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Laufen fürs Herz. Zweieinhalb Stunden mäßig anstrengende körperliche Aktivität pro Woche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO.
© picture alliance / Sebastian Gollnow

Deutscher Herzbericht 2017: Was fürs Herz tun

Der Deutsche Herzbericht dokumentiert: Es gibt Fortschritte im Kampf gegen den „Killer Nummer eins“.

Jahr für Jahr werden die Daten mit Spannung erwartet. Schließlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die häufigste Todesursache. Doch mit sensationellen Überraschungen kann der Deutsche Herzbericht 2017, der heute in Berlin vorgestellt wurde, nicht dienen. „Wir sind in Diagnostik und Therapie an einem Punkt angekommen, an dem eine dramatische Senkung der Sterblichkeit und der Erkrankungen nicht mehr zu erwarten ist“, sagte der Herzspezialist Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die den Bericht in Zusammenarbeit mit ärztlichen Fachgesellschaften herausgibt.

Etwas mehr Menschen an Herzkrankheiten gestorben

Insgesamt hat die Zahl der Männer und Frauen, die an einer Herzkrankheit gestorben sind, zuletzt sogar leicht zugenommen – was zu einem guten Teil am steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung erklärt werden kann. Besonders an Herzschwäche, die häufig bei Hochbetagten auftritt, sind etwas mehr Menschen gestorben. Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist das Leiden, in das über kurz oder lang alle Herzerkrankungen münden können. „Hier gab es eine deutliche Zunahme, fast schon eine Epidemie“, sagte Hugo Katus, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Allerdings sei bei der Überlebensrate eine positive Entwicklung zu sehen.

Denkt man in etwas größeren Zeiträumen, dann sind die Erfolge der Herzmedizin durchaus sensationell: Seit 1990 gab es eine Abnahme der bevölkerungsbezogenen Sterblichkeit um 46,2 Prozent – ein Unterschied, den Meinertz eklatant nennt. „Besonders beeindruckend sind die Erfolge beim Herzinfarkt“, sagt Katus. Ein Grund sei die verbesserte Rettungskette vom Kontakt mit dem Notruf 112 bis zum Beginn der Behandlung. Aber auch bessere Therapiemöglichkeiten und eine Optimierung der Abläufe in den Kliniken trügen dazu bei. Neben Eingriffen mit dem Herzkatheter gehört in einigen Fällen auch eine Bypass-Operation zu den Behandlungsoptionen. „Wir operieren mittlerweile auch im akuten Infarkt und kennen praktisch keine Altersgrenze mehr für die Eingriffe“, sagte Wolfgang Harringer, Präsident der Fachgesellschaft für Herzchirurgie. Die Herzstiftung sieht aber nach wie vor Grund zur Mahnung, die 112 schnell anzurufen und den Verdacht auf einen Herzinfarkt deutlich zu äußern, damit ein Rettungswagen mit Notarzt geschickt wird.

Vorbeugende Blutdrucksenkung hilft

Grund zur Freude aber dennoch Anlass für Verbesserungen sehen die Herzspezialisten auch bei der Vorbeugung von Herzleiden. So gab es 2015 rund zehn Prozent weniger Raucher als 2003. Erfreulich vor allem, dass sich heute weniger Jugendliche Zigaretten anstecken, der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs. Erfreulich auch, dass zu hoher Blutdruck, ein wichtiger Risikofaktor für Erkrankungen der Herzkranzgefäße, nach Daten des Robert Koch-Instituts heute häufiger erkannt und behandelt wird als im Jahr 1990. Ein Viertel der Bevölkerung berichtet in der GEDA-Studie, für die über 20 000 Menschen befragt wurden, dass bei ihnen zu hoher Blutdruck diagnostiziert wurde. Die erwachsenen Deutschen haben das Problem stärker im Blick und gehen es auf Rat ihrer Ärzte mit Medikamenten auch an. Ähnlich ist das bei hohen Blutzucker- und Blutfettwerten.

Doch das Bild ändert sich, wenn es um den „herzgesunden“ Lebensstil geht, mit dem viele die Pillen vermeiden könnten. Also um echte Vorbeugung statt frühes Eingreifen mit Medikamenten. Krankhaftes Übergewicht hat zwischen den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und heute zugenommen. Die Deutschen essen weniger Obst als noch vor ein paar Jahren und nur die Hälfte der empfohlenen Menge an Gemüsen. Was die Bewegung betrifft, so liegen die Deutschen gemäß Herzbericht im Mittelfeld der EU-Bürger, werden allerdings mit zunehmendem Alter aktiver als Bürger anderer europäischer Länder. Mindestens zweieinhalb Stunden mäßig anstrengende körperliche Aktivität pro Woche empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation. 42 Prozent der deutschen Frauen und 48 Prozent der Männer halten sich nach eigenen Angaben an diese Empfehlung – wobei die Frauen zwischen 45 und 64 am aktivsten sind, die Männer eher in jungen Jahren. „Was wir predigen, kommt nur bedingt an“, bedauert Meinertz.

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