Krebsprävention: Dem Risiko ein Schnippchen schlagen
Mit gesunder Lebensweise lässt sich das Risiko für Tumorerkrankungen senken, eine Garantie, nie an Krebs zu erkranken, ist das aber nicht.
Es gibt Grund zur Bescheidenheit, wenn man über Möglichkeiten spricht, Krebs vorzubeugen. Selbst bei Menschen, die vorbildlich gesund leben, ist die Diagnose Krebs nicht ausgeschlossen. „Es sind die ungesunden Lebensgewohnheiten. Es sind die erbarmungslosen Chefs. Es sind die schlechten Gene. Es ist einfach nur Pech“, schreibt Melvyn Greaves vom Institut für Krebsforschung in London in seinem Buch „Krebs – Der blinde Passagier der Evolution“.
Fast die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeidbar
Zu den ungesunden Gewohnheiten gehört das Rauchen. „40 bis 45 Prozent aller Krebserkrankungen könnten wir mit einiger zeitlicher Verzögerung verbannen, wenn alle Risikofaktoren dafür aus der Welt geschafft werden könnten“, sagte Michael Baumann, Forschungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg, auf dem diesjährigen Deutschen Krebskongress. Dafür sei allerdings mehr Geld für die Präventionsforschung nötig – etwa für Expertenstellen, wie sie das DKFZ derzeit zur Vorbeugung von Krebsformen einrichtet, die auf Infektionen zurückgehen. Dazu gehört Gebärmutterhalskrebs. Die Impfung gegen die ursächlichen HPV-Erreger nehmen aber nur ein Drittel der Mädchen im Alter zwischen neun und 14 Jahren in Anspruch. In Australien sind es 80 Prozent. Zwar gehen die Erkrankungsraten in Deutschland schon aufgrund der Frühdiagnose von Vorstadien zurück. „Wir könnten aber noch viel mehr tun“, sagt Baumann.
Der Epidemiologe Hermann Brenner vom DKFZ forscht seit Jahren zu den Auswirkungen der Darmkrebs-Früherkennung mittels Darmspiegelung, die gesetzlich Versicherten ab 55 Jahren im Abstand von zehn Jahren zweimal zusteht. Seitdem sind die Erkrankungs- und Sterberaten um fast ein Viertel gesunken. Doch Darmkrebs ist mit 60 000 Neuerkrankungen und 25 000 Todesfällen jährlich nach wie vor eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Brenner plädiert für eine konsequente Weiterentwicklung des Programms: Wenn man die Menschen persönlich zur Darmspiegelung einlade, sei es sogar realistisch, die Anzahl der Todesfälle zu halbieren.
Adelheid Müller-Lissner