VW T-Cross: Alles so schön bunt hier
Mit dem T-Cross stellt Volkswagen den kleinsten Wagen seiner SUV-Familie vor. Obwohl: So klein ist er gar nicht.
Also wie denn nun? Und vor allem: Wohin? „Bitte den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt verlassen“, hatte die Frauenstimme aus dem Navi geraten, doch die Fahrt endet nach wenigen 100 Metern im Nichts. Also zurück und zweiter Versuch: Diesmal soll es die fünfte Ausfahrt sein – wieder die falsche. Kurz anhalten, nachdenken: Die zahlreichen mallorquinischen Kreisel sind oft recht großzügig angelegt, haben pro Einmündung eine Ein- und eine Ausfahrt, durch kleine dreieckige Verkehrsinseln getrennt. Und das scheint das Navi nicht zu kapieren, identifiziert nur Ausfahrten, leitet so den Fahrer in seinem funkelnagelneuen VW T-Cross prompt ins Leere – und dies, obwohl der Wagen im spanischen Navarra zusammengeschraubt wurde, es also besser wissen müsste.
Jetzt rechts abbiegen? Aber wo denn?
Und eigentlich weiß er es ja, ein Blick aufs Display – hätte man gleich machen sollen – beweist es. Auch bei späteren Schnitzern der Navi-Frau, die schon mal „Jetzt rechts abbiegen“ oder „Bitte rechts ausfahren und sofort links ausfahren“ befiehlt, obwohl der schnurgerade Straßenverlauf diese Möglichkeiten nicht bietet, weist der Richtungspfeil auf dem Bildschirm stur und korrekt geradeaus. Zwei Seelen wohnen, ach…
Nun, man kann sich wieder ganz aufs Fahrerlebnis konzentrieren, ja, auch auf die blühenden Mandelbäume rechts und links der Straße, obwohl die nicht zum üblichen Umfeld der „neuen, urbanen Generation“ mit ihrem „eigenen mobilen Selbstverständnis“ gehören, auf die der T-Cross laut Volkswagen „perfekt zugeschnitten“ sei. Zu diesem Selbstverständnis – auch andere Hersteller haben das erkannt – gehört der klare Trend zum SUV, dem der neue Flitzer entgegenkommt, als Einstiegsmodell der erst beim Dickschiff des VW Touareg endenden Fahrzeugklasse.
Zurück zu den Mandelbäumen und vor allem zur Straße, die sich bis auf weiteres kreiselfrei vor uns erstreckt. Der T-Cross sei dem Polo schwesterlich verwandt, heißt es, für beide sei die Basis der „Modulare Querbaukasten“. Doch wer in beiden gesessen hat, mag das kaum glauben. Der neue Kompakt-SUV ist nur gut fünf Zentimeter länger als der Polo, doch fast 14 Zentimeter höher, das gibt innen, auch dank dem langem Radstand von 2,55 Metern, ein ganz anderes, irgendwie großzügiges Raumgefühl, verbunden mit freiem Blick auf die Umgebung, sei sie nun ländlich oder urban – als säße man in einem viel dickeren Wagen.
Doch während der Polo auch als GTI-Rakete zu haben ist, legt der T-Cross mit seinen zwei 1-Liter-Benzinern und dem 1,6-Liter-Diesel, mit denen er anfangs angeboten wird, eine eher moderate Fahrweise nahe, obwohl die beiden getesteten Wagen schon erfreulich spritzig daherkommen – der 115 PS starke Dreizylinder mit Sieben-Gang-Automatikgetriebe ebenso wie der nur wenig spurtschwächere 95-PS-Diesel mit Fünf-Gang-Handschaltung. Zudem erwiesen sich beide als sehr agil, hilfreich bei Navi-bedingt notwendigen Kehrtwenden. Wem aber 193 km/h Spitze des stärkeren Benziners nicht reichen, muss eben auf den bereits angekündigten 150-PS-Benziner warten.
Doch trotz aller Verwandtschaft wirkt die Silhouette des T-Cross nicht etwa wie die eines aufgepumpten Polo oder eines geschrumpften T-Roc oder Tiguan, der nächstgrößeren Modelle von Volkswagens SUV-Familie. Er kommt vielleicht etwas großspuriger daher, als man es bei ihrem Benjamin erwarten würde, gibt sich durch Designtricks breiter, als er eigentlich ist – ganz nach außen gesetzte, in die vorderen Kotflügel ragende Scheinwerfer etwa oder ein sich quer übers Heck spannendes Reflektorband. So ist er ein eigenständiges, auf den ersten Blick identifizierbares Auto, ebenso bullig wie ansehnlich.
Lieber Reptilienhaut oder 3-D-Effekt?
Und wenn man sich dann noch für eine leuchtende Lackierung, etwa „Energetic Orange“ oder „Makena-Türkis“, entscheidet, dazu bunte Felgen in „Hot Orange“ oder „Bambus Garden Green", dem Wagen so einen juvenilen Kick gibt, zieht das sicher zusätzliche Blicke an. Allerdings möglicherweise auch abschätzige, solches optische Aufmotzen, womöglich noch mit farblich abgestimmten Außenspiegeln, liegt nicht jedem, wie auch einige fürs Innenleben des T-Cross angebotene Designvarianten gewöhnungsbedürftig sind. Ein Armaturenbrettdekor mit dem Namen „Lizard“ lässt schon ahnen, dass es einer Reptilienhaut entlehnt ist, während das zweifarbig angebotene Streifendekor „Transition“ sogar einen 3-D-Effekt vorgaukeln soll. Entscheidet sich der Käufer für Schwarz-Orange, sind entsprechende Felgen fast zwingend. Aber es geht auch viel dezenter, der Wagen ist eben optisch wie technisch leicht individualisierbar, wenn auch nicht ganz so mannigfaltig wie die größeren Modelle.
Optional sind etwa die nicht nur für Surfer sehr nützliche, nach vorn umlegbare Rückenlehne des Beifahrersitzes oder Systeme wie die Müdigkeitserkennung, die automatische Abstandsregelung, der Parklenkassistent, das schlüssellose Schließ- und Startsystem und der Fernlichtassistent, der bei Gegenverkehr ab- und wieder aufblendet. Die Systeme Front Assist samt Fußgängererkennung und City-Notbremsfunktion, Spurhalte- und Berganfahrassistent, das bei drohendem Unfall eingreifende „Proaktive Insassenschutzsystem“ und der erfreulich aufmerksame Spurwechselassistent werden dagegen serienmäßig eingebaut. Drei Ausstattungspakete werden angeboten, doch schon in der Grundstufe bietet der T-Cross Bordcomputer, vier Türen, variable Rücksitzbank und einen höhenverstellbaren Fahrersitz, LED-Rückleuchten und die erwähnten Helferlein. Und es gibt den serienmäßigen VW Connect DataPlug, der freilich nur etwas nützt, wenn man zugleich ein Smartphone mit heruntergeladener App Volkswagen Connect dabei hat. Wer das für hilfreich, notwendig gar hält, kann sich nun jederzeit per Bluetooth über den Zustand des Wagens informieren, den Kilometer- oder Tankfüllstand vielleicht oder wann mal wieder ein Werkstattbesuch fällig ist, samt Terminabfrage beim VW-Händler des Vertrauens. Und zu bisherigen Fahrten gibt es Statistiken: Wie lange, wie weit, wie spritfressend der Fahrstil? Auch kann Hilfe angefordert werden, macht der T-Cross doch mal schlapp, ja sogar den letzten Parkplatz kann man speichern. Meldungen, die immer mal wieder durch die Medien geistern, dass ein Auto irgendwo abgestellt und erst nach Tagen wiedergefunden wurde – sie sind fortan Geschichte.
Technische Details
Abmessungen
4,11 m (L), 1,98 m (B), 1,58 m (H), 10,6 m (Wendekreis)
Gepäckvolumen
455 Liter, mit geklappter Rücksitzbank 1281 Liter, optional erweiterbar durch umklappbare Lehne des Beifahrersitzes
Antrieb
Zwei 1-Liter-Benziner, Dreizylinder, mit 95 PS (max. Drehmoment 175 Nm, 180 km/h Spitze, von 0 auf 100 in 11,5 Sekunden, Verbrauch 4,9 Liter auf 100 km, Fünf-Gang-Handschaltung) oder 115 PS (max. Drehmoment 200 Nm, 193 km/h Spitze, von 0 auf 100 in 10,2 Sekunden, Verbrauch 4,9 Liter auf 100 km, 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Automatikgetriebe)
1,6-Liter-Diesel, 95 PS (max. Drehmoment 250 Nm, 181 km/h Spitze, von 0 auf 100 in 12 Sekunden, noch keine Angaben zum Verbrauch, 5-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-Automatikgetriebe)
Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp.
Preis
Der VW T-Cross startet bei 17 975 Euro. Bei den Händlern ist der Wagen ab Anfang Mai.
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