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Der Amerikaner Victor Vescovo ist eigenen Angaben zufolge mit seinem U-Boot "Limiting Factor" (im Hintergrund) zu einem der tiefsten Punkte der Erde im Mariannengraben getaucht - und hat dort Müll gefunden (nicht im Bild zu sehen, stattdessen angelockte Gliederfüßer).
© Tamara Stubbs/Atlantic Productions for Discovery Channel/AP/dpa

Tiefseeforschung: Müll im Mariannengraben

Das U-Boot eines Hobbyforschers taucht bis zum tiefsten Punkt der Erde, fast 11.000 Meter tief. Und findet Hinterlassenschaften der menschlichen Zivilisation.

Ein amerikanischer Abenteurer ist eigenen Angaben zufolge mit seinem U-Boot zu einem der tiefsten Punkte der Erde getaucht - und hat dort Müll gefunden. Victor Vescovo berichtete am Montag (Ortszeit) in New York davon, dass er mehrmals in den Marianengraben im Pazifik getaucht sei, unter anderem 10 928 und 10 927 Meter tief. Damit würde es sich nach Angaben der Expedition um die tiefsten Tauchgänge eines Menschen in der Geschichte handeln. Bestätigt sind die Angaben allerdings nicht. Der bisherige Rekord liegt bei 10 916 Metern, aufgestellt 1960 von Don Walsh und Jacques Piccard mit dem U-Boot "Trieste".

Womöglich Plastikteile im Mariannengraben

Während einer der Touren habe er zwei Stücke menschlichen Mülls gefunden, so Vescovo. "Es ist nicht ganz klar, was es war, aber es war sicher von Menschenhand gemacht", sagte der 53-Jährige im Explorers Club in New York. Als er mit seinem Spezial-U-Boot auf dem Grund des Marianengrabens unterwegs gewesen sei, habe er einen Gegenstand gesehen, der nicht natürlich aussah, sondern "scharfe Kanten" hatte.

In solchen Tiefen auf Müll wie Plastikteile zu stoßen, sei auf jeden Fall realistisch, sagte Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Ähnliche Funde im Marianengraben habe es bereits zuvor gegeben. "Es ist bekannt, dass in der Region, nicht nur im Marianengraben selbst, sondern in diesem Teil des Pazifiks auch durchaus Müll in der Tiefsee zu finden ist", sagte die Biologin. Mikroplastik sei dort auch schon nachgewiesen worden.

Technologisch seien solche Analysen extrem aufwendig. "Wir haben zwar enorme technologische Fortschritte gemacht, aber es ist immer noch sehr teuer." Plastik sei in der Tiefe generell keine Seltenheit. "Das beobachten wir in der Arktis auch - mit steigender Tendenz." Bergmann untersucht derzeit in einer Langzeitstudie die Mülldichte in der arktischen Tiefsee. Anders als bei den Tauchgängen Vescovos sei eine solche Analyse nicht nur eine einfache Momentaufnahme - "einmal hingefahren, einmal was gesehen" - sondern "wir machen jedes Jahr an der gleichen Stelle die gleichen Untersuchungen und haben einen starken Anstieg (an Plastik) festgestellt."

"Es ist schwer, dem Müll unter Wasser zu entgehen"

Vescovo sagte auch, dass es bei seinen Missionen, die für eine Fernseh-Dokumentation aufgezeichnet wurden, schwer gewesen sei, dem Müll unter Wasser zu entgehen: "Hoffentlich bringt es mehr Bewusstsein dafür, was wir in den Ozeanen tun. Das ist kein großer Mülleimer und wir sollten sie mit ein bisschen mehr Respekt behandeln." (dpa)

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