BER-Eröffnung: Flughafenchef will Starttermin nicht vor Weihnachten nennen
Einen Eröffnungstermin für Berlins neuen Hauptstadtflughafen hat Lütke Daldrup am Montag beim VBKI nicht verkündet. Doch er soll noch vor Ende des Jahres genannt werden.
Auch wenn die Berliner Wirtschaft sich deutlich für die Schließung des Flughafens Tegel in angemessener Frist nach der Eröffnung des BER in Schönefeld ausgesprochen hat – beim VBKI, dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller, gibt es viele Sympathisanten der FDP-Initiative zur Offenhaltung von TXL. Diesen Eindruck nahm der unbefangene Zuhörer von einer Veranstaltung der Wirtschaftsvereinigung mit Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Montagabend mit.
Von den gut 200 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Fasanenstraße gab es viele zweifelnde Fragen bezüglich der Kapazitäten des neuen Flughafens im Südwesten der Stadt und eines möglichen Eröffnungstermins. Den wollte Engelbert Lütke Daldrup auch an diesem Abend nicht nennen, immerhin aber so viel: Sein Terminplan wird in dieser Woche an die bauausführenden Firmen versandt, denn, so der Flughafenchef wörtlich: „Ich brauche das Commitment der fünf großen Gruppen, dass sie zu dem Plan stehen.“ Dann lege er sich gegenüber dem Aufsichtsrat mit einem Eröffnungstermin fest, das werde wohl nicht vor dem 24. Dezember geschehen, jedoch noch in diesem Jahr. Das wird also eine spannende letzte Woche des Jahres 2017.
Anbindung an Individualverkehr problematisch
Lütke Daldrup bestritt vehement, dass die Vorlage des Masterplans für den Ausbau (der Tagesspiegel hatte darüber am Montag berichtet) in einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit dem Tegel-Referendum am 24. September stehe. Er gab aber zu, dass ein solcher Plan auch schon vor zwei oder drei Jahren hätte vorgelegt werden können, denn die Engpässe seien ja absehbar gewesen. Das kam aber weniger als Schuldeingeständnis im Publikum an (Lütke Daldrup ist erst seit sechs Monaten Flughafenchef) denn als Kritik an seinen Vorgängern. In diese Richtung zielte auch seine Anmerkung, die Zusammenarbeit der Flughafengeschäftsführung mit den Behörden sei früher schlecht gewesen – da dürfe man sich nicht wundern, wenn die nun genau hinschauten. Die Finanzierung aller Ausbauschritte bis zu einer Kapazität von 58 Millionen Passagieren im Jahr 2035 sei beschlossen, legte er sich auf kritische Nachfrage fest.
Für problematisch hält Lütke Daldrup die Anbindung des neuen Flughafens an den Individualverkehr. Mit einem zeitnahen Ausbau der Stadtautobahn sei nicht zu rechnen, der Flughafen setze voll auf den ÖPNV. Die Kapazität des Flughafenbahnhofs sei auch für den großen Ansturm ausreichend genug, die Dresdner Bahn stehe hoffentlich in einem absehbaren Zeitraum zur Verfügung.
Mehr Passagiere als München und Frankfurt
Die politischen Bestrebungen, die Rechtslage so zu ändern, dass der Flughafen Tegel dauerhaft offen bleiben könnte, bewertet der Flughafenchef skeptisch. Die Änderung der Landesentwicklungspläne für die Flughäfen sei kompliziert, für Tegel müsse der vor Jahren ausgesprochene Widerruf der Zulassung als Flughafen nun wiederum widerrufen werden. Die Kosten für den ab 2019 fälligen Lärmschutz bei den Tegel-Anliegern gab er mit mindestens 400 Millionen Euro an. Selbstverständlich aber werde sich der Aufsichtsrat im November mit dem Ergebnis der Abstimmung und möglichen Konsequenzen beschäftigen.
Mit einem gewissen Stolz berichtete Lütke Daldrup, dass die Berliner Flughäfen als Ziel mehr Passagiere hätten als München und Frankfurt. Deren Gesamtzahlen seien allein wegen des großen Anteils an Umsteigern so hoch. Als er dann aber hinzufügte, die Berliner Flughäfen seien „bei allen Klagen ein ausgesprochenes Erfolgsmodell“, gab es lautes Lachen.
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