Weltpremiere: Ein Kleiner macht sich groß
Volkswagen stellt den neuen T-Cross vor, der die SUV-Offensive ziemlich beeindruckend in die Polo-Klasse verlängert
Ganz schön viel Platz. Man staunt. Das Auto soll nicht größer sein als ein Polo? Kaum zu glauben, so massig, wie der neue T-Cross daherkommt. Aber Zahlen lügen nicht. Der in der Nacht zu Freitag in Amsterdam in einer Weltpremiere vorgestellte T-Cross ist auf der Plattform des Polos entstanden und mit 4,11 Metern gerade einmal fünf Zentimeter länger als der kleinste Volkswagen. Ein SUV im Kleinwagen-Segment also – ein kleines Auto mit der großen Chance, in diesem Bereich enorm erfolgreich zu sein. Immerhin rechnet Volkswagen damit, dass bis 2030 jeder zweite verkaufte Wagen im Konzern ein SUV sein wird. Der T-Cross erweitert die SUV-Palette neben den größeren Tuareg, Tiguan und T-Roc damit nach unten. „Das SUV-Gefühl in eine kompakte Form zu bringen“, mit „den Genen der größeren Geschwister“, sei die Zielstellung gewesen, hieß es bei der Präsentation des Wagens.
Allrad wird nicht einmal angeboten
Geländetauglichkeit wird bei den künftigen Nutzern des T-Cross wohl kaum auf der Prioritätenliste stehen. Ein Allradantrieb wird deswegen auch überhaupt nicht angeboten; vermissen wird ihn kaum jemand. Dafür jedoch ist der viertürige Wagen nicht nur wegen seiner urbanen Abmessungen ein ziemlich gelungener und wendiger Stadtwagen. Und das gilt nicht nur für die „Generation Rücken“ wegen der erhöhten Sitzposition von fast 60 Zentimetern. „Cool, praktisch und sicher“, mit diesem Dreiklang will Volkswagen den T-Cross vermarkten. Der Autobauer zielt erkennbar auf die jüngeren Metropolenbewohner, die sich gegenwärtig zunehmend dem eigenen Auto entfremden und lieber auf Sharing-Dienste zurückgreifen. Mit dem multifunktionalen T-Cross für junge Familien und unternehmungslustige Hipster rückt Autobesitz für diese mobile Generation auch preislich wieder in die Möglichkeitsform – denn in der Basisversion ist der T-Cross schon ab 17 975 Euro zu haben.
Dicke Muckis, aber praktisch
Von außen macht der T-Cross durchaus SUV-typisch auf dicke Muckis. Bemerkenswert ist der lange Radstand – was dem Raumgefühl zugute kommt –, die sehr großen Räder mit den betonten Radkästen und die kurzen Überhänge. Die Front wird dominiert von einem breiten und kräftigen Frontgrill und den flachen, bis in die Flanken gezogenen Scheinwerfern. Das lässt den T-Cross sehr breit und kräftig wirken – was noch von der Lichtsignatur mit der horizontalen Linie betont wird. Der SUV-Charakter wird zusätzlich von der tief heruntergezogenen Schürze mit den wuchtig eingefassten Nebel-Leuchten mit integriertem Tagfahrlicht unterstrichen. Die Seitenansicht mit der abfallenden Dachlinie wirkt dynamisch, die scharfen Kanten, die bis zur Motorhaube durchgezogen werden, verlängern den T-Cross optisch. Mehr praktischen Nutzwert haben der Prallschutz aus Kunststoff an den Türen und den Radkästen, die im Stadtverkehr bei schmalen Parklücken gegen unbeabsichtigte Dellen hilfreich sind. Über die gesamte Rückansicht spannt sich ein Reflektorband, das in prägnanten LED-Rückleuchten endet, und damit ebenfalls das Fahrzeug optisch breiter wirken lässt.
Ein kleines Raumwunder
Im Innenraum ist der T-Cross ein kleines Raumwunder. Er verblüfft auf den Rücksitzen mit einer enormen Kopffreiheit, an der sich manch größere Limousine ein Beispiel nehmen darf. Kein Wunder, ist der T-Cross doch elf Zentimeter höher als der Polo. Der T-Cross bietet daneben auch den größten Kofferraum seiner Klasse. Stehen im Normalbetrieb rund 385 Liter Raum zur Verfügung, wächst mit umgelegter Rückbank der Stauraum auf knapp 1300 Liter. Kein Problem sind auch lange Gegenstände, weil sich auch der Beifahrersitz umlegen lässt. Pfiffig ist, dass die Rückbank auch insgesamt um 14 Zentimeter verschoben werden kann, um entweder die Beinfreiheit der Fondpassagier zu vergrößern oder das Kofferraumvolumen. Beim Interieur haben die Ingenieure ein sportlich-lässiges Ambiente angestrebt, am Cockpit dominieren horizontale Linien. Die individualisierbare Konnektivität mit ständigem Internetzugang und vier USB-Anschlüssen, die Infotainment-Elemente und alle weiteren Funktionen von Navigation bis Fahrgestell-Einstellungen bündeln sich in einem horizontalen Display. Auf die Nutzer warten zudem überraschend straffe Sitze. Wer möchte, darf sich auch ein Beats-Soundsystem mit 300 Watt, 8-Kanal-Verstärker und Subwoofer im Kofferraum leisten.
Mit drei Zylindern geht es los
Drei Ausstattungslinien und vier verschiedene Turbo-Motoren, die die Vorderachse antreiben, kündigt Volkswagen an. Das beginnt mit zwei Dreizylinder-Benzinern mit einem Liter Hubraum. Mit Turbo-Unterstützung sollen die Aggregate 90 und 115 PS entwickeln, was für eine flotte Fahrt reicht. Luxus darf man nicht erwarten: In der Basis gibt es nur ein Fünfgang-Schaltgetriebe. Wer mehr will, kann den 1,5 Liter Vierzylinder mit 150 PS wählen - dann auch mit Schaltautomatik. Abgerundet wird die Palette mit einem 1,6 Liter Diesel mit 90 PS. Alle Motoren erfüllen die neueste Abgasnorm Euro6d-Temp. Ob es irgendwann den T-Cross mit Allrad-Antrieb geben wird, lässt VW ebenso offen wie die Frage nach einem Elektro-Aggregat. Wahrscheinlicher ist, dass der Wolfsburger Konzern bei solchen Kunden auf den schon für 2020 angekündigten I.D.Crozz setzt, dem ersten vollelektrischen SUV von Volkswagen.
Kleines Auto mit viel Sicherheit
Kleines Auto, große Sicherheit, das verspricht Volkswagen. Tatsächlich finden sich im T-Cross viele Assistenzsysteme, die man ansonsten nur in der Mittel- und Oberklasse zur Basisausstattung gehören. In der Grundversion zählen dazu der Spurhalte-Assistent und der Spurwechsel-Warner Blind Spot Detection, aber auch das Frontassist-Sytem mit Fußgängererkennung und City-Notbremsfunktion.
Bei der Premiere durfte man den T-Cross nur anschauen; wie er sich im Alltag fährt, muss deshalb noch abgewartet werden. Hält der Wagen die Versprechungen, könnte VW ein attraktives Modell mit hohem Nutzwert gelungen sein, auf das selbst urbane Automuffel Lust bekommen könnten.