Hauptstadtflughafen: BER-Bauarbeiten sollen im August 2018 fertig sein
Der heute veröffentlichte Teil-Fahrplan der Flughafengesellschaft könnte bedeuten, dass der BER doch erst 2020 eröffnet. Grund sind die komplexen Tests und Abnahmen.
Nun wird es sogar schon knapp, den unvollendeten neuen Hauptstadt-Airport wenigstens bis Ende 2019 zu eröffnen, sodass ein Start 2020 wahrscheinlich wird. Das ergibt sich nach Tagesspiegel-Recherchen aus einem schon weitgehend mit den Baufirmen abgestimmten Teil-Fahrplan, den die Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) am Donnerstag offiziell festgelegt und veröffentlicht hat.
Es geht um die bauliche Fertigstellung des BER-Hauptterminals, also den Abschluss der Sanierungsarbeiten im Terminal, mit dessen Bau 2006 begonnen worden war. „Der Terminplan sieht eine Fertigstellung dieser Arbeiten und Leistungen bis Ende August 2018 vor“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung vom Donnerstagabend. Er sei nun „die für alle Projektbeteiligten und Baufirmen verbindliche Grundlage ihrer Arbeiten“, erklärte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup.
Einen BER-Eröffnungstermin nannte er noch nicht. Er bleibt bei seiner Linie der letzten Wochen, dass bis Ende 2017 Klarheit herrschen soll, wann am BER die ersten Passagiere einchecken können. „Die FBB wird noch in diesem Jahr einen verbindlichen Eröffnungstermin für den BER benennen.“ Voraussetzung sei, dass alle Beteiligten „den Terminplan wie verabredet einhalten“. Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft tagt das nächste Mal am 15. September.
Der Plan ist schon fertig
Wie berichtet sieht ein interner Entwurf für den neuen Rahmenterminplan aktuell einen BER-Start im Herbst 2019 vor. Das wird nun eng, wenn allein bis 31.August 2018 noch im Terminal gearbeitet werden muss. So muss die Sprinkleranlage nachgerüstet und umgebaut werden, wofür erst bis Ende 2017 alle Berechnungen vorliegen. Danach kann geplant und gebaut werden.
Nach dem Bauende folgen komplexe Tests und Abnahmen aller technischen Systeme im Terminal: die sogenannte Wirk- und Prinzipprüfung, erst einzeln, dann im Zusammenwirken. Und dann folgt der ebenfalls aufwendige ORAT-Probebetrieb mit tausenden Komparsen. Dafür waren schon Vorbereitungen angelaufen, die dem Vernehmen nach im Mai wegen der dramatischen Rückstände auf der Baustelle gestoppt wurden.
Da ist noch ein Risiko
Für diese Phase der Inbetriebnahme nach Bauende waren in früheren Terminplänen zwischen zwölf und 15 Monate eingeplant. Und sowohl bei den Sanierungsarbeiten als auch bei den Tests und Abnahmen können neue Probleme auftreten, was immer wieder der Fall war. So hieß es in einer internen Unterlage für den Aufsichtsrat vor einem Monat: „In Bezug auf Sachverständigenabnahmen besteht das Risiko, dass Mängel aufgezeigt werden, aus denen Bausoll entsteht“, also weitere Nacharbeiten nötig werden.
Lütke Daldrup hat also allen Grund, vorsichtig heranzugehen. Offenbar will er die Festlegung des Eröffungstermins — 2019 oder 2020? -– auch davon abhängig machen, ob der mit den Baufirmen weitgehend abgestimmte Bauterminplan bis November/Dezember eingehalten wird. In den vergangenen Monaten hatte er intensiv mit den wichtigen Baufirmen wie Siemens, Bosch, Caverion verhandelt, um mit ihnen an Termine gekoppelte Pauschalvereinbarungen für die verbleibenden Arbeiten abzuschließen.
Das kostet alles Geld
Offiziell sollte der Airport zuletzt in diesem Jahr – das fünfte nach dem geplatzten Start 2012 – ans Netz gehen. Dieser Termin war erst im Januar noch unter dem damaligen Chef Karsten Mühlenfeld und Berlins Regierendem Michael Müller (SPD) als Aufsichtsratschef gecancelt worden. Trotzdem sah Müller damals den BER schon „in der Schlusskurve“. Nun zeigt sich, dass auch unter Technikchef Jörg Marks – den Mühlenfeld deshalb feuern wollte, der dann selbst darüber stürzte – die Verantwortlichen selbst 2016/2017 noch keinen Überblick über die wirkliche Lage auf der Baustelle hatten. Von einer Eröffnung 2018, die Lütke Daldrup nach Amtsantritt als Ziel nannte, redet heute niemand mehr.
Jeder Monat BER-Baustelle kostet die FBB rund 13 Millionen Euro. Die bisherigen Kosten für den neuen Airport haben sich auf 6,5 Milliarden Euro verdreifacht. Davon sollten 1,1 Milliarden Euro für erste Erweiterungen (700 Millionen Euro) und den Schuldendienst ausgegeben werden. Nun wird man einen Teil davon erst einmal brauchen, um den BER fertig zu bauen.