren werden. Die Flugzeuge sollen dicht am Pier parken, so dass Passagiere zu Fuß zu den Maschinen gehen können. Auf Fahrten mit Bussen soll weitgehend verzichtet werden, weil dann die Abfertigung länger dauert, was wiederum die Kapazität einschränkt. Ziel der Billigfluglinien am BER ist es, 25 Minuten nach dem Landen wieder zu starten.
"Kostengünstig" soll es bleiben
Drittes Element ist ein neuer Terminal T 1 -E auf der Straßenseite des Nordpiers. Es soll nach Tagesspiegel-Informationen kostengünstig aus Betonfertigteilen entstehen. Platz soll es hier für etwa sechs Millionen Passagiere geben. Nach dem Endausbau könnte der Bau auch anders genutzt werden oder auch nur in der Hochsaison im Sommer. Insgesamt steigt nach diesem Konzept die Kapazität am BER damit von 22 Millionen auf 33 Millionen Passagiere. Hinzu kommen die Anlagen des alten Terminals, die für mehr als zehn Millionen Fluggäste reichen und bis etwa 2025 genutzt werden sollen.
In der zweiten Phase soll dann bis 2025 die erste Stufe des neuen Terminals T 2 an der Ostseite des Willy-Brandt-Platzes entstehen – für zunächst zehn bis zwölf Millionen Passagiere. Wie im Hauptgebäude soll es hier auch wieder einen „Marktplatz“ mit Geschäften und Gastronomie geben. Zudem wird nach dem Konzept der Pier Nord nochmals verlängert. Und auch das „Personentransportsystem (PTS) zur Airport-City und den neuen Parkhäusern soll dann fertig sein.
Nach den vorliegenden Berechnungen reicht die Kapazität 2025 dann für insgesamt 43 Millionen bis 45 Millionen Passagiere.
Am Himmel wird vorsortiert
Bis 2030 soll anschließend der Terminal T 2 in Richtung Süden erweitert und der Südpier verlängert werden. Damit steigt die Abfertigungskapazität nochmals um sechs Millionen Passagiere auf dann rund 51 Millionen Fluggäste. Bei Bedarf lassen sich die Anlagen nach 2030 weiter ausbauen: Durch ein Erweitern des Terminals T 2 nach Norden – und durch den Bau eines sogenannten Satelliten auf den Vorfeldflächen westlich vom Hauptterminal. Der Neubau soll durch ein Gebäude mit dem Hauptterminal verbunden werden – mit Durchfahrmöglichkeiten für Busse. Die Kapazität steigt damit nach den Berechnungen auf bis zu 58 Millionen Passagiere.
Ein solcher Verbindungsbau zum Satellitengebäude wäre nach Angaben eines Planers möglich, weil die Flugzeuge erstmals schon am Himmel „vorsortiert“ werden sollen. Wer auf der Nordbahn landet, soll von dort auch wieder starten. Gleiches gilt für die Südbahn. Die Flugzeuge parken dann startbahnnah am Hauptterminal – jeweils an Positionen bis etwa zur Mitte des Gebäudes. Da die Maschinen nicht weiter rollen müssen, muss auf dem Vorfeld kein Platz für ein Vorbeirollen der Maschinen am gesamten Terminal vorgehalten werden. In der Mitte bleibt dann Platz für das Verbindungsgebäude zum Satelliten. Es ans Hauptgebäude anzuschließen, wird baulich aber nicht einfach.
Sollte sich der BER doch zu einem kleinen Drehkreuz entwickeln, könnte ein weiterer Satellit nur für Umsteiger gebaut werden – ohne direkten Anschluss an die anderen Anlagen. Beim Flughafen rechnet man mittelfristig auch ohne Air Berlin mit einem guten Dutzend Langstreckenverbindungen – nach Amerika, aber auch nach Asien (Tokio, Shanghai, Hongkong, Bangkok) und Afrika.
Kein Plan der kurzen Wege
Einen zweistelligen Millionenbetrag „im mittleren Bereich“ will die Flughafengesellschaft außerdem in die Ertüchtigung der alten Abfertigungsanlagen stecken. Hier sollen unter anderem im Terminal D weitere Check-In-Schalter eingebaut werden. Auch den Bereich von Easyjet wollen die Planer erweitern. Während der Bauzeit könnte ein Interimsterminal auf dem Vorfeld entstehen.
Zusätzlich sollen auch die betrieblichen Anlagen auf dem Vorfeld erweitert werden: Vorgesehen ist unter anderem der Bau eines Tunnels für Fahrzeuge, weitere Rollwege und Abstellflächen für Flugzeuge sowie eine Erweiterung der unterirdischen Tankanlage.
Nach dem Masterplan wird der Willy-Brandt-Platz vollständig von den Terminalgebäuden umstellt. Die Planer erwägen, ihn zu überdachen. Wichtig bleibt für sie, dass es in dem Konzept möglich sein wird, von jedem Punkt im erweiterten Terminal zu jedem anderen im gesamten Ensemble gelangen zu können. Die Wege können aber lang werden.