Digitaler Support im Corona-Semester: Wer Profs und Studis im Homeoffice hilft
Das Problem mit dem Konferenzsystem: Das Hochschulforum Digitalisierung hat Mitarbeitende im IT-Support zur Unterstützung in der Online-Lehre befragt.
„Bin ich zu hören?“ Die zentrale Frage bei Konferenzen in Zeiten des Homeoffice lässt sich meist mit der Schwarmintelligenz der direkt Beteiligten lösen. Doch schon das Problem, dass nicht alle Systeme stabil auf Dutzenden Laptops laufen, erfordert die Expertise des IT-Supports von Unternehmen.
Wie die Unterstützung an den Hochschulen funktioniert, hat jetzt das Hochschulforum Digitalisierung untersucht, eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, des CHE Centrums für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz. Die Ergebnisse wurden am Montag veröffentlicht (zum Arbeitspapier des Hochschulforums geht es hier).
Tatsächlich werfen die Videokonferenzsysteme und die Kommunikationsplattformen, auf denen Lehrende und Lernende zusammenkommen, die größten Probleme auf. Knapp 40 Prozent der 123 Teilnehmenden an einer Onlinebefragung unter Hochschulen bundesweit nannten die Hilfestellung bei Zoom, WebEx, BigBlueButton und anderen Systemen als eines der drei wichtigsten Felder der Unterstützung durch ihre Einrichtung.
Auf Platz zwei kommen mit knapp einem Drittel virtuelle Schulungen von Lehrenden, an dritter Stelle stehen Online-Sprechstunden oder Hotlines. Befragt wurden Mitarbeitende von Medien- und Rechenzentren, Bibliotheken und aus Zentren für Hochschullehre von Ende August bis Anfang Oktober 2020. Andere Erkenntnisse stammen aus zusätzlichen Expertenworkshops, heißt es.
Den Hochschulbetrieb aufrechterhalten
„Unterstützungsstrukturen für Digitalisierung in Studium und Lehre haben maßgeblich zur Bewältigung der Corona-Pandemie an Hochschulen beigetragen, da sie mit anpassungsfähigen Strukturen, Flexibilität und agiler Teamarbeit den Hochschulbetrieb aufrechterhalten haben”, sagt Lavinia Ionica, Programm-Managerin beim Stifterverband für das Hochschulforum Digitalisierung.
[Wie es für sie im digitalen Wintersemester 2020/21 läuft, haben wir Studierende und Lehrende gefragt: Fünf persönliche Berichte aus dem akademischen Homeoffice]
Dabei hat ein Großteil der Einrichtungen seine Aufgaben mit eher kleinen Teams übernommen. 42 Prozent „sind mit einer Mitarbeitendenzahl von einem bis zehn Mitarbeitenden sehr überschaubar“. Dabei handele es sich zumeist um Qualitätseinrichtungen und didaktische Zentren.
Ein gutes Drittel der Einrichtungen im Support für die Online-Lehre hat elf bis 50 Mitarbeitende und knapp 17 Prozent mehr als 100 – dies meist an den großen Hochschulbibliotheken. Die Rechenzentren gehören mehrheitlich in die Gruppe von 51 bis 100 Mitarbeitenden (8,6 Prozent).
Die Zufriedenheit der Studierenden und Lehrenden mit ihrem Service schätzen die Befragten mit jeweils mehr als 70 Prozent als hoch ein (zufrieden oder sehr zufrieden mit neu geschaffenen oder deutlich ausgebauten Angeboten).
Die damit verbundene hohe Arbeitsbelastung der Einrichtungen, die sich in der Krise über ihr Kerngeschäft hinaus engagieren, führt nicht zwangsläufig zu deren Ausbau. Zwar ist die Hälfte der Mitarbeitenden optimistisch, dass die finanziellen Zuwendungen wachsen, doch nur ein Viertel glaubt, dass es für die digitale Lehre künftig mehr Personal geben wird.
Langfristige Digitalisierungsstrategien auf der Agenda
Das Hochschulforum fordert Unis und Fachhochschulen auf, eigene Digitalisierungsstrategien (weiter) zu entwickeln. Dass dieses Thema infolge der Corona-Auswirkungen höher auf der Agenda ihrer Hochschule steht, bestätigen über 90 Prozent der Befragten.
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Ausfinanziert aber wären solche langfristigen Strategien, die eine hochwertige Digitalisierung der Lehre auch „nach Corona“ sichern, noch lange nicht. Die Notprogramme der Länder, mit denen Lizenzen für die Konferenzsoftware, neue digitale Endgeräte, Mikros und Kameras angeschafft wurden, reichen dafür nicht aus. „Ohne eine nachhaltige Anschlussfinanzierung kann das jetzt gelebte digitale Niveau an den Hochschulen nicht gehalten werden“, sagt auch Lavinia Ionica.
Die Wissenschaftsminister:innen der Länder hatten dafür im Frühjahr noch einmal nach einem vom Bund finanzierten Hochschuldigitalpakt analog zum milliardenschweren Digitalpakt für die Schulen gerufen. Bislang vergebens, denn Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) forcierte stattdessen ein Programm zu KI in der Hochschulbildung und einen Bund-Länder-Vertrag zur Zukunft der KI-Kompetenzzentren. Beides wurde im November 2020 beschlossen.
Fest steht: Die Serviceeinrichtungen tun wie Lehrende und Studierende ihr Bestes, um gut durch die Corona-Semester zu kommen. Was aber häufig fehlt, kritisiert das Hochschulforum Digitalisierung, sind Standards für gute digitale Lehre in den unterschiedlichen Fachbereichen und ein dauerhaftes Qualifizierungsangebot für das Personal.