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Viele Menschen genießen es, sich bei frühlingshaften Temperaturen wieder draußen treffen zu können.
© dpa/Daniel Karmann

Aerosole im Freien: Wie sicher bin ich draußen vor einer Corona-Infektion?

Der Sommer kommt, die Menschen treffen sich wieder draußen. Wie hoch die Ansteckungsgefahr da ist, hängt auch vom Wetter ab.

Auch wenn die Inzidenzen sinken, die Corona-Notbremse bleibt vorerst. Dort, wo die Inzidenzen über 100 liegen, sind Treffen nur mit einer weiteren Person erlaubt, ob das Treffen draußen oder drinnen stattfindet, spielt dabei keine Rolle. Obwohl eine Ansteckung in Innenräumen deutlich wahrscheinlicher ist: Wer sich drinnen trifft, steckt sich fast 19-mal wahrscheinlicher mit dem Coronavirus an als draußen.

Tatsächlich sind sich die meisten Experten darin einig, dass es sehr unwahrscheinlich ist, sich im Freien anzustecken, denn durch den Luftaustausch an der frischen Luft verteilen sich ausgeatmete Aerosole schneller. Jedoch ist nicht bekannt, wie viele Viren jemand einatmen muss, um sich mit Covid-19 anzustecken, dazu gebe es nur Schätzungen, sagte Simone Scheithauer, Leiterin der Krankenhaushygiene am Uniklinikum Göttingen gegenüber Zeit Online.

Scheithauer: „Man muss die Virusmenge nicht auf einen Schwall einatmen, um sich anzustecken. Das kann sich auch über mehrere Stunden aufbauen. Deswegen sollte man riskante Situationen zumindest abkürzen: Solchen riskanten Situationen kann man sich auch draußen aussetzen.“

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Ob eine solche besteht, hängt vor allem vom Wetter ab. Windstille ist grundsätzlich ungünstig, wenn man nicht in Bewegung ist und sich nah beieinander aufhält. Denn ohne ein Lüftchen kann sich leicht eine Aerosolwolke um einen Menschen herum ansammeln. Durch die Sonne abgegebene UV-Strahlen können die Viren zwar mit der Zeit abtöten, allerdings gilt das nicht für Aerosole: Ein Aerosol, das jemand einatmet, erreicht entweder schneller sein Ziel, als das UV-Licht desinfizieren kann, oder wird draußen in wenigen Sekunden verweht.

Da wir auf das Wetter keinen Einfluss nehmen können, sollten wir versuchen, unsere Begegnungen, auch draußen, so sicher wie möglich zu gestalten. Expertinnen für Luftübertragungen empfehlen in einem FAQ zur Covid-19-Ansteckung etwa, sich in einer Außengastronomie nicht an einen Tisch zu setzen, der im Abwind eines anderen Tischs steht. Auch am eigenen Tisch sei eine Ansteckung durchaus möglich: Wenn die Luft über längere Zeit von einem Gesprächspartner, der infiziert ist, zum anderen weht, atmet Letzterer möglicherweise genug Aerosole ein, um sich anzustecken. 

Möglichst in Bewegung bleiben

„Es hilft, sich vorzustellen, wohin die Rauchfahne wehen würde, wenn jemand eine Zigarette raucht“, sagt Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen zu Zeit Online. Neben der Richtung ist auch die Entfernung erheblich: Je weiter die Person von dem Aerosolausstoß entfernt ist, desto unwahrscheinlicher wird eine Infektion. Das gleiche gilt beim Picknick im Park: Ungünstig ist es, mit mehreren Personen über einen längeren Zeitraum dicht gedrängt auf einer Decke zu sitzen. Die sicherere Variante: Kurz picknicken, dann spazieren gehen, es ist immer besser, in Bewegung zu sein.

Kontraproduktiv schätzen Wissenschaftler Plexiglasscheiben ein, da sie die Luftbewegung aufhalten, günstiger sei jedoch die Luftzirkulation. Es gilt außerdem die Faustregel: Je lauter das Gespräch, desto mehr Aerosole verteilen sich. So haben Berechnungen von Wirtschaftswissenschaftlern des Leibniz-Instituts in Mannheim ergeben, dass zwei Querdenken-Demonstrationen im letzten Jahr etwa 16.000 bis 21.000 zusätzliche Ansteckungen verursacht haben.

Grundsätzlich sollte draußen eine Maske getragen werden, solange man nicht sicherstellen kann, dass man Abstände zu anderen einhalten kann.

Eine Begegnung beim Joggen hingegen ist so kurz, dass eine Ansteckung fast ausgeschlossen sein dürfte. Der Jogger müsste hochinfektiös sein und man müsste genau in der Aerosolwolke tief einatmen, um sich anzustecken. Auch Radfahrer müssen sich keine Sorgen machen, andere Menschen anzustecken. 

Auch Spazierengehen ist sehr sicher, weil sich durch die konstante Bewegung keine Aerosolwolke um die Personen bilden kann. Nur ein stetiger Wind vom einen zum anderen könnte hier eine Übertragung begünstigen. Dafür müsste der Wind aber längere Zeit aus der gleichen Richtung kommen.

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