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Ein offenes Fenster während einer Abiturprüfung. Lüften ist essentiell, um das Virus zu bekämpfen, sagen Forschende.
© Sebastian Gollnow/dpa

Corona-Infektionswege: Was wissen wir über die Eigenschaften von Aerosolen?

In Innenräumen ist die Infektionsgefahr am größten. Der Hauptfaktor dafür seien Aerosole und nicht Tröpfcheninfektionen, sagen Experten. Reicht Lüften?

Spätestens seit letzter Woche ist die Diskussion darüber, ob Infektionen im Freien eine bedeutende Rolle in der Verbreitung des Coronavirus spielen, erneut aufgeflammt.

Die Bundesregierung kündigte Ausgangssperren als Teil der Notbremse an – was auf vehemente Kritik seitens der Opposition, vor allem der FDP stieß. Sie seien nicht angemessen, weil die Infektionsgefahr im Freien fast vernachlässigbar klein sei.

Was wissen wir wirklich über die Eigenschaften von Aerosolen, also den Kleinstpartikeln, über die wir uns infizieren? Und: Welche Lehren können wir daraus für die Belüftung von Innenräumen ziehen?

Karl Lauterbach, SPD-Politiker und Gesundheitsexperte, warnt davor, das Risiko zu unterschätzen. In einem Tweet bezeichnet er die Interpretation einer Studie, nach der nur 0,1 Prozent aller Infektionen draußen stattfänden, als „Unsinn“. Übertragungen draußen werden lediglich statistisch nicht erfasst. Marco Buschmann, Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion der FDP, hatte sich zuvor auf diese Interpretation berufen.

Darüber, wie sich das Virus verbreitet, scheint indes Einigkeit zu bestehen. „Es besteht kein Zweifel mehr, dass COVID-19 zum größten Teil über respiratorische Aerosolpartikel übertragen wird.“, erklärt Martin Kriegel von der Technischen Universität Berlin.

Andere Infektionswege wie Tröpfcheninfektion für die Verbreitung des Virus hauptverantwortlich zu machen, sei nicht länger haltbar, stimmen Wissenschafler:innen in einem Kurzbericht der Universität Oxford zu.

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Es sei zwar schwierig, das Virus in der Luft nachzuweisen. Die Methoden, die dazu angewendet werden, seien oft ineffizient oder könnten die Proben verfälschen.

Dies sei allerdings keine Grundlage, um die Übertragung über Aerosole als Hauptfaktor anzuzweifeln: Proben von anderen Krankheiten wie Masern oder Tuberkulose, die über die Luft übertragen werden, wurden noch nie in Raumluft gesammelt.

Würde sich das Virus hauptsächlich über andere Wege verbreiten, wären viele Beobachtungen nicht zu erklären: So geben beispielsweise auch Infizierte, die (noch) keine Symptome wie Husten oder Niesen zeigen, das Virus weiter.

Wäre Tröpfcheninfektion ein Hauptfaktor, wäre dies fast nicht möglich – die Tröpfchen würden den Körper nur schwierig verlassen können, argumentieren sie.

Auch, dass es in geschlossenen, unbelüfteten Räumen zu den meisten Infektionen kommt, deute auf die Übertragung über Aerosole hin.

Die wirksamsten Mittel dagegen seien unter anderen, möglichst wenig Zeit in Innenräumen mit anderen Menschen zu verbringen, Masken in Innenräumen zu tragen und viel zu lüften und Luftfilter zu verwenden. Ohne die letzteren Maßnahmen würden die Menge der Aerosolpartikel exponentiell ansteigen.

Dabei seien Lüftungsanlagen wesentlich effizienter als händisches Lüften durch Fenster, erklärt Kriegel. Anhand des CO2-Gehalts der Luft könnten sie steuern, wann wie viel Außenluft zugeführt wird – mit zusätzlich eingebauten Filtern könnte das Infektionsrisiko so minimiert werden.

Allerdings seien dies Maßnahmen stets nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen, die gemeinsam eine Eindämmung des Virus ermöglichen, so die Forschungsgruppe aus Oxford.

Francesco Schneider-Eicke

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